2016/2 | Fachbeitrag | Big Data

Digitaler Datenzugriff: Was müssen Unternehmen wissen?

von Oliver Schweißgut

Inhaltsübersicht:

Kaum ein Industriezweig kommt heute ohne Web-Anwendungen aus, sei es für die einfache Bereitstellung von Informationen oder für komplexe Kundenverwaltungs- und ERP-Systeme. Die Daten der Web-Anwendung stehen direkt nach dem Aufruf im Browser auf jedem Client weltweit zur Verfügung. Insbesondere bei Banken und Versicherungen werden immer häufiger Web-Anwendungen eingesetzt, um den Vertrieb zu digitalisieren und zu vernetzen. Auch im Bereich Consulting dienen Web-Anwendungen für den schnellen Zugriff auf Daten.

Die richtige Lösung finden

Im Vergleich zu einer Desktop-Anwendung befindet sich die Web-Anwendung nicht lokal auf dem einzelnen Endgerät (Client), sondern liegt zentral auf einem Server und wird lediglich im Browser des Clients aufgerufen. Zu den Web-Anwendungen zählt auch die Rich Internet Application (RIA), die im Vergleich zu einer typischen Web-Anwendung mehr Potenzial in Bezug auf Performance und Usability bietet. Die RIA zeichnet sich gerade durch ihren vielfältigen Interaktionsumfang aus, wie man ihn auch von Desktop-Anwendungen her kennt. Ihre Funktionalitäten liegen hauptsächlich am Client. Während eine RIA in der Regel hauptsächlich mit JavaScript in Verbindung mit HTML5/CSS programmiert wird, basieren die meisten Web-Anwendungen im Backend auf PHP und im Frontend auf HTML5/CSS, wobei eine Vielzahl an Programmiertechnologien oder Frameworks eingesetzt werden kann.

Welches Framework gewählt wird, hängt von der jeweiligen Anwendung und ihrem Zweck ab. Dabei kommen Aspekte wie die Performance, der Umfang der auszutauschenden Daten, die Usability, eine flexible Skalierbarkeit oder schlicht die Kosten zum Tragen. Das spiegelt sich dann auch in der Auswahl der Hardware wieder.

Eigener Server oder externes Rechenzentrum?

Wer die gesamte Kontrolle über seine Web-Anwendung behalten will, legt sich eigene Server zu. Das bringt zudem den Vorteil mit sich, die Anwendung schnell und flexibel an geänderte Rahmenbedingungen, wie etwa eine wachsende Kundenzahl, anzupassen. Wer hingegen Kosten reduzieren will, greift auf die Server-Dienstleistungen von Rechenzentren zurück. So existieren bereits etliche vorkonfektionierte Web-Anwendungen, etwa im Bereich E-Commerce für die Implementierung eines Online-Shops oder Lösungen für das Content Management wie Typo3 und Wordpress. „Für viele Unternehmen sind diese Standardlösungen jedoch unzureichend, weil sie individuellen Anforderungen an eine Web-Anwendung zum Beispiel zur Steuerung von internen Prozessen und Datenbanken nicht nachkommen“, weiß Christian Seewald, IT Project Manager beim Softwarehaus os-cillation. Insbesondere unternehmensinterne Anwendungen lassen sich im Rahmen der Digitalisierung nur schwer über Standardlösungen als Web-Anwendungen umsetzen.

Web-Apps mit enormen Kostenvorteilen

Das große Plus der Web-Anwendung ist ihre Plattformunabhängigkeit. Die einzigen Voraussetzungen sind quasi das Vorhandensein eines Browsers und einer Internetverbindung. Dementsprechend ist die Web-Anwendung auch unabhängig vom Endgerät. Sie läuft sowohl auf einem Desktop-PC als auch auf einem Laptop, Smartphone oder Tablet. Gerade im mobilen Bereich besitzt die Web-Anwendung im Vergleich zur klassischen App einen enormen Kostenvorteil. Um für eine mobile Anwendung eine möglichst hohe Reichweite zu erzielen, müsste die App für die Betriebssysteme iOS, Android, Windows Phone und gegebenenfalls auch noch für Blackberry entwickelt werden. Pro Plattform würden nochmals rund 80 bis 90 Prozent der Gesamtkosten für die App-Entwicklung anfallen. Ebenso muss jede Anpassung der App separat für jede der vier Plattformen durchgeführt und bezahlt werden.

Eine Web-App muss zwar auch für jede Plattform entwickelt werden, jedoch liegen die Kosten hierfür im Vergleich zur klassischen App nur noch bei rund einem Zehntel. Die Web-App greift lediglich auf die Anwendung zu, die auf einem Server läuft und stellt ihre Funktionalitäten auf dem jeweiligen mobilen Endgerät unter dem jeweiligen Betriebssystem zur Verfügung. Da die Web-Anwendung zentral auf einem Server liegt, muss die Anwendung nicht auf jedem einzelnen Client lokal installiert werden. Das reduziert speziell die Kosten für die Weiterentwicklung der Anwendung und Austausch von Content, die nur noch zentral für den Server, auf dem sich die Web-Anwendung befindet, anfallen und nicht mehr auf jedem verbundenen Client.

Sicherheitslücken identifizieren und schließen

Jedoch existieren auch Risiken, denn wenn der Zugang zu einer Web-Anwendung ortsunabhängig ist, kann jedermann versuchen, sie aufzurufen und sich illegal Zutritt zur Anwendung zu verschaffen. „Ein absolutes Muss ist eine sichere Verbindung zwischen Server und Client mittels HTTPS“, erklärt Seewald. Dadurch lässt sich beispielsweise das Risiko eines Man-in-the-Middle-Angriffs reduzieren, bei dem ein Nutzer nicht mit dem Server der Web-Anwendung, sondern mit dem Rechner eines Hackers verbunden wird. Weitere Sicherheitsmaßnahmen hängen von der individuellen Ausgestaltung der jeweiligen Web-Anwendung ab. „Hier muss man sich von erfahrenen Software-Entwicklern beraten lassen“, rät Seewald, denn die Anforderungen an Anwendungen jeder Art ändern sich rasant, so dass immer wieder Anpassungen notwendig werden, bei denen jedoch keine Sicherheitslücken entstehen dürfen.

Die Grenzen von Web-Anwendung verschieben sich

Die schnelle Verfügbarkeit von großen Datenmengen (Big Data) verbunden mit einer gestiegenen Prozesseffizienz und den damit einhergehenden Kostenreduzierungen sorgen dafür, dass der Trend industrieweit in Richtung Web-Anwendung geht. Laut Seewald werden solche Anwendungen in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen und zentrale Unternehmensprozesse weiterentwickeln. „Natürlich gibt es noch einige Anwendungsfelder, in denen eine Web-Anwendung derzeit an ihre Grenzen stößt“, räumt Seewald ein. „Dazu zählen unter anderem Anwendungen, die eine sehr hohe Performance benötigen und auf umfangreiche CPU- oder GPU-Ressourcen angewiesen sind, wie etwa Grafikanwendungen. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Anzahl dieser Anwendungsfelder in den nächsten fünf Jahren immer geringer wird und nur noch Spezialfälle darstellen. Wichtig ist, jede Problemstellung individuell zu betrachten um die optimale Lösung für im digitalen Umfeld zu finden.“

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