Artikel-Archiv

3/2002
Editorial Wissensmanagement

Wie wird man Wissensmanager?

von Dr.-Ing. Wolfgang Sturz

Wissensmanager - das unbekannte Wesen? Wer ist eigentlich Wissensmanager, und wie kann man sich diese Berufsbezeichnung erarbeiten? Die Internet-Suchmaschine Google liefert zu den Stichworten "Wissensmanagement" und "Ausbildung" inzwischen immerhin fast 8.000 Treffer.

 

Wissensmanager - das unbekannte Wesen? Wer ist eigentlich Wissensmanager, und wie kann man sich diese Berufsbezeichnung erarbeiten? Die Internet-Suchmaschine Google liefert zu den Stichworten "

Wissensmanagement" und "Ausbildung" inzwischen immerhin fast 8.000 Treffer. Das Angebot reicht von eintägigen Seminaren bis hin zu kompletten Studiengängen mit dem Schwerpunkt Wissensmanagement, beispielsweise an der Fachhochschule in Darmstadt oder an der Ludwig Maximilian Universität in München.

Woher kommen aber die Wissensmanager, die nicht in Darmstadt oder München studieren konnten und heute trotzdem - mit oder ohne qualifizierte Zusatzausbildung - das Wissen in ihrem Unernehmen managen? Auch hier lässt sich bei genauer Betrachtung eine branchen- und berufsübergreifende Basis erkennen. Manchmal sind es Personalleiter, sehr häufig aber auch die Verantwortlichen für die Weiterbildung, die in den Unternehmen mit dem Wissensmanagement beauftragt werden. In vielen Unternehmen wird Wissensmanagement immer noch der EDV-Abteilung zugeordnet.

Relativ selten werden Wissensmanager leider aus der Technischen Dokumentation rekrutiert. Dabei sind es eigentlich gerade die technischen Redakteure, denen bereits heute zumindest im Bereich der Produkte sehr viel Fachwissen auf Knopfdruck und strukturiert zur Verfügung steht. Trotzdem wird noch viel zu selten daran gedacht, die Abteilungen für Technische Dokumentation in das Wissensmanagement einzubeziehen. Auch Bibliothekare findet man bisher neben ihrem angestammten Platz in Bibliotheken an sehr viel unterschiedlichen Positionen in der Wirtschaft. Im Wissensmanagement sind sie bisher recht selten vertreten, obwohl gerade sie es eigentlich sind, deren Ausbildung schon früher auf die Klassifizierung und Strukturierung von Wissen fokussiert war.

Die Schlußfolgerung: Es gibt noch keinen klassischen Werdegang für den Wissensmanager. Viel wichtiger ist vielleicht die Erkenntnis, dass Wissensmanagement berufsübergreifend ist. Und Wissensmanagement ist kein Job für Einzelkämpfer: Wissensmanagement ist Teamarbeit. Erst wenn beispielsweise in einem großen Chemiekonzern der Chemiker, der Bibliothekar, der EDV-Spezialist, der Patentanwalt und vielleicht gar der Wissensmanager zusammenarbeiten, wird es möglich sein, sinnvolles Wissensmanagement zu betreiben und Wissen sinnvoll zu nutzen.

Und das gilt auch branchenübergreifend. Heute dürfte es kaum noch einen Industriezweig geben, in dem nicht zumindest vereinzelt Ansätze zum Thema Wissensmanagement verfolgt werden. Ein großes deutsches Reisebüro hat beispielsweise vor drei Jahren erstmals eine Abteilung Wissensmanagement gegründet. Heute arbeiten dort bereits acht Personen, deren Aufgabe es ist, die Mehrfachentwicklung von Wissen zu reduzieren und die Mehrfachverwendung von Wissen zu fördern. Auch die Gesundheitsbranche hat die Zeichen der Zeit erkannt. "Gesundheit" und "Wissensmanagement" lieferte im Internet immerhin fast 4.000 Treffer. Und auch vielen Behörden ist inzwischen klar geworden, dass sie ihre Aufgabenstellungen ohne strukturiertes Wissensmanagement nicht mehr erfüllen können - wir haben darüber bereits mehrfach berichtet.

Im vorliegenden Heft beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit der Automobilbranche. Hier wurde Wissensmanagement bereits relativ flächendeckend betrieben, bevor der Begriff als solcher geprägt wurde. Sehr wichtig in der Automobilindustrie ist zum Beispiel das recht komplexe Themenspektrum des Wissensaustausches zwischen Händlern, Kfz-Werkstätten und Automobilherstellern. Mindestens so wichtig ist aber auch das Wissensmanagement im Vorfeld, nämlich in der Forschung und Entwicklung. Wie häufig wurde, gerade bei großen Kfz-Konzernen, in der Vergangenheit an unterschiedlichen Ecken des Unternehmens an gleichen Themenkreisen geforscht und entwickelt. Diese Mehrarbeit zu reduzieren ist eine spannende und sicher lohnende Aufgabe.

Was tut sich sonst noch? Am 11. Juni wird das Magazin wissensmanagement zusammen mit dem Institut für Knowledge Management e.V. erstmals den Best Practice Award für Knowledge Management vergeben. Die Jury wird eine Vorauswahl der besten Lösungen treffen, die dann auf der IKM 2002 in Ludwigshafen vorgestellt und prämiert werden. Allein deshalb dürfte sich ein Besuch der IKM 2002 lohnen. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.wissensmanagement.net.

In eigener Sache: Unser Magazin ist nun IVW-geprüft, mit einer verbreiteten Auflage von 12.500 Exemplaren. Damit konnten wir uns als das führende Magazin zu diesem Thema im gesamten deutschsprachigen Raum etablieren. Das freut uns. Ihnen als unseren Lesern danken wir für die Unterstützung!

Viel Spaß mit dem neuen wissensmanagement wünscht Ihnen Ihr

Dr. Wolfgang Sturz


Diesen Artikel als PDF herunterladen

Unsere Empfehlungen