2008/7 | Editorial | Wissensmanagement

Wissen teilen - Wissen vermehren

von Oliver Lehnert

„Wissen ist Macht!“ Diesen Leitspruch postulierte der englische Staatsmann und Philosoph Francis Bacon Ende des 16. Jahrhunderts. Ganz im Sinne der späteren Aufklärung forderte er seine Zeitgenossen damit auf, die Natur zu erforschen, wissenschaftliche Erkenntnisse daraus zu ziehen und diese für den gesellschaftlichen Fortschritt zu nutzen. Doch nach mehr als vierhundert Jahren haben sich die Zeiten maßgeblich geändert. Wissen und Information sind kein seltenes Gut mehr. Im Gegenteil: Beides gibt es mittlerweile im Überfluss. Die wachsende Datenflut macht es vor allem Wissensarbeitern immer schwerer, den Überblick zu behalten, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und die täglichen Informationsmengen zu verarbeiten.

Hier ist ein massives Umdenken gefordert: Den allwissenden, omnipräsenten Experten gibt es nicht (mehr) - und es kann ihn auch gar nicht geben. Schließlich macht es der tägliche Erkenntnisfortschritt schon schwer genug, auf nur einem Spezialgebiet ständig up-to-date zu bleiben. Um dennoch mitreden und vor allem im weltweiten Fortschritt mithalten zu können, setzen Unternehmen daher auf abteilungs- und hierarchieübergreifenden Wissens- und Erfahrungsaustausch. Denn nur, wenn sie die Experten verschiedener Fachgebiete optimal vernetzen und anderen ihr Wissen zugänglich machen, kann das organisationale Wissen zu einem großen Ganzen (zusammen-)wachsen.

In der Praxis ist das häufig allerdings leichter gesagt als getan. Noch immer betrachten viele Mitarbeiter ihr Spezialwissen als ihr wichtigstes Machtinstrument und als Garantie für ihre Arbeitsplatzsicherheit. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wer sein Know-how nicht preis gibt, wird zum Sand im Getriebe. Er stoppt den kontinuierlichen Wissensfluss, die Weiterentwicklung sowie den Fortschritt - und kann schlimmstenfalls zum totalen Stillstand beitragen. Immer häufiger setzen Unternehmenslenker daher auf eine Kultur des Miteinanders, in der das Teilen von Wissen zum Selbstverständnis wird. Wer hier nicht mitzieht, wird schnell zum Außenseiter und macht sich überflüssig - trotz seines Know-hows.

Doch wie schafft man im Unternehmen eine Atmosphäre, in der sich Geben und Nehmen ausbalancieren? Wie erkennt man seine wichtigsten Wissensträger? Und mit welchen Methoden lässt sich ihr Know-how explizieren? Ansätze und Lösungsvorschläge stellen wir Ihnen in unserem Titelthema ab Seite 20 vor. Mein Tipp: Auch auf den 4. Stuttgarter Wissensmanagement-Tagen am 18. und 19. November 2008 in der Stuttgarter Liederhalle beschäftigen wir uns unter anderem mit dem Thema „Persönliches Wissensmanagement“. Melden Sie sich jetzt an - und sparen Sie als Abonnent 150 Euro gegenüber dem regulären Teilnehmerpreis.

Ihr

Oliver Lehnert

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