2017/6 | Editorial | Industrie 4.0

Werden wir immer smarter?

von Oliver Lehnert

Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, intelligente Vernetzung und Automatisierung mit Roboterunterstützung – was vor wenigen Jahren noch utopisch anmutete, ist heute längst gelebte Realität. Und zwar nicht nur im Silicon Valley. Ein Blick in die Abläufe von Maschinenbauern oder Automobilzulieferern offenbart, wohin die Reise geht. Doch das Internet der Dinge ist nicht nur etwas für die „ganz Großen“. Oder etwas für einzelne Branchen. Zwar fokussierte die so genannte „Smart Factory“ zunächst insbesondere auf die Industrie. Mittlerweile gelten smarte Geschäftsmodelle mit hohem Service-Wert aber als das Zukunftsmodell schlechthin.

Wer die richtige Idee hat, dem winkt wirtschaftlicher Erfolg. Wer die Zeichen der Zeit hingegen tatenlos an sich vorbeiziehen lässt, den könnte die Konkurrenz schon bald abhängen. Denn die smarte Vernetzung durchdringt immer größere Teile unseres Lebens – privat wie beruflich. Dazu gehören ferngesteuerte Heizungs- oder Sound-Anlagen ebenso wie Sprachassistenten, die das Wohnzimmerlicht auf Zuruf dimmen. Und Fußböden, die bei einem Sturz automatisch einen Notruf auslösen. Am Smart Home bzw. Smart Living kommt schon bald niemand mehr vorbei. Das geht sogar so weit, dass der Kühlschrank künftig automatisch erkennt, was fehlt – und die benötigten Lebensmittel eigeninitiativ nachordert. Aber was geschieht, wenn der smarte Helfer sich bei der Menge vertut und zu viel bestellt. Muss ich die Ware dann tatsächlich auch abnehmen? Und was passiert überhaupt mit meinen Daten? Schließlich lässt der Kühlschrank vielfältige Rückschlüsse zu, zum Beispiel auf mein Konsumverhalten. Aber auch gesundheitliche Aspekte lassen sich vom Kühlschrank-Inhalt ableiten. Was auf Verbraucher und Anbieter diesbezüglich zukommt und welche rechtlichen Risiken, aber auch Chancen sich daraus ergeben, das erklärt Rechtsanwältin Kathrin Schürmann in ihrem Artikel „Wer haftet im Smart Home?“ ab Seite 16.

Abgesehen von unseren privaten vier Wänden spielen smarte Ansätze auch im Büro eine immer größere Rolle. Schon heute nutzen wir regelmäßig virtuelle Assistenten: Wir beauftragen Cortana mit der Informationssuche auf unserem Notebook und lassen Siri unser Handy-Notizbuch öffnen. Doch wie weit geht dieser Trend? Wie viel Arbeit können uns beispielsweise Chatbots künftig abnehmen? Gibt es dabei überhaupt eine Grenze? Antworten darauf gibt Stefan Häseli in seinem Artikel „Analoge Welt im digitalen Umfeld – oder umgekehrt?“ ab Seite 14. Und auch darüber hinaus dreht sich im aktuellen Titelthema „Internet of Things & die Servicewelt 4.0“ alles um smarte Geschäftsideen – und wie man sie findet oder sogar umsetzt.

Doch bei aller intelligenter Vernetzung darf eines nicht übersehen werden: der Mensch. Und zwar einerseits als Nutzer und Anwender smarter Technologien und andererseits als Wegbegleiter und Umsetzer entsprechender IT-Lösungen. Viele Unternehmen befinden sich momentan im größten Wandel ihrer Geschichte. Sie digitalisieren ihre Geschäftsmodelle, ihre Abläufe und Prozesse. Ein Mammut-Projekt, das nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Auch dafür liegt der Grund beim Faktor Mensch. Aber was ist es genau, dass die digitale Transformation ausbremst? Und, mindestens genauso wichtig: Was ist es, das Unternehmen und ihre Mitarbeiter brauchen, um fit für die Herausforderungen der Zukunft zu werden? Ab Seite 34 stehen in dieser Ausgabe die Human Resources im Fokus. Hier erfahren Sie, wie es um die Digitalkompetenzen in deutschen Unternehmen bestellt ist und welche Rolle dem Personalwesen in den derzeitigen Veränderungsprozessen zukommt.

Dass Veränderung durchaus möglich ist, das zeigen namhafte Unternehmen auch dieses Jahr wieder bei den Stuttgarter Wissensmanagement-Tagen. Am 14. & 15. November berichten Lufthansa Technik, Audi und die Krombacher Brauerei, aber auch Liebherr-Aerospace, Union Investment und das Deutsche Rote Kreuz von ihren Wissensmanagement-Projekten. Ich würde mich freuen, Sie bei unserem Kongress begrüßen zu dürfen. Alle Infos und das vollständige Programm finden Sie unter www.wima-tage.de.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren