2018/6 | Fachbeitrag | Digitale Transformation

Smart Cities setzen auf offene Systeme

von Christof Orth

Inhaltsübersicht:

Wenn es um das Konzept einer intelligenten Stadt (Smart City) geht, kommt hierzulande rasch die Sprache auf Darmstadt. Die hessische Kommune gewann im Jahr 2016 den Wettbewerb „Digitale Stadt“. Seit Anfang 2018 erfolgt – unterstützt durch eine Reihe von IT- und Telekommunikationsunternehmen – der Ausbau zu einer digitalen Modellstadt. Auf Basis modernisierter Telekommunikationsnetze soll die öffentliche Verwaltung künftig innovative Online-Services anbieten können. Zudem sollen die Energieversorgung, die Schulen und das Gesundheitswesen mit neuesten digitalen Technologien ausgerüstet werden.

Andere Orte, etwa die spanische Metropole Valencia, sind einen Schritt weiter. Schon seit einiger Zeit hat sich die drittgrößte Stadt des Landes zu einer Smart City gewandelt. Die von Bürgern gewünschten Informationen stellt die VLCi (Valencia Ciudad Inteligente)-Plattform bereit. Sie nutzt die weltweit verfügbare Internet-of-Things (IoT)-Umgebung von Telefónica mit Red Hat OpenStack als Herzstück; OpenStack ist eine Cloud-Plattform, die auf dem Betriebssystem Red Hat Enterprise Linux basiert. VLCi sammelt zentral die Daten der kommunalen Dienste und verbessert deren Effizienz. Für die Entwicklung der Apps kommt eine mobile Applikationsentwicklung zum Einsatz. Der Datentransport erfolgt per Middleware, die den Datenaustausch zwischen ansonsten isolierten Softwarekomponenten besorgt.

Das gilt etwa für die Verkehrssteuerung, bei der die Verantwortlichen in Echtzeit die Kontrolle über alles, was auf den Hauptstraßen von Valencia geschieht, erhalten. Zusätzlich verfügbar sind Informationen über Parkplätze, Straßenbeleuchtung und Mülltonnen. Letztere sind mit Sensoren ausgestattet, die via Internet ausgelesen werden. Damit ist eine deutlich effizientere Bewirtschaftung möglich, von der die Bürger Valencias in vielerlei Hinsicht profitieren.

Die spanische Stadt Valencia gilt als Smart City und nutzt die Global Internet of Things (IoT) Platform von Telefónica. Deren technisches Fundament bildet Red Hat OpenStack. (Bild: Red Hat)

Kosten- und Modernisierungsdruck

IT-Abteilungen von Bundesbehörden, Ländern, Städten und Gemeinden haben es mit ähnlichen Herausforderungen zu tun: Sie unterliegen einem beachtlichen technischen und organisatorischen Modernisierungs- und einem starken Kostendruck. Der hohe Aufwand für den Betrieb, die Verwaltung und das erforderliche Maß an IT-Sicherheit ist für viele Organisationseinheiten in Anbetracht knapper Budgets kaum noch zu leisten.

Parallel dazu gilt es, neue gesetzliche Vorgaben zügig umzusetzen. Zudem werden Fachverfahren immer anspruchsvoller und die behördenübergreifende Kommunikation sowie E-Government-Funktionalitäten sollen weiter ausgebaut werden. Um diese Anforderungen umzusetzen, sind standardbasierte, hochflexible Plattformen basierend auf Open-Source-Lösungen erforderlich, die Mitarbeitern in den Verwaltungen, den einzelnen Dezernaten und Ämtern die benötigten Rechen-, Speicher- und Netzwerk-Services bereitstellen.

Unterstützt durch einen umfassenden professionellen Service und Support bietet der Einsatz von Linux die Möglichkeit, speziell im Datacenter auf kostengünstigere standardbasierte Hardware zu migrieren. Daher haben sich Dezernate, Ämter und Institutionen aus allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung von proprietären Plattformen verabschiedet und nutzen stattdessen eine durch Service und Support unterstütze Linux-Betriebssystemplattform. Sie reduzieren ihre Gesamtbetriebskosten und erzielen einen beachtlichen Return on Investment.

Open Source treibt Innovation voran

IT-Mitarbeiter aus Unternehmen, der öffentlichen Verwaltung, Hochschulen und von Softwareherstellern sind maßgeblich an der Entwicklung von Open-Source-Lösungen in Community-Projekten beteiligt. Communities leben von der Zusammenarbeit vieler, die aktuelle Themen aufgreifen und in Software umsetzen. Dadurch entstehen schneller innovative Lösungen als bei herstellerspezifischen Anwendungen. Letztlich sind Open-Source-Plattformen so flexibler und agiler auf neue Herausforderungen bei mobilen Applikationen, Big Data, Cloud Computing und Software-defined Storage vorbereitet.

Exemplarisch für das große Innovationspotenzial von Open-Source-Projekten ist das Cloud-Betriebssystem OpenStack. Es startete ursprünglich als experimentelle Infrastruktur von Hochschulen und Cloud-Providern, entwickelte sich in der Zwischenzeit zu einem der größten Open-Source-Projekte und wird heute von vielen Cloud-Providern als Basis ihrer Services für Unternehmen aller Branchen, aber auch in der öffentlichen Verwaltung, eingesetzt.

Sicherheit

Im Hinblick auf die IT-Security stellt der Open-Source-Ansatz vielfältige Möglichkeiten bereit, um Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Red Hat bietet dazu ein umfangreiches Unterstützungsprogramm für alle Sicherheitsbelange, von der BSI-Zertifizierung eigener Produkte über aktuelle Patches bis hin zu Wissensbasen für Sicherheitsexperten.
Open Source hat sich beim Bund, bei Ländern, Städten und Gemeinden als leistungsstarke, hochflexible Architektur und Motor für Innovation etabliert. Komplettiert durch einen umfassenden Hersteller-Service und -Support findet sich Open-Source-Software in Betriebssystemen für Rechenzentren und Applikationen, aber auch in Software zur Datenspeicherung und in Big-Data-, Mobile- sowie in Private-, Public- und Hybrid-Cloud-Umgebungen.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Kulturwandel als Basis für eine erfolgreiche Transformation

Demografischer Wandel, Globalisierung und Digitalisierung verändern unsere Arbeitswelt maßgeblich. Interdisziplinarität und die Bereitschaft, sich stetig weiterzuentwickeln, werden zu Schlüsselfaktoren, um in der volatilen Arbeitsumgebung beschäftigungsfähig zu bleiben. Der Begriff "Arbeit" muss in dem Zusammenhang völlig neu definiert werden. Die größte Herausforderung stellt dabe...

Weiterlesen

Eine Ode an Homeoffice, virtuelle Räume & Co.

Ob bei politischen Verantwortungsträgern oder in den Medien: Virologen und Epidemiologen waren in den letzten Wochen die gefragtesten Interviewpartner. Wissenschaftler haben es geschafft, wieder on-vogue zu sein. Man glaubt ihnen wieder mehr, als so genannten Gesundheitsexperten - die zwar wenig wirklich fachlichen Hintergrund besitzen, dafür aber voll gefüllte Seminarhallen und geschliffene Marketing-K...

Weiterlesen

Drei Szenarien für das Digital Office

WISSENplus
Gerade zu Beginn der Corona-Krise gab es eine hohe Nachfrage nach cloudbasierten Digital-Office-Lösungen. Denn der Großteil an Unternehmen musste aus der Not heraus schnell neue Arbeits- und Kommunikationsweisen etablieren. Laut einer Sonderauswertung des Bitkom-ifo-Digitalindexes arbeiteten im April diesen Jahres 75 Prozent aller Unternehmen von zu Hause aus - in der Informations- und Kommunikatio...

Weiterlesen

Wie leben wir morgen? Eine Reise ins Jahr 2050

WISSENplus
Im Jahr 2050 besteht die Weltbevölkerung aus ca. 9,7 Milliarden klimabewussten Smart Citizens. Sie leben länger und haben mittlerweile das Weltall und die Tiefen des Ozeans als weitere Verkehrsinfrastrukturen erobert. Aber welche agilen Errungenschaften stecken dahinter? Wie haben sich die Menschen im Jahr 2050 auf der Erde entwickelt und welche Innovationen haben sie zu einer solchen Agilität befähigt?...

Weiterlesen

Cleveres Umdenken: Von HR 4.0 zur Arbeitswelt 5.0

WISSENplus
Digitale HR-Prozesse findet man heute bereits in den meisten Personalabteilungen. Dank der Arbeitswelt 4.0 verfügen viele HRler schon über das richtige Mindset in puncto Digitalisierung. So haben sie sich unter anderem von lang bewährten, oft manuellen administrativen Arbeitsabläufen getrennt und sind aufgeschlossen gegenüber digitalen Technologien. In der Version 5.0 stellt sich allerdings nicht...

Weiterlesen

Online-Events – das neue „Normal“

WISSENplus
Webinare boomen. Damit sie nicht zur langweiligen Werbeveranstaltung verkommen, sollten Veranstalter nutzwertigen Inhalt bieten. Ein wenig Marketing und professionelle Technik helfen außerdem dabei, Events über das Netz zu füllen und möglichst viele interessante Menschen zu erreichen....

Weiterlesen

Mit Chatbots immer topaktuell informiert

WISSENplus
Im Kundendienst und im Marketing haben Chatbots ihren Platz gefunden. Noch kaum bekannt ist ihr Potenzial aber in der Wissensvermittlung. Mit Chatbots lässt sich Wissen kurz, mobil und interaktiv weitergeben. Kurz: Sie treffen den Zeitgeist und holen Anwender dort ab, wo sie sind: beim Messaging. Ohne neue App lassen sich so beispielsweise neue Mitarbeiter in einen Betrieb einführen, Awareness-Kampa...

Weiterlesen

Studie: HR blickt positiv in eine digitalere Zukunft

Wie sieht eigentlich das "Neue Normal" in den Personalabteilungen aus? Gibt es bleibende Veränderungen oder geht es nach dem Krisenmanagement wieder zurück zu "business as usual"? Im Rahmen einer meta | five Studie wurden daher im Mai 2020 rund 50 Unternehmensvertreter, vorwiegend führende Mitarbeitende aus Personal-Abteilungen verschiedener Branchen dazu befragt, inwieweit sich ihr beruflicher Alltag du...

Weiterlesen