Fachbeiträge

Ausgabe 4 / /2011
Fachbeitrag Innovationsmanagement

Kreativität kann man lernen

von Eva Reinhards

Kreative Entwicklungen finden niemals in einer isolierten Innenwelt statt. Wo unser Umfeld die unerschöpfliche Ressource Kreativität ununterbrochen stimuliert, muss es uns gleichzeitig als Reflexionsfläche für unsere Ideen dienen. Viel zu schnell haben sich kreative Eingebungen wieder verflüchtigt, sodass wir uns keinesfalls erlauben können, sie entwischen zu lassen – nur weil sie unserer ersten selbstkritischen Bewertung nicht standgehalten haben. Kreatives Potenzial in Unternehmen kann nur gewinnen, wenn man es miteinander teilt. Doch die meisten Innovationen scheitern, noch ehe sie überhaupt zum ersten Mal geäußert werden. Zurückgehalten von der Furcht, einen eigenen kreativen Gedanken abgewertet oder der Lächerlichkeit preisgegeben zu sehen.

Inhaltsübersicht:

Für jedes Unternehmen wird es immer relevanter, den Schwund an Innovationen – der durch Schweigen und Zurückhaltung entsteht – zu minimieren. Jeder Mitarbeiter kann zu einer wertvollen Ressource bei der Ideengewinnung und Entwicklung werden; doch die Problematik beginnt schon dort, wo die wenigsten in der Lage sind, sich selbst als solche wahrzunehmen. Diese kreativen Potenziale dürfen weder missachtet noch verschenkt werden und so beginnt der Weg zur kreativen Entfaltung eines Unternehmens zuallererst bei der Sensibilisierung der Mitarbeiter für ihre eigentliche Relevanz in diesem Prozess. Es geht elementar um den Abbau von Hemmungen auf allen Hierarchieebenen eines Unternehmens, Ideen und Innovationen zu äußern und gemeinsam weiterzuentwickeln.

 

Unternehmen und ihre Angst vor Innovationen

Unzählige Unternehmensberatungen finden ihre einzige Existenzberechtigung in der Unfähigkeit der Unternehmen, ihre selbst auferlegten Grenzen im Bezug auf Innovationen zu überwinden. Am wenigsten noch im Marketing und in der Produktentwicklung, ausschlaggebend jedoch bei jeder Form von internen Prozessen in Unternehmen. Solche Unternehmensberatungen binden häufig finanzielle Mittel, die besser für eine Weiterentwicklung des Personals in einer seiner wichtigsten Kernkompetenzen genutzt wären: dem Ideenmanagement.

Die häufig unterstellte Betriebsblindheit ist nur selten so weit reichend ausgeprägt wie angenommen. Kaum eine externe Optimierung der Unternehmensabläufe fördert Ergebnisse zu Tage, die nicht im Gedankenpool der Mitarbeiter bereits als flüchtige nicht greifbare Ideen existiert hätten. Diese Ideen aufzugreifen, wo sie entstehen, sie keinesfalls versiegen zu lassen und von Anfang an für die Unternehmensentwicklung nutzbar zu machen, kann kein großes Geheimnis sein. Doch allzu häufig erreicht keiner dieser frischen Gedanken eine Arbeitsgruppe oder auch nur einen einzigen Kollegen. Und immer wieder wird Innovationsentwicklung und Ideenfindung nicht Ebenen übergreifend in Unternehmen umgesetzt.

Wie können wir also dieses Dilemma durchbrechen? Mit welchen Ansätzen können wir den Mitarbeitern in allen Hierarchieebenen Werkzeuge an die Hand geben, um sich kreativ in die Unternehmensentwicklung einzubringen. Diese sogar nachhaltig mit ihren Gedanken positiv zu beeinflussen. Ihre Ideen auszutauschen und gegenseitig weiter zu entwickeln, statt sie klein zu reden und zu zersetzen. Der Schlüssel liegt darin, das vorgeformte Rollenverhalten der Führungskräfte zu durchbrechen und den kreativen Austausch der eigenen Mitarbeiter nicht inhaltlich zu bestimmen, sondern nur methodisch anzuleiten, um selbst und als Unternehmen von ihren Gedanken und Ideen nachhaltig profitieren zu können.

 

Schritt für Schritt zu neuen Ideen

Doch kann man Ideenfindung lernen? Selbstverständlich! Wer neugierig ist und den Mut hat unkonventionell zu denken, bringt bereits die wichtigsten Voraussetzungen dafür mit. Doch selbst eingefahrene Strukturen lassen sich durch das bewusste Anwenden von Kreativtechniken durchbrechen, neu wahrnehmen und weiterentwickeln. Diese Techniken, von denen es unzählige gibt, lassen sich gezielt lernen und anwenden und erlauben es, Grenzen zu überwinden und die eigene Konzentrations- und Organisationsfähigkeit auf ganz anderen Ebenen einzusetzen.

Moderne Ausbildungseinrichtungen, wie die Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar, setzen schon bei der Ausbildung zukünftiger Führungskräfte darauf, die Sensibilisierung in diesem Bereich nicht zu vernachlässigen. Das Modul „Forschungs- und Innovationsmanagement“ in den Masterstudiengängen richtet seine Inhalte exakt darauf aus.

Die Studenten werden konkret darin ausgebildet, kreative Energie dort aufzuwenden, wo es sich lohnt, und jede Energieverschwendung zu vermeiden. Denn bei der Entwicklung neuer Innovationen geht es darum, eine positive Grundhaltung einzunehmen und Argumente zu finden, wie und warum etwas funktionieren könnte, ohne sich auf die negativen Aspekte zu versteifen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Methoden zur Förderung von Kreativität und gezieltem Erzeugen neuer Ideen aufzutun, um gemeinsam Visionen zu entwickeln und Problemstellungen langfristig zu lösen. Diese Arbeitstechniken müssen immer darauf ausgerichtet sein, Konflikte zu vermeiden und – noch viel wichtiger – Zwänge und selbst auferlegte Hemmungen abzubauen. So werden kreative Freiräume geschaffen, in denen man als Gruppe rationeller und schneller zu einem Ergebnis gelangen kann.

 

Ideenentwicklung anstoßen – eine Führungsaufgabe

Immer wieder zeigt sich ganz klar, dass Führungskräfte mit einer Ausbildung in Moderation und Kreativitätstechniken ihren Teams weitaus stärkere Impulse geben können, als solche die allein mit reiner Sachkenntnis zu punkten im Stande sind. Denn Innovationen entstehen nur selten aus Fachkenntnissen, sondern meistens aus den kleinen und scheinbar unbedeutenden Gedanken, die niemals zu Ende gedacht wurden.

Kreative Prozesse sind kognitive Prozesse, die auf schöpferische Intuition und Assoziationsfähigkeit abstellen. Neben diesen Faktoren spielen Fragen der Gruppendynamik und der Prozessorganisation eine bedeutende Rolle. Und die Methoden, derartige Prozesse zu unterstützen, die so genannten Kreativitäts- bzw. Ideenfindungstechniken, lassen sich nicht nur lernen, sondern auch vermitteln. Letztendlich bleibt es an den Unternehmen selbst, die Augen dafür zu öffnen und die Defizite der eigenen Führungskräfte und Mitarbeiter in genau diesem Bereich zu erkennen und durch gezielte Fortbildungen und Schulungsmaßnahmen aufzuwiegen.

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