Fachbeiträge

Ausgabe 9 / /2017
Fachbeitrag Cloud Computing

Was macht ein Cloud Developer?

von Mandy Tiedemann

Bis Ende 2017, so International Data Corporation (IDC), werden wohl knapp zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland die Cloud einsetzen. Das hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Zahl der Cloud-Jobs hat sich in einem Jahr nahezu verdoppelt, prognostiziert die Metajobsuchmaschine Joblift. Der Bedarf an Spezialisten steigt damit explosionsartig. Unternehmen suchen unter anderem gezielt nach Cloud-Entwicklern. Doch was macht ein solcher Experte in der Praxis? Und was muss er dafür können?

Inhaltsübersicht:

Laut Joblift wurden in den letzten 24 Monaten 16.540 Stellen veröffentlicht, die sich an Cloud-Experten richten, sowohl von Cloud-Anbietern als auch von Unternehmen, die Anwendungen in die Cloud auslagern. Der größte Teil der Stellen richtete sich dabei an Cloud-Architekten (4.090 Ausschreibungen), Cloud-Entwickler (3.157 Anzeigen) und Cloud Consultants (3.047 Jobs). Die meisten Stellen (64 Prozent) wurden von Großkonzernen ausgeschrieben, 30 Prozent stammten von mittelständischen Firmen bis 500 Mitarbeiter und sechs Prozent von kleinen Unternehmen mit maximal zehn Angestellten. Die Wachstumsraten zeigen, dass das Thema auch bei kleinen und mittleren Organisationen an Bedeutung gewinnt: Während die Stellen bei Großunternehmen um durchschnittlich 3 Prozent jeden Monat anstiegen, betrug die Rate beim Mittelstand sieben Prozent und bei kleinen Firmen sogar acht Prozent. Fakt ist allerdings auch: Cloud-Jobs bleiben bis zu 25 Prozent länger unbesetzt als der Durchschnitt aller Stellen, so Joblift weiter.

Das Aufgabenprofil des Cloud Developers

Um Unternehmen und IT-Spezialisten eine praxisorientierte Qualifizierung rund um die Datenwolke zu bieten, hat TÜV Rheinland ein herstellerunabhängiges Cloud-Kompetenzmodell entwickelt. Das Modell deckt die drei wichtigsten Schlüsselqualifikationen ab, die derzeit gesucht werden: den Cloud-Administrator ((mit dem ersten Beitrag verlinken)), den Cloud-Entwickler und den Cloud-Architekt ((mit dem dritten Beitrag verlinken)). Die Cloud Developer, auch Cloud Entwickler, sind dabei die Schrittmacher der digitalen Transformation. Cloud Developer zeichnen verantwortlich für die Ausgestaltung der Cloud im Unternehmen, das heißt, ihre Aufgabe ist es, Softwarelösungen in Private-, Hybrid- und Public-Cloud-Infrastrukturen zu designen und für deren Implementierung zu sorgen. Cloud Developer tragen dazu bei, Geschäftsabläufe durch den Einsatz moderner Cloud-Lösungen noch effektiver zu gestalten und neue Technologien optimal einzusetzen. Idealerweise decken sie den kompletten Projektzyklus ab: von der Aufnahme der Anforderung über die Programmierung bis hin zur Datenmigration und -integration. Je nach Berufserfahrung ist eine wachsende Projektverantwortung bis hin zur Führung von Teams möglich.

Welche Kompetenzen sind erforderlich?

Der Cloud Developer kennt sich aus mit herstellerspezifischen Themen von Microsoft, Oracle und AWS. Er ist in den Architekturen der Cloud-Provider zuhause und weiß die Vorteile dieser Cloud-Services effektiv für den Bedarf des Unternehmens zu nutzen. Codebibliotheken, SDKs, Softwareentwicklungs-Suites und IDE-Toolkits sind sein Werkzeugkasten, mit dem er effizienten Code entwickeln und hochverfügbare und performante Cloud-Lösungen erstellen kann.

Welches Wissen muss aufgebaut werden?

Cloud Developer eignen sich relevante Entscheidungskriterien und Kenntnisse um technologische Voraussetzungen für den Einsatz von Cloud-Lösungen an. Sie wissen, was bei Planung und Betrieb einer Cloud-Umgebung zu beachten ist und haben Antworten auf Fragen wie:

  • Wie sieht die Topologie für die Anwendung aus, die wir ausliefern wollen, einschließlich aller Rechen-, Speicher-und Netzwerk-Ressourcen?
  • Was sind mögliche Fehlerpunkte und wie können sie vermieden werden?
  • Welche Sicherheitsbedenken könnten rund um die Anwendung bestehen? Wie steht es um Datenverschlüsselung und Zugriffsrechte?
  • Sind die Komponenten der Anwendung skalierbar?
  • Was sind die wichtigsten Kennzahlen, die wir per Dashbord monitoren und analysieren sollten?

Sie sind in der Lage, Cloud-Komponenten auszuwählen und diese auch zu handeln: von der Hardware über die Dienste bis zum Self-Service-Portal. Darüber hinaus haben sie die aktuellen Virtualisierungstechnologien im Griff, um Ressourcen optimal zu nutzen und effiziente Cloud-Lösungen zu implementieren.

Cloud Developer mit Expertenstatus

Der Expertenstatus des Cloud Developers umfasst zusätzlich die intensive Auseinandersetzung mit Change-Prozessen und die Auslieferung lauffähiger Lösungen in kürzeren Abständen. Erfahrene Cloud-Entwickler verstehen, wie die Infrastruktur für Entwicklungs-, Test- und Produktionsumgebungen aussehen muss, um Software-Projekte von der Idee bis zum Deployment erfolgreich stemmen zu können.

Darüber hinaus vermögen sie Risiken beim Betrieb von Cloud-Lösungen realistisch einzuschätzen und geeignete Präventivmaßnahmen zu planen und umzusetzen, um einen möglichen Schaden für die Organisation so weit wie möglich zu mindern bzw. zu vermeiden. Sie können Codereviews und Tests in einer Abbildumgebung durchführen und sind auch in der Lage, bei Problemen ein Change zu revidieren und die letzte mögliche Konfiguration wiederherzustellen.

Cloud Developer sind zudem mit dem Thema Service-Level-Agreement (SLA) als Grundlage für den Betrieb von Cloud-Lösungen vertraut und wissen, welche Leistungsindikatoren sich zur Bewertung erbrachter Services eignen und wie praktikable Abrechnungsmodelle zwischen dem Cloud-Betreiber und dem Kunden aussehen sollten.

Qualifizierung zum Cloud Developer

Die Qualifizierung zum Cloud Developer beinhaltet Theorie und Anwendungsbeispiele, dauert je nach Vorkenntnissen und angestrebter Tiefe zwischen einem und zehn Tagen. Voraussetzung für die Zertifizierung zum Cloud Developer nach TÜV Rheinland sind gute Grundlagenkenntnisse über IT-Infrastrukturen, Server-, Virtualisierungs-, Netzwerk- und Storage-Technologien sowie Cloud-Basiswissen. Die Voraussetzungen für den Expertenstatus des Cloud-Developers sind praktische Kenntnisse in mindestens einer höheren Programmiersprache (C#, Java, PHP, Ruby, Python usw.), fortgeschrittene Anfängerkenntnisse beim Verwalten von Linux- oder Windows-Systemen auf Befehlszeilenebene, praktische AWS-Erfahrung, sowohl mit der AWS Management Console als auch mit der AWS-Befehlszeilenschnittstelle, sowie die Qualifizierungen der Kurse „System Operations on AWS“ und „Developing on AWS“.

Was verdient ein Cloud Developer?

Je nach Qualifikation, Einsatzort, Unternehmensgröße und Personalverantwortung verdient ein Cloud-Entwickler zwischen 3.200 und 7.000 Euro monatlich – und liegt damit unter dem Gehalt eines Cloud-Architekten. Welche Bereiche der Cloud-Architekt verantwortet, erfahren Sie im Fachartikel: Was macht eigentlich ein Cloud Architect?

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