Fachbeiträge

Ausgabe 8 / /2019
Fachbeitrag Best Practice

Digitale Teilhabe: Johannes-Falk-Haus setzt auf WLAN

von Karsten Glied

Noch immer ein unterschätztes Thema: die Digitalisierung der Sozialbranche. Einrichtungen dieses Arbeitsgebietes wirken noch zu oft wie von der modernen digitalen Umgebung abgeschnitten. Und das, obwohl sich die Welt außerhalb der Schulen, Pflegeheime oder Werkstätten ohne Internet oder smarte Geräte nicht mehr vorstellen lässt. Bei der Digitalisierung im sozialen Bereich geht es auch darum, die Betroffenen mit der realen Lebenswelt in Verbindung zu bringen und sie nicht von modernen Möglichkeiten fernzuhalten, von denen sie vielleicht sogar profitieren könnten. Echte soziale Teilhabe kann nur gelingen, wenn auch digitale Teilhabe einen Platz auf der Agenda bekommt.

Inhaltsübersicht:

Das Johannes-Falk-Haus in Herford ist eine Institution in der Trägerschaft des Evangelischen Kirchenkreises. Es bietet Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf Unterstützung in ihrer Entwicklung, mit dem Ziel, ihnen ein selbstbestimmtes Leben in sozialer Teilhabe zu ermöglichen. Das Johannes-Falk-Haus besteht aus einer Förderschule mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ und aus einer heilpädagogischen Frühförderungsstelle. Dabei versteht sich die Einrichtung als Bestandteil des gesellschaftlichen Prozesses hin zu einer inklusiven Gesellschaft. Neben der Wissensvermittlung steht auch die gesamte Persönlichkeitsentwicklung der rund 272 Schüler in den 15 Klassen im Vordergrund.

Digitale Barrierefreiheit?

Bisher ließ die Ausstattung der Räumlichkeiten des Johannes-Falk-Hauses kein flexibles Arbeiten mit digitalen Technik zu. Keine oder nur wenige Datenkabel und keinerlei kabellose Infrastruktur für mobile Geräte: Das war die Ausgangssituation. Auch die entsprechende Hardware und ein dazugehöriges Management zählten bislang nicht zur Ausrüstung. „Uns war klar: Wir müssen unseren Schülern auch die Möglichkeit geben, mit der modernen, heute allgegenwärtigen Technik in Kontakt zu kommen“, erläutert Peter Weber, didaktischer Leiter im Johannes-Falk-Haus. „Ohne grundlegende Kenntnisse über die modernen Medien ist es unseren Schülerinnen und Schülern nicht möglich, am sozialen Leben dieses Zeitalters teilzunehmen. Wir wussten, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.“ Die Mitarbeiter des Johannes-Falk-Hauses sind überzeugt, dass echte Teilhabe nur glücken kann, wenn die Kinder und Jugendlichen lebensecht auf die Gesellschaft vorbereitet werden und daran mitwirken. „Der Kontakt zur Techniklotsen GmbH entstand über den Kirchenkreis Herford, der bereits Beziehungen zu dem Bielefelder Unternehmen hatte“, so Weber. Bei einem Termin vor Ort wurde ausführlich über das Projekt gesprochen, um anschließend ein gemeinsames Konzept zu erstellen.

Hürden bewältigt

Ziel des WLAN-Projektes: Die Gebäude des Johannes-Falk-Hauses auf einen möglichst aktuellen Stand zu bringen, der das Arbeiten mit modernen Geräten wie Tablets oder Notebooks ermöglicht. Darüber hinaus sollte auch das Förderprogramm ‚Gute Schule 2020‘ und die daran geknüpften Bedingungen berücksichtigt werden. Hierzu zählten bestimmte Voraussetzungen für die Installationszeiträume und auch die Rechnungsstellung. Die Umsetzung der angestrebten Maßnahmen wurde durch das Alter und die Beschaffenheit einiger Gebäudeteile erschwert, sodass teilweise keine Möglichkeit bestand, eine geeignete Verkabelung zu legen, auf der ein WLAN-Netz aufbaut. Hier mussten die Techniker das Signal über Verstärker – sowohl Repeater als auch Mesh – künstlich erweitern. Zur Realisierung des Projektes kam eine WLAN-Lösung von LANCOM zum Einsatz. Hierfür legten die Techniklotsen passende Basis-Verkabelungen, erweiterten das Netzwerk mit HPE-Switches und installierten den LANCOM AccessPoint. Danach wurde das Management der Umgebung über einen WLAN-Controller implementiert. Abschließend fand eine ausführliche Einweisung aller Mitarbeiter sowie Lehrer des Johannes-Falk-Hauses in die installierte Technik statt.

Digitalen Wandel mitgestalten

Bereits kurz nach Projektabschluss zeigten die Maßnahmen der Techniklotsen Wirkung: Lehrer und Betreuer können nun didaktische Lernmethoden mit digitalen Inhalten in den Lehrplan einbetten. Moderne und zugleich alltägliche Geräte wie Tablets und Notebooks lassen sich problemlos in den Lernalltag integrieren und von den Schülern in einem geschützten Umfeld ausprobieren. „Oftmals besitzen Schülerinnen und Schüler zu Hause entsprechende Geräte oder sehen, dass ihre Familienmitglieder ein Smartphone oder ein Tablet nutzen, und wollen daher ebenso an dieser Online-Welt teilhaben. Genau dies möchten wir ihnen mit unserer Digitalisierung im Kleinen ermöglichen“, so Peter Weber überzeugt. Darüber hinaus eröffnen die technischen Möglichkeiten der mit speziellen Apps für den Unterricht ausgestattete Tablets neue Perspektiven für alle Lernenden. Über die Arbeit mit zeitgemäßen Mitteln können Kinder und Jugendliche erreicht werden, bei denen vielleicht andere Zugänge versagen. Weber blickt positiv in die Zukunft: „Unser Haus geht mit gutem Beispiel voran – auch oder vielleicht gerade soziale Einrichtungen profitieren von digitalen Prozessen. Das beginnt ganz einfach mit einer stabilen WLAN-Verbindung. Bei vielen sozialen Einrichtungen ist jedoch noch eine gewisse Distanz zu digitalen Medien spürbar.“ Und das, obwohl der digitale Wandel alle Lebens- und Arbeitsfelder beeinflusst und sich so auch nicht mehr aufhalten lässt. Die digitale Spaltung scheint heute schon Realität: Ob fehlender Zugang zu Tablet und Co., kein Internetzugang oder Berührungsängste – wer nicht am digitalen Leben teilhaben kann, fühlt sich ausgeschlossen. Auch der didaktische Leiter sieht die immensen Auswirkungen des digitalen Wandels: „Medienkompetenz hat sich zu einer Schlüsselqualifikation entwickelt. Wir wollen unsere Schüler auch auf ein mögliches Berufsleben adäquat vorbereiten. Dazu gehört heute einfach das Internet und etwa die Kommunikation über Apps.“ Digitale Inklusion bedeutet einerseits die Fähigkeiten zur Nutzung der Geräte sowie die Sicherstellung des bedienerfreundlichen Zugangs und andererseits auch die Selbstbestimmtheit, ob diese Möglichkeiten künftig im Alltag zum Einsatz kommen. „Nun haben auch unsere Schüler und Schülerinnen endlich die Möglichkeit, am digitalen Leben teilzunehmen“, summiert Weber abschließend.

 

 

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