Fachbeiträge

Ausgabe 6 / /2016
Fachbeitrag Weiterbildung

Bildungscontrolling: Weiterbildungsmaßnahmen evaluieren – sechs Tipps für die Praxis

von Timo Riedle

Berufsbegleitende Weiterbildung wird im Sinne des lebenslangen Lernens immer wichtiger. Für Unternehmen stellt sich in diesem Zusammenhang jedoch die Frage, ob sich die Investition in den Wissenszuwachs auch tatsächlich bezahlt macht. Ein Bildungscontrolling gehört für die Personalentwicklung daher zu den wichtigen Instrumenten, um die Rentabilität von Weiterbildungsmaßnahmen zu überprüfen. Doch wie setzt man Bildungscontrolling effizient ein? Und welche Rahmenbedingungen spielen dabei die entscheidende Rolle? Der Fokus liegt insbesondere auf zwei Faktoren: der Unternehmenskultur und der Unterstützung durch die Führungskräfte.

Inhaltsübersicht:

Zwar beschäftigen sich mehrere Studien mit Hürden und Problemen bei der Evaluation betrieblicher Weiterbildung. Nicht berücksichtigt wird dabei allerdings die explizite Frage nach Einflüssen, die die Evaluation gesondert bedingen oder unterstützen. Eine aktuelle Untersuchung des Evaluierungsspezialisten Evalea soll diese Lücke nun schließen. Dazu befragte das Unternehmen 30 Personalentwickler. Demnach hat es keinerlei Einfluss auf das Evaluationsvorgehen, ob eine Maßnahme intern oder extern durchgeführt wird. Der Inhalt einer Maßnahme wurde hingegen von den trainingsspezifischen Faktoren am häufigsten als einflussbestimmend genannt. Auch ist festzustellen, dass der Fragebogen das gängige Instrument der Evaluation ist, unabhängig davon bis zu welcher Stufe im Unternehmen evaluiert wird.

Unternehmenskultur und Führungskräfte als wichtigste Einflussfaktoren

In der Praxis beeinflussen die Unternehmenskultur und die Unterstützung durch Führungskräfte alle Evaluationsstufen bis zur Überprüfung des Lerntransfers direkt. Die Personalentwickler sehen auch die eigenen Eigenschaften als einflussreich auf den Lernerfolgs. Für die Überprüfung der betrieblichen Ergebnisse sind aus Sicht der Personalentwickler hauptsächlich die Führungskräfte verantwortlich. Als Einfluss auf die Berechnung des ROI, wurden lediglich die Maßnahmenkosten genannt.

Handlungsempfehlungen für die praktische Umsetzung

Doch was bedeutet das für die Praxis? Aus der Studie lassen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten:

  1. Durch die Unternehmenskultur müssen klare Signale gesetzt werden, um die Evaluation zu fördern und voranzutreiben. Nur so erhält das Bildungscontrolling auch in finanziell schwierigen Phasen ausreichend Zeit und Bedeutung eingeräumt
  2. Die Führungskräfte müssen unbedingt mit einbezogen werden. Gerade für die Überprüfung der kritischen Transferebene ist ihre Unterstützung essentiell.
  3. Führungskräften muss ein klares Rollenverständnis im Evaluationsprozess zugeteilt und kommuniziert werden.
  4. Die Überprüfung der zweiten und dritten Ebene, Lernerfolg und Lerntransfer, wird von einer Vielzahl maßnahmenspezifischer Faktoren beeinflusst. Hier müssen von Seiten der Personalentwicklung feste Standards etabliert werden, um einheitliche und vergleichbare Daten zu erhalten.
  5. Zur Überprüfungen des ROI fehlen in den Unternehmen häufig die erforderlichen Instrumente und Daten zur Nutzenberechnung. Zwar werden häufig die Trainingskosten erfasst, diese haben jedoch alleinstehend keinerlei Aussagekraft. Für eine Berechnung des Returns fehlen demnach die Daten des Trainingsoutputs, der Effizienz, um die Kosten in Verhältnis mit dem Mehrwert zu setzen.
  6. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Evaluationsergebnisse nicht zu Datenleichen verkommen –und stattdessen Einfluss auf die Personalentwicklung und die Optimierung des Evaluationsvorgehens erhalten.

 

Einflussfaktoren der Evaluation

(Quelle: Evalea GmbH 2014)

Fazit

Fest steht: Voraussetzung für ein rentables Bildungscontrolling ist und bleibt die effiziente und damit zeit- und kostensparende Evaluierung, um einen entsprechenden Beitrag zum gesamtunternehmerischen Erfolg zu gewährleisten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass sich das Bildungscontrolling an den Bedürfnissen der Nutzer ausrichtet. Gefordert ist daher ein vollautomatisches und intuitiv bedienbares Instrument, das zeit- und ortsunabhängig einsetzbar ist – am besten webbased. Zudem fordern die Anwender die Einbindung innovativer IT-Tools, wie Online-Befragungen und QR-Codes.

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