2010/8 | Fachbeitrag | Wissensmanagement in Schulen

Web 2.0 im Schulalltag

von Tanja Rieger

Inhaltsübersicht:

 

Die Gewerbliche Schule für Holztechnik Stuttgart gliedert sich auf in die Abteilungen Berufsschule und Fachschule und bietet ihren Schülern ein umfassendes Bildungsangebot, das von einem Berufsvorbereitungsjahr bis zur Fachschule für Technik reicht. Um ihren Schülern eine kompetente berufliche und soziale Ausbildung bieten zu können, legt die Schule großen Wert auf eine effiziente Organisation und Kommunikation innerhalb des Lehrerkollegiums.

 

Zwischen 2003 und 2006 nahm die Gewerbliche Schule für Holztechnik Stuttgart (GHZ) am Modellprojekt „Operativ Eigenständige Schule“ (OES) teil. Ziel dieses Projekts unter Leitung des Kultusministeriums Baden-Württemberg war die Entwicklung eines nachhaltigen Qualitätsmanagement-Konzepts für die beruflichen Schulen in Baden-Württemberg. Seit 2007 ist die GHZ Stuttgart Stützpunktschule des Projekts und bietet anderen Schulen ein Beispiel für nachhaltige Qualitätsentwicklung durch die Systematisierung und Professionalisierung aller schulischen Abläufe.

 

Aufgrund der Erfahrungen während der Umsetzung eines Informationsmanagementsystems im Rahmen des OES-Projektes entschied sich die Schule im Vorfeld des Schuljahres 2007/2008 zur Einführung eines webbasierenden Intranetportals. Mit diesem Portal war es der Schule innerhalb kurzer Zeit möglich, die interne Kommunikation zu fördern und durch den fachbezogenen Austausch von Informationen und Materialien die Vorbereitung des Unterrichts zu erleichtern. „Mit Hilfe des Intranets ist es uns gelungen, unsere Vorstellungen von optimaler Organisation zu realisieren. Die schnellen Informations- und Kommunikationswege des Portals vereinfachen die tägliche Arbeit und verringern Kosten und Zeitaufwand“, erläutert Schulleiterin Birgit Scholze-Thole die Vorzüge der Portallösung.

 

Wissen dauerhaft sammeln

Ein wichtiger Bestandteil des Intranets ist das „Schul-Wiki“, in das jeder Lehrer eigene Beiträge einstellen kann. Die Themen sind dabei frei wählbar. Beispielsweise kann die Schulleitung hier das richtige Verhalten im Brandfall oder das Verfahren bei der Einschulung erläutern. Genauso ist es möglich, dass ein Lehrer Informationen zu einem Schülerprojekt in das Wiki einstellt. An jeden Beitrag können zudem unterstützende Dokumente und Materialien angehängt werden. Auf diese Weise ist es möglich, Wissen dauerhaft zu sammeln und das gesamte Kollegium aktiv in den Prozess der nachhaltigen Schulentwicklung mit einzubeziehen. Erst durch diese Verteilung des schulischen Informationsmanagements auf viele Schultern ist eine nachhaltige Schulentwicklung in diesem Bereich möglich.

 

„Hier ist jeder eingeladen, sein Wissen einzubringen, indem er Beiträge editiert und mit dazugehörigen Dokumenten versieht. Durch die Verlinkung mit anderen Beiträgen innerhalb des Wikis sowie mit Seiten im Web wird darüber hinaus die durchgängige Vernetzung der Inhalte gewährleistet“, erklärt Tanja Rieger, OES-Projektkoordinatorin der Schule.

 

Erfahrungswissen teilen

Das Schul-Wiki erleichtert die Arbeit der Lehrer ungemein, da sie nun bei Bedarf jederzeit auf die Erfahrungen ihrer Kollegen zurückgreifen können. Ein konkretes Beispiel für die Einsatzmöglichkeiten des Wikis bietet die Planung von schulischen Exkursionen. Gestaltete es sich früher aufwändig, einen Ausflug zu organisieren, wenn das Sekretariat geschlossen war, so stellt dies mit Hilfe des Wikis heute kein großes Problem mehr dar. Gibt der Rat suchende Lehrer nun den Begriff „Exkursion“ in die Suche des Wikis ein, erscheint direkt der Beitrag „Ausflug“ mit der Verfahrensbeschreibung und allen notwendigen Formularen zum Download. Ersteller und Erstelldatum des Beitrags sind ebenso sichtbar wie alle zugehörigen Dokumente. Diese Dokumente werden nunmehr online gepflegt und stehen auch nach einem eventuellen Zuständigkeitenwechsel einzelner Kollegen zur Weiterentwicklung zur Verfügung.

 

Modellschule mit Vorbildcharakter

Mit Hilfe des webbasierenden Portals ist es der Gewerblichen Schule für Holztechnik gelungen, den gestiegenen Anforderungen an die Gestaltung von Abläufen und Prozessen im Rahmen der Schulentwicklung gerecht zu werden. Weiteren Schulen, die beabsichtigen in den OES-Prozess einzusteigen, können auf unterschiedliche Art und Weise von den Erfahrungen der Schule für Holztechnik Stuttgart profitieren. Einerseits steht diese als OES-Stützpunktschule zur Beratung beim Aufbau des Informations- und Kommunikationsmanagements bereit. Andererseits sind auch einzelne Applikationen zur weiteren Verwendung in anderen Schulen verfügbar. Damit wird die GHZ ihrer Vorbildfunktion auf dem Gebiet der systematischen und nachhaltigen Qualitätsentwicklung in allen Belangen gerecht.

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