Fachbeiträge

Ausgabe 6 / /2006
Fachbeitrag Kommunikation

Konflikte schnell und kostengünstig lösen

von Thomas H. Bastian

Eine außergerichtliche Methode der Streitschlichtung wird auch für deutsche Unternehmen immer interessanter: Wirtschaftsmediation heißt die preiswertere Alternative zu teuren Gerichtsprozessen. Doch was ist eigentlich Mediation, wie und wo wird ein Wirtschaftsmediator eingesetzt und welches sind seine Aufgaben? Diese Fragen beantwortet dieser Beitrag.

Von Thomas H. Bastian

Inhaltsübersicht:

 

 

 

Streit im Arbeitsalltag ist schnell entfacht: Missverständnisse, unterschiedliche Auffassungen oder Spannungen innerhalb einer Abteilung, zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern sowie im Kontakt mit Kunden können das soziale Miteinander, aber auch die Unternehmensziele beeinträchtigen. In Unternehmen führen Auseinandersetzungen zu Motivationsverlusten bei den Mitarbeitern, Teamkonflikten oder Mobbing-Symptomen, was wiederum zu hohen Arbeitsausfällen führt. Andauernde Kontroversen belasten das Betriebsklima, legen unter Umständen ganze Tätigkeitsbereiche in Firmen „lahm" und können somit schwerwiegende negative ökonomische Folgen haben. Verschärfen sich solche Auseinandersetzungen, bleibt häufig nur noch der Gang vor den Richter, der mit langwierigen Gerichtsprozessen und hohen Prozesskosten verbunden ist. Um dies zu vermeiden, bedienen sich zunehmend auch deutsche Unternehmen einer alternativen, außergerichtlichen Methode der Streitschlichtung: der Wirtschaftsmediation.

 

 

 

Mediation auf dem Vormarsch

 

 

Doch wie löst man solche Konflikte außergerichtlich? Immer mehr Unternehmen setzen die Methode der Mediation (lat.: „Vermittlung") ein: Ein speziell strukturiertes und flexibles Streitbeilegungsverfahren, bei dem beide Streitparteien unter Einbindung eines objektiv Dritten - des Mediators – auf faire und konstruktive Weise gemeinsam zu einer Problemlösung finden. Eine 2005 durchgeführte Studie von PriceWaterhouseCoopers in Kooperation mit der Europa-Universität kommt zu dem Ergebnis, dass die befragten 158 Unternehmen in Deutschland eine Mediation jeder gerichtlichen Beilegung von Konflikten eindeutig vorziehen. In den USA und Großbritannien ist dieses alternative Konfliktlösungsverfahren bereits seit 20 Jahren besonders in der Raumplanung, bei Familienangelegenheiten und in der Wirtschaft im Einsatz. Aber auch in Deutschland nimmt der Trend zur Schaffung einer tragfähigen Konfliktkultur in einem Unternehmen in den letzten Jahren mehr und mehr zu.

 

 

 

 

 

Viele Firmen entscheiden sich heute für einen kompetent ausgebildeten Wirtschaftsmediator, der bei schwierigen Verhandlungen oder in Konfliktsituationen zur Schlichtung eingeschaltet wird, in denen sich die Fronten verhärtet haben. Gemäß dem Win-Win-Prinzip unterstützt ein Wirtschaftsmediator mit seinem Expertenwissen die Konfliktparteien bei emotionsgeladenen Unstimmigkeiten, indem er Vereinbarungen findet, die für beide Seiten zweckmäßig und zufrieden stellend sind, ohne das Verhältnis zueinander auf Dauer zu belasten. Er arbeitet die Hintergründe des Konflikts heraus, zeigt ihre Dynamik und die damit zusammenhängenden Konfliktmuster auf und stellt Verfahren der Konfliktlösung vor. Voraussetzung eines erfolgreichen Mediationsverfahrens ist die grundsätzliche Zustimmung aller Konfliktparteien, einen Mediator zur Unterstützung der Streitlösung einzusetzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Gemeinsam zum Ziel

 

 

 

Der Wirtschaftsmediator führt die Beteiligten mit Hilfe einer strukturierten Verhandlungsführung zu flexiblen sowie kostengünstigen Lösungen, wobei er zwar den Verlauf unterstützt, aber nicht in diesen eingreift. Beide Parteien arbeiten somit gemeinschaftlich an einer konstruktiven Lösung. Der Prozess der Mediation verbessert die Kommunikationsfähigkeit der streitenden Parteien und zeigt ihnen einen positiven Umgang mit Konflikten auf.

 

 

 

 

Während dieses Vorgangs gibt der Mediator nicht nur bestimmte Verhaltens- und Verhandlungstipps, sondern stellt die eigentlichen Interessen der Beteiligten bei der Lösung der Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt. Somit werden Blockadesituationen aufgebrochen und eine wechselseitige Kommunikation wieder möglich gemacht. Durch seinen professionellen Umgang mit Emotionen, Beziehungen, aber auch mit rechtlichen Aspekten der Streitbeilegung ist der Wirtschaftsmediator begehrter Partner von Firmen und Organisationen in der Sicherung des Unternehmenserfolgs.

 

 

 

 

Kompetenz ist wichtig

 

 

Die kooperative Streitbeilegungsmethode hat vor allem einen Vorteil: Es wird nicht gefragt, wer die Schuld für den Streit hat, sondern wie die zukünftige Zusammenarbeit aussehen soll. Zu den wichtigsten Aufgaben eines Mediators gehören, das Vertrauen beider Parteien aufzubauen und eine positive Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Um Konflikteskalationen zu vermeiden, ist die soziale Kompetenz des Mediators deshalb besonders entscheidend. Denn er muss als neutrale Person von beiden Parteien akzeptiert werden und für ihre Fragen und Probleme gleichermaßen erreichbar sein. Erst dann ist die Basis zur Lösung der Konfliktsituation geschaffen.

 

 

 

 

 

Für eine berufliche Tätigkeit als Wirtschaftsmediator ist eine Ausbildung erforderlich, die den angehenden „Schlichtern“ fundiertes Wissen und Können vermittelt. Und solch eine Ausbildung ist mehr als gefragt: Aufgrund der hohen Erfolgsquote und der vielfältigen Anwendungsgebiete gewinnt der Beruf des Wirtschaftsmediators mehr und mehr an Bedeutung.

 

 

 

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