Fachbeiträge

Ausgabe 7 / /2018
Fachbeitrag Organisationsstrukturen

Die Organisation der Zukunft

von Dr. Clemens Schäffner

Der technische Fortschritt und insbesondere die Disitalisierung schreiten in immer höherer Geschwindigkeit voran. Technologien wie Artificial Intelligence, Internet of Things, soziale Netzwerke, Smartphones, und vieles mehr haben die Art und Weise wie wir leben und arbeiten erheblich verändert. Gleichzeitig ist der Zugang zu Technologie wesentlich leichter geworden, zum einen durch einen massiven Preisverfall, zum anderen durch eine deutliche Vereinfachung der Benutzung. Die Steigerung der Produktivität kann mit der Geschwindigkeit des technologischen Wandels kaum mehr schritthalten. 

Inhaltsübersicht:

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Anforderungen an Unternehmen ebenso einem Wandel unterworfen sind. Interessanterweise lässt sich beobachten, dass Individuen sehr viel besser in der Lage sind, sich dem technologischen Fortschritt anzupassen, als dies bei Unternehmen in der Regel der Fall ist. Für Unternehmen wird Anpassungsfähigkeit zum kritischen Erfolgsfaktor.

Hierarchische Organisationsformen kommen an ihre Grenzen

Allerdings sind klassische hierarchische Organisationsformen von Unternehmen das genaue Gegenteil: Sie sind auf Effizienz und Produktivität optimiert und bei statischen Umgebungsbedingungen in hohem Maße erfolgreich. Bei dynamische Randbedingungen und hohem Anpassungsdruck versagen jedoch hierarchische Organisation in der Regel. Auch die allerortens zu beobachtenden Transformations-Projekte und die in hoher Frequenz stattfindenden Reorganisation von Unternehmen bekämpfen letztlich nur Symptome ohne das Problem an der Wurzel zu lösen.

Hierarchische Organisationn basieren auf festen Rollen, Stellenbeschreibungen und Regeln. Sie wurden vor über 100 Jahren für stabile Märkte und langfristige Planungshorizonte entworfen. Sie waren über Jahrzehnte sehr erfolgreich, insbesondere bei Großunternehmen. Allerdings konnte man im Laufe der Zeit eine erheblich Zunahme an Bürokratie und interner Politik beobachten. Hierarchische Unternehmen haben sich als per se besitzstandswahrend erwiesen. Wenige „Bremser“ in der Organisation reichen aus um noch so gut gemeinte Veränderungsprozesse zu torpedieren. Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass hierarchische Organisationsformen grundsätzlich nicht geeignet sind, Anpassungsfähigkeit im heute erforderlichen Maße zu entwickeln.

Neue Organisationsformen müssen radikal anders sein

Aber worin könnte eine bessere Alternative bestehen? Neue Organisationsformen müssen radikal anders sein: Es gibt keine festen Rollen mehr, stattdessen werden Aufgaben und Fähigkeiten als die zentralen Elemente betrachtet. Die Arbeitsorganisation muss nun so beschaffen sein, dass möglichst punktgenau Aufgaben einerseits und Fähigkeiten andereseits zum richtigen Zeitpunkt zusammenfinden. Hierzu sind „Marktplätze“ geeignet, wo nach dem freien marktwirtschaftlichen Prinzip Angebot (hier: Fähigkeiten) und und Nachfrage (hier: Aufgaben) aufeinander treffen. In einem ersten Schritt wird dieser Marktplatz im allgemeinen firmenintern sein, mit höherem Reifegrad ist es aber genauso gut denkbar dass der Marktplatz öffentlich und frei zugänglich gestaltet wird.

Dies ist zunächst ein theoretisches Gedankenmodell. Kann es auch in der Praxis funktionieren? Sicherlich muss jedes Unternehmen (wie bei klassischen Organisationsformen auch) seinen eigenen individuellen Weg finden. Und ja, es gibt bereits Unternehmen, die diesen Ansatz in die Praxis umgesetzt haben.

Praxisfall: Die „Zellen-Organisation“ bei Accesa

Bei Accesa, einem full-service IT-Dienstleister, wurde dieser Ansatz wie folgt implementiert: Die Organisation ist in Form von sog. Zellen strukturiert, wobei jede Zelle einen bestimmten Zweck erfüllt und mit anderen Zellen zusammenarbeitet, wie man dies von einem Organismus kennt. Jeder Mitarbeiter ist Mitglied mindestens einer Zelle. Hierarchische Strukturen wie Abteilungen, Bereiche o.Ä. gibt es nicht mehr. Zellen können gebildet oder auch wieder entfernt werden, je nach Bedarf. Ein Bedarf kann dabei durch eine Anforderung seitens des Markts bzw. von Kunden entstehen, oder es kann ein Bedarf z.B. nach einer Unterstützungsfunktion geben. Es gibt Business Unit Zellen, die für die Lieferung von Projekten vollumfänglich verantwortlich sind. Es gibt Competence Center Zellen, die funktionales Know-How konsolidieren und für die persönliche und fachliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter verantwortlich sind. Diese Form der Organisation stellt besondere Anforderungen an die Mitarbeiter, da von Ihnen ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstorganisation abverlangt wird. Andererseits werden sie durch viel Freiheit und umfassende Entfaltungsmöglichkeiten belohnt.


„Als agiler und innovativer IT-Service-Provider müssen wir in hohem Maße anpassungsfähig sein. Dabei hilft uns unsere zellen-basierte Organisation erheblich.“

Dr. Clemens Schäffner, Geschäftsführer, Accesa IT Group GmbH München


Accesa ist der Überzeugung, dass künftig diejenigen Unternehmen einen Vorteil haben werden, die in der Lage sind, sich schnell und flexibel anzupassen – gegenüber Unternehmen, die zwar hoch effizient, jedoch unflexibel und statisch sind.

 

 

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Online Fachbeiträge Ausgabe 4 / 2014
Fachbeitrag       Unternehmensorganisation

Zukunft der Wissensarbeit: Die agile Organisation als strategischer Erfolgsfaktor

Artikel lesen


42012
Titelthema       Best Practice

Einen Schritt voraus dank der richtigen Technologie

von Benjamin Gruna

Artikel lesen


62012
Titelthema       Changemanagement

Erfahrungen aus fünf Jahren Benchmarking

von Michael Hertlein, Stefan Smolnik

Artikel lesen


62015
Praxis Wissensmanagement       Organisationsstrukturen

Wissensmanagement in Verbänden

von Thomas Klauß

Artikel lesen


12024
Human Resources       Organisationskultur

New Work: Was erwarten Mitarbeiter von einer flexiblen Arbeitswelt?

von Dr. Thomas Bleistein, Moritz Paulus, Luisa Barton, Dr. Dirk Werth

Artikel lesen


Unsere Empfehlungen