Fachbeiträge

Ausgabe 12 / /2016
Fachbeitrag Digitalisierung

Digitale Transformation: Warum Firmen wie Start-Ups denken sollten

von Andreas Kulick

Digitalisierung, Internet of Things und Big Data führen als Konsequenz zunehmend zu disruptiven Innovationen. Unternehmen werden daher quer durch sämtliche Branchen zu einer digitalen Generalüberholung ihrer Geschäftsmodelle gezwungen. Um eine digitale Transformation nicht nur zu bewältigen, sondern auch erfolgreich zu meistern, helfen ihnen frische, unkonventionelle Denkweisen gepaart mit Strategien des Changemanagements.  

Inhaltsübersicht:

Ob Airbnb, Uber oder Amazon – mit disruptiven Geschäftsideen werden die Märkte etablierter Anbieter radikal bedroht. Während Airbnb dem Hotelgewerbe das Fürchten lehrt, bedroht Uber die traditionelle Taxi-Branche, derweil der Online-Händler Amazon auf revolutionäre Art und Weise den klassischen Buchmarkt aufgerollt und obendrauf den Wechsel vom gebundenen Buch zum E-Book eingeleitet hat. Allein diese prominenten Beispiele zeigen, dass Unternehmen, die bei der digitalen Revolution nicht Schritt halten, schnell vom Markt gefegt werden können.

Das Unumgängliche erkennen

Eine der zentralen Herausforderungen bei der digitalen Revolution ist, dass den wenigsten Unternehmen die Notwendigkeit zur eigenen digitalen Transformation überhaupt bewusst ist. Tatsächlich kann ein potenzieller disruptiver Angriff Geschäftsführer und Manager aus unvorhergesehener Richtung ereilen. Problematisch ist dies, weil weltweit eine Vielzahl an Start-ups ohne Denkbegrenzungen arbeitet. So können sie genau jene interessanten Ideen für neue Geschäftsmodelle finden, um ihr Business erfolgreich auszubauen, während viele Unternehmen sich gleichzeitig in ihrer gemütlichen Komfortzone vermeintlich sicher wähnen.

Tabuloses Innovationsdenken als Wettbewerbsvorteil

Der schlagkräftige Vorteil der Start-ups: Sie haben keine Compliance, keine Widerstände à la „das haben wir schon immer so gemacht“. Sie haben keinen Chef, der ihnen in engen Grenzen etwas vorschreibt. Kurzum: Sie haben keine (Denk-)Tabus und lassen sich nicht von herkömmlichen Paradigmen einschränken. Geschäftsführer und Führungskräfte können dieser Tatsache jedoch begegnen, indem sie Innovationsdenken implementieren – also quasi wie Start-up’ler agieren.

Der erste Schritt dabei ist, sich damit zu beschäftigen, was den Wandel auslöst und was im Rahmen dessen möglich ist. D.h. konkret zu überlegen, wie etwas leichter und schneller funktionieren kann. Amazon konnte den Buchhandel nicht zuletzt deshalb aufrollen, weil das Unternehmen den Zeitfaktor maximal optimieren konnte. In dieser Etappe bietet sich daher eine einmalige Chance: Geschäftsführer wie Führungskräfte können ihre Geschäftsidee gedanklich derart radikal transformieren, dass sie sich beinahe schon nach Science-Fiction anhört. Immer kürzer werdende Entwicklungszyklen machen solche Schritte aber auch notwendig, um ähnlich disruptiven Ideen der Konkurrenz zuvorzukommen und sich so Wettbewerbsvorteile zeitig zu sichern. Unternehmen, die in Sachen Digitalisierung nur „up-to-date“ sind, spielen ein riskantes Spiel. Sie geben viel Geld aus, nur um mithalten zu können. Sie erkaufen sich Zeit, aber keinerlei Marktvorteil.

Von Start-ups lernen

Ist die inhouse kreierte disruptive Geschäftsidee einmal klar, braucht man im zweiten Schritt ein Team, welches das Ganze auf einem hohen und phantasievollen Niveau umsetzen kann. Auch hier hilft ein Blick auf die unkonventionelle Herangehensweise von Start-ups. Von diesen kann man sich nicht nur das tabulose Denken abgucken, sondern auch das praktische How-to-do.

Tatsächlich neigen viele Unternehmen dazu, sich in Fragen der Umsetzung und in der Diskussion der Kundenpräferenz zu verlieren – was wertvolle Zeit vergeudet. Unterdessen hat ein bis dato unbekanntes Start-Up jedoch vielleicht die Möglichkeit, mit Beta-Versionen ähnlicher Produktlösungen an den Start zu gehen. Vor diesem Hintergrund bietet es sich für Unternehmen an, schnellstmöglich kostengünstige Prototypen zu entwickeln und erst anhand von sich daran anschließendem Kundenfeedback Optimierungen am Produkt vorzunehmen. Das Unternehmen der Zukunft wird damit praktisch zum Entwicklungslabor – d.h. es ist besser, viele kleine Schritte zu machen und zu experimentieren, als in „phantastische“ Großprojekte zu investieren. Wer zudem bei der Umsetzung Digitaler-Transformations-Projekte Methoden des Changemanagements zur Hilfe nimmt, ist in Sachen digitaler Generalüberholung bereits gut aufgestellt.

Digitale Transformation als Changemanagement

Bei der digitalen Transformation handelt es sich letztlich wieder um eine Form von Changemanagement, die um ein Verständnis für radikale Innovation erweitert wird. Bei der konkreten Umsetzung entsprechender Maßnahmen hilft zur Orientierung daher das Konzept der Prozessoptimierung, das in sieben Schritte gelagert ist. Diese werden in die grundsätzlich veränderte Unternehmensvision integriert. Die traditionelle Vorstellung in Unternehmen, die digitale Transformation sei schlicht „der nächste logische Schritt“ reicht folglich nicht aus. Doch auch allein der Start-Up-Optimismus vom funktionierenden Geschäftsmodell, das hauptsächlich durch das das rein visionäre Denken lebt, führt hierbei nicht zum Ziel. Ein Mittelweg stellt daher die Lösung dar, der beide Gedanken verbindet. So können Veränderungsprozesse auf Basis eines radikal neuen Gedankens oder eben umgekehrt – ein radikal neuer Gedanke wird in den Schritten des Veränderungsprozesses durchdacht – anhand folgender Schritte vollzogen werden:

  1. Prozess-Architektur
  2. Detail-Visualisierung
  3. Reflexion
  4. Redesign
  5. Soll-IT- und Soll-Struktur
  6. Implementierung
  7. Messung und Steuerung

Beides erfordert Erfahrung und Augenmaß, denn allzu leicht wird der neue Gedanke durch die Governance der Vergangenheit erdrückt oder das Neue erzeugt unlösbares Chaos. Für die systematische Erzeugung des radikal Neuen gibt es Methoden, wie IMPACT, die allerdings anders funktionieren als der klassische Change. Letztlich will beides aber miteinander verbunden sein und kann auch nur im Zusammenhang beraten werden. Der Faktor Mensch bleibt dabei jedoch jederzeit auf allen Ebenen wichtig, um auch Mitarbeiter in die radikale Transformation einzubinden und Verständnis aufzubauen. Akzeptanzschwierigkeiten der Veränderungsprozesse können so nachhaltig überwunden werden. Denn dies ist eine wesentliche Grundlage dafür, um das volle Potenzial des digital transformierten Geschäftsmodells ausweiten und nutzen zu können.

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