2018/1 | Fachbeitrag | Weiterbildung
Wissen erfolgreich vermitteln – Lehrmethoden und Lerntransfer
Inhaltsübersicht:
- Zeitgemäßes Kommunikationskonzept mit zentralem Webauftritt
- Methoden zur besseren Verankerung von Lehrinhalten
- Anfang und Ende – Der Primacy-Recency-Effekt
- Nein und nicht vermeiden
- Kurzfassen
- Emotionen verwenden
- Relationen schaffen
- Der Prozess des Lerntransfers
Bei der Vermittlung von Wissen kommt es auf verschiedene Faktoren an, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen. Um die Leistung der Mitarbeiter zu steigern, müssen Maßnahmen ergriffen werden, die über die reine Weiterbildungsmaßnahme hinausgehen. Vorgehensweisen, die aus der Lernpsychologie abgeleitet wurden, verbessern den Lernerfolg. Im Rahmen des Lerntransfers ist überdies hinaus die Übertragung des Gelernten in das Arbeitsumfeld der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Weiterbildung. Schwierigkeiten und Probleme können in beiden Bereichen auf unterschiedliche Weise angegangen werden, um einen Nutzen für das Unternehmen zu erzielen.
In sehr vielen Unternehmen bekommen Führungskräfte und andere Angestellte die Möglichkeit, durch Weiterbildungsmaßnahmen und Coachings neue Erkenntnisse und Fertigkeiten zu erlangen. Für die Vermittlung von Wissen sind aber nicht nur die Coachs und Trainer verantwortlich, sondern auch interne Ausbilder sowie die Führungskräfte, die den direkt unterstellten Mitarbeitern im Arbeitsalltag Know-how und Fertigkeiten vermitteln.
Um den Lernerfolg zu steigern, gibt es einige spezielle Methoden, deren positive Effekte zumindest teilweise durch Studien belegt werden konnten. Überdies kommt es dabei darauf an, die Methoden immer an die Rahmenbedingungen und die lernende Person anzupassen. Weil jeder Mensch anders auf Reize reagiert, muss die Auswahl der Methode zur Förderung des Lernerfolgs und auch des Lerntransfers offenkundig an den Lernenden angepasst werden.
Die Übermittlung von Wissen und Schulung von Fertigkeiten ist ein schwieriger Prozess und hinterlässt nicht selten Fragezeichen beim Lernenden. (Bildquelle: rudall30 – 401232328 / Shutterstock.com)
Methoden zur besseren Verankerung von Lehrinhalten
Ob sich Mitarbeiter vermitteltes Wissen, egal ob von einer Führungsperson oder eines speziellen Coaches stammend, gut merken können, hängt nur zum Teil vom Mitarbeiter selbst ab. Einen großen Einfluss auf den Lernerfolg haben auch die Lehrmethoden. Lehrmethoden und empfohlene Verhaltensweisen zu beachten, kann daher den Erfolg eines Unternehmens beeinflussen. Einige dieser Methoden werden in der ANKER-Strategie zusammengefasst:
- Anfang und Ende
- Nein vermeiden
- Kurzfassen
- Emotionen verwenden
- Relationen schaffen
Anfang und Ende – Der Primacy-Recency-Effekt
Um Maßnahmen zu entwickeln, werden Erkenntnisse aus der Lehrpsychologie übernommen. Hierzu zählt beispielsweise der „Primacy-Recency-Effekt“. „Dieser Effekt beschreibt die Tatsache, dass wir uns die Informationen, die am Anfang und Ende stehen bzw. gesagt werden, am ehesten im Gedächtnis bleiben. Bei der Kommunikation mit Mitarbeitern ist es daher empfehlenswert, die wichtigsten Botschaften konsequent an den Anfang und den Schluss zu stellen“, so ein Trainings-Experte der PROAKTIV Management AG (www.proaktiv-online.de).
Indem dem Mitarbeiter am Anfang der Sinn respektive das Ziel der Besprechung mitgeteilt und am Ende mit einem zusammenfassenden Fazit abgeschlossen wird, können sowohl diese Informationen am besten als auch die Darstellungen aus dem Teil dazwischen besser im Gedächtnis haften bleiben.
Nein und nicht vermeiden
Bei der Verwendung von Botschaften, die „nein“ und „nicht“ enthalten, kann der Gesprächspartner kein Bild assoziieren, weshalb die enthaltenen Informationen vom Gehirn schlechter verarbeitet werden. Vermeiden Sie "nein" und "nicht", denn diese Begriffe ignoriert unser Gehirn. Das menschliche Gehirn assoziiert Wörter mit Gegenständen und Tätigkeiten. Sinnvoller ist es, positive Assoziationen zu schaffen und dem Gegenüber so zu vermitteln, was zu tun ist.
Kurzfassen
Die Verarbeitung und Speicherung von Informationen in unserem Gehirn läuft bekanntermaßen in unterschiedlichen Schritten ab. Zunächst werden neue Informationen im Kurzzeitgedächtnis gespeichert, bevor sie nach einer (unbewussten) Überprüfung ihrer Wichtigkeit eventuell im Langzeitgedächtnis „gespeichert“ werden.
Da das Kurzzeitgedächtnis allerdings nur eine begrenzte Aufnahmekapazität hat, kann neues Wissen nur dann nachhaltig ins Langzeitgedächtnis gelangen, wenn nicht zu viele Informationen auf einmal aufgenommen werden müssen. Als Hilfestellung gilt: Das Kurzzeitgedächtnis ist in der Lage, sich sieben verschiedene Informationen zu merken. In einem Meeting oder Gespräch sollten daher die wichtigsten Informationen behandelt werden. Unwichtigeres kann zu einem späteren Zeitpunkt folgen. An dieser Methode orientiert sich auch das Micro-Learning.
Emotionen verwenden
In der Lernpsychologie wurde ebenfalls herausgefunden, dass Emotionen das Lernen beeinflussen. Daher ist es wichtig, positive Gefühle bei der Übermittlung von Wissen zu vermitteln. Das gilt ebenso für den Berufsalltag, in dem beispielsweise erreichbare Ziele definiert werden, als auch bei einer Weiterbildungsmaßnahme, in der eine angenehme Lernatmosphäre geschaffen werden sollte.
Relationen schaffen
Bei der Vermittlung von Wissen muss man die Lernenden dort abholen, wo sie sich befinden. Das bedeutet, es muss im Vorfeld in Erfahrung gebracht werden, welchen Kenntnisstand die betreffende Person bereits hat. Hinzu kommt, dass ein guter Coach, eine Führungskraft bzw. ein Mentor weiß, wie er am besten an die lernende Person herankommt, um dessen Motivation zu steigern.
Dieses Wissen um die individuellen Eigenheiten der Mitarbeiter können gezielt genutzt und mit der Wissensvermittlung verknüpft werden. So können beispielsweise Metaphern, besonders beliebt sind hier Sportmetaphern, geschaffen werden, wodurch der Lernerfolg verbessert werden kann, weil die lernende Personen einen persönlichen Bezug erhält.
Der Prozess des Lerntransfers
Eine derartige Vermittlung des Wissens ist allerdings nur mit einer individuellen Betreuung seitens der Führungskräfte, Ausbilder oder externen Coachs möglich. Für eine Verankerung des Wissens bei Mitarbeitern ist es darüber hinaus von entscheidender Bedeutung, den Prozess des Lerntransfers zu verstehen.
Besonders bei Weiterbildungsmaßnahmen in Form von Schulungen oder Coachings für die Mitarbeiter darf der Lerntransfer nicht vernachlässigt werden. Während der Lernerfolg hauptsächlich vom Mitarbeiter und der Qualität der Wissensvermittlung abhängt, bezieht sich der Lerntransferprozess auf die Übertragung und die Aufrechterhaltung des Erlernten.
Nur wenn die neuen Erkenntnisse auch in der beruflichen Praxis genutzt werden, kann ein nachhaltiger Lernerfolg entstehen. Der Prozess des Lerntransfers beginnt dabei bereits vor einer Weiterbildungsmaßnahme und endet auch nicht mit dem Ende der Maßnahme. In einer Vorbereitung für die entsprechende Weiterbildung müssen der aktuelle Erkenntnisstand berücksichtigt, die Bedeutung der Inhalte thematisiert und Zielsetzungen geschaffen werden.
In der Nachbereitung ist darauf aufbauend der Erkenntnisgewinn Gegenstand der Betrachtung. Werden die gesetzten Lernziele erreicht? Treten Probleme beim Lerntransfer auf, müssen die Gründe dafür geklärt werden, um den Prozess voranzutreiben. Hier sind Coaches mit individueller Betreuung oder Führungskräfte gefragt, die somit auf den Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen ihrer Mitarbeiter einwirken können.
Lässt es das Tagesgeschäft zu, agieren Führungskräfte als Ansprechpartner und Coach, wodurch sich in der Regel ein größerer Erfolg des Lerntransfers einstellen kann. Hierfür muss die Führungskraft seine Mitarbeiter aber sehr gut kennen, um den maximalen Nutzen aus Weiterbildungen zu ziehen.