2008/6 | Fachbeitrag | Digitalisierung

Wissensmanagement als Qualitätsfaktor im Call Center

von Andreas Grote

Inhaltsübersicht:

Telefonieren zu können reicht heute nicht mehr aus, um in einem Call Center zu arbeiten. Vielmehr wird sehr spezialisiertes Wissen vorausgesetzt, um den Anforderungen der Auftraggeber gerecht zu werden – im Inbound wie im Outbound. Spezielle Multiskill-Agents bedienen die Kunden mittels unterschiedlicher Kommunikationskanäle, wie beispielsweise Telefon, Fax, Brief, E-Mail oder Chat. Das Wissen, zu welchen Problemstellungen welche dieser Medien effizient und zielführend eingesetzt werden können, muss den Agents vermittelt werden.

 

Die Anforderungen der Auftraggeber steigen

 

Call Center sind oftmals die erste Anlaufstelle, wenn Kunden ihre technischen Probleme gelöst oder ihre inhaltlichen Fragen zu Rechnungen und Dienstleistungen beantwortet haben wollen. Sie erwarten vom Gegenüber eine professionelle und zielgenaue Auskunft. Daran wird am Ende auch die Leistung des Call Centers gemessen. Denn eine falsche Auskunft kann letztendlich den Verlust eines Kunden bedeuten.

Das Call Center repräsentiert den Kundenservice des Auftraggebers und muss jeden Anrufer daher so behandeln, als wäre es ein eigener Kunde. Das setzt zwangsläufig eine hohe Identifikation mit den Produkten des Auftraggebers sowie eine hohe inhaltliche Kompetenz voraus. Doch bei der teils sehr hohen Komplexität der Produkte und Themen benötigen die Agents Hilfe, die sie unmittelbar während eines Gesprächs abrufen können. Was üblicherweise bei Kollegen angefragt wird, ist in einem Call Center aufgrund der zeitlichen Unmittelbarkeit schwer umzusetzen. Das Wissen der Mitarbeiter in einer zentralen Wissensdatenbank zu hinterlegen, um darauf bei einem konkreten „Notfall“ zugreifen zu können, ist daher die beste Möglichkeit, den Qualitätsanforderungen des Auftraggebers bei jedem einzelnen Kundenkontakt gerecht zu werden.

 

Wissensdatenbanken, dynamische Beratungstools und E-Learning

 

Eine gut strukturierte Wissensdatenbank hilft, internen wie externen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden, indem sie eine einheitliche Informationsweitergabe an Kunden, Prozesstransparenz und den Überblick über alle relevanten Produktinformationen bietet. Das ermöglicht Flexibilität in der Mitarbeiterplanung durch einen einheitlichen Informationsstand aller Beschäftigten und eine schnelle Erarbeitung von Prozess- und Produktwissen. Dieses Wissen kann auf unterschiedlichem Wege zu den Mitarbeitern transportiert werden. In der Kundenbetreuung greifen die Agents auf verschiedene Wissensdatenbanken und das Intranet zurück. Sprachberatungen und die Entwicklung eines einheitlichen Wordings und Glossars stellen durchgängig eine einheitliche Qualität in der täglichen Kundenbetreuung sicher. Kommunikations- und Sprachtrainings sowie das Erlernen von Gesprächsstrategien optimieren den Beratungserfolg.

 

Daher ergänzt zum Beispiel bei SNT, einem Premiumdienstleister für das gesamte Spektrum der vertriebs- und serviceorientierten Kundenkommunikation seit dem Jahr 2003 eine E-Learning-Lösung das betriebliche Wissensmanagement. Mit ihr bekommen die Mitarbeiter neue Themen anwenderorientiert, zeit- und praxisnah vermittelt. Zudem festigt und erweitert es bereits bekannte Themen. Das Unternehmen verfolgt dabei einen zielgruppenorientierten Ansatz, der an der individuellen Bedarfsermittlung orientiert ist. So können maßgeschneiderte Online-Angebote erstellt werden. In klassischen, sequentiellen, integrierten und punktuellen E-Learnings lernen Mitarbeiter selbstständig, eigenverantwortlich und entsprechend ihrem jeweiligen Kenntnisstand. Dadurch wird ein sukzessives Verständnis der teils komplexen Themen erzielt. Mit E-Learning können beliebig viele Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz geschult werden – ohne zusätzliche Investitionen in Hardware und mit nur geringem einmaligem Implementierungsaufwand.

E-Learning bei SNT findet innerhalb eines übergreifenden Blended-Learning-Ansatzes statt. Es umfasst eine Vielzahl von Aus- und Weiterbildungsprojekten, die individuell zusammengestellt und genutzt werden können sowie auf den jeweiligen Arbeitskontext der Mitarbeiter zugeschnitten sind. Dazu zählen unter anderem Kurse zu Software-Anwendungen, speziellen Fachthemen oder auch Selbsteinschätzungstests zu kommunikativen Fertigkeiten.

 

Die Agents müssen den Nutzen erkennen

 

Wissensmanagement, egal wie es aufgebaut ist, kann jedoch nur funktionieren, wenn alle Agents es aktiv nutzen und pflegen. Mitarbeiter dazu zu bringen, die vorhandenen Instrumente ihrerseits zu nutzen und zu deren Verbesserung beizutragen, kostet allerdings Überzeugungsarbeit. „Die Auftraggeber erwarten, dass wir uns hinsichtlich unseres Qualtiätsversprechens schnell und effektiv auf ihre Produkte und Kunden einstellen können“, erklärt Birgit Hecht, Leiterin des SNT-Wissensmanagements. „Wer sich zudem bei uns beruflich und fachlich weiterentwickeln möchte, erhält mit den E-Learning-Angeboten eine hervorragende Möglichkeit. Unsere Auftraggeber und auch SNT bieten den Agents attraktive Incentives und somit einen weiteren Anreiz, die Angebote des Wissensmanagements wahrzunehmen.“

 

Dass die Agents die Angebote nutzen, zeigen die Zugriffszahlen auf Datenbanken und E-Learning-Module sowie die Selbsttests. Die Wissensdatenbanken werden von den Mitarbeitern täglich zehn bis fünfzehn Mal aufgerufen. Jeder Mitarbeiter kommt wenigstens einmal innerhalb von 14 Tagen mit Angeboten des E-Learnings in Kontakt. Heute gibt es bei SNT 3.800 registrierte E-Learning-Nutzer, von denen wenigstens 1.500 das Angebot regelmäßig und aktiv nutzen. Pro Monat absolvieren und bestehen rund 1.600 Mitarbeiter die Tests in den unterschiedlichen Themengebieten. 130 E-Learning-Module stellen das benötigte Fachwissen konzentriert zur Verfügung. SNT gibt seinen Auftraggebern ein Qualitätsversprechen, das durch die ISO-9001-Zertifizierung verbrieft und gestützt wird. Das Wissensmanagement ist ein zentraler Baustein, um dieses Versprechen auch halten zu können.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Generation Z & Führung unter der Lupe: Was wirklich anders ist – und was nicht

In vielen Führungsetagen herrscht Verunsicherung, wenn es um die Generation Z geht, also jene jungen Menschen, die ab etwa 1995 geboren wurden und mehr und mehr in den Arbeitsmarkt drängen. Sie gelten als fordernd, selbstbewusst, technologieaffin und gleichzeitig empfindlich, wechselbereit und illoyal. Der Eindruck: Diese Generation ist "anders". Führungskräfte fragen sich, wie sie mit de...

Weiterlesen

Assistent oder Autopilot? Was KI wirklich leisten kann!

Künstliche Intelligenz hat in den vergangenen Monaten endgültig ihren Platz in unserem Arbeitsalltag eingenommen: 69 Prozent der Wissensarbeiter in Deutschland nutzen KI bereits regelmäßig, oft täglich. Das zeigt eine aktuelle Microsoft-Studie, durchgeführt in Zusammenarbeit mit LinkedIn. Demnach schreiben Wissensarbeiter insbesondere E-Mails mit ChatGPT, übersetzen mit DeepL, automatisieren Mi...

Weiterlesen

Kontrollierte Autonomie: Wie Mensch und KI Prozesse neu definieren

WISSENplus
Die Zukunft hat schon begonnen: Mit AI Agents können Unternehmen ihre Prozesse nicht einfach nur automatisieren, sondern verfügen über weitgehend autonome Systeme, die kontextbasierte Entscheidungen treffen. Für ein Maximum an Transparenz, Sicherheit und Kontrolle ist das Zusammenspiel mit dem Menschen aber auch weiterhin das Erfolgsrezept. Was macht das neue Dreamteam so besonders?...

Weiterlesen

Hat Wissensmanagement (nur) ein Imageproblem?

WISSENplus
In der letzten Kolumne habe ich die Behauptung aufgestellt, Wissensmanagement sei in vielen Organisationen in einem Biotop angesiedelt und nicht wirkungsvoll in die Organisation „diffundiert“. Nehmen wir einmal an, diese Behauptung sei korrekt, bleibt die Frage, warum wir dort festsitzen – und wie wir wieder herauskommen....

Weiterlesen

KI kann viel – aber Vertrauen braucht ein Gesicht!

Künstliche Intelligenz ist inzwischen in nahezu allen Büros angekommen. Mitarbeiter:innen nutzen diverse Tools - nicht nur zur Generierung von Bildern und Videos - sondern auch zur Erstellung von Texten, Schulungsunterlagen und Präsentationen. Gerade beim Erfassen von Dokumenten mit wichtigem Wissen ist der tatsächliche Verfasser ein entscheidender Vertrauensfaktor. Warum Inhalte ohne erkennbaren Urhebe...

Weiterlesen

Arbeit 4.0: Zukunftsfähig durch gemeinsame Erlebnisse

WISSENplus
Arbeit 4.0 entwickelt sich zum vorherrschenden Thema in Wirtschaft, Industrie und Politik. Als Leitbild für neue Arbeitswelten weist es Perspektiven und Gestaltungschancen für die Arbeit der Zukunft auf. Diese wird laut Grünbuch des Bundesministeriums für Arbeit vor allem vernetzter, digitaler und flexibler aussehen. Eine Studie des Bundesverbands Digitale Wirtschaft zur Abfrage des digitalen Reifegrads...

Weiterlesen

Change-Projekte „verkaufen" – Mitarbeiter für Veränderungen begeistern

WISSENplus
Ohne Veränderungsprojekte geht in unserer arbeitsteiligen Unternehmenswelt nichts mehr. Darum sollte gewährleistet sein, dass Change-Projekte nicht scheitern – das könnte im schlimmsten Fall die Existenz der Gesamtunternehmung gefährden. Der wichtigste Punkt: Die Entscheider müssen ihre Führungskräfte und Mitarbeiter ins emotionale Boot holen, sie vorbereiten, informieren, begeistern....

Weiterlesen