2009/9 | Fachbeitrag | Web 2.0

Web 2.0 im Unternehmen – Chance oder Risiko?

von Christian Thiede

Die Verbreitung von Social Software in Unternehmen nimmt immer mehr zu. Das liegt in erster Linie daran, dass die Unternehmen die internen und externen Informationen besser bündeln wollen, um so das vorhandene Wissen effizient nutzen zu können. Dabei werden auch Plattformen wie Facebook, Xing und andere immer häufiger mit eingebunden, ebenso wie Blogs und Wikis. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf den Arbeitsalltag? Und welche Web-Trends warten in naher Zukunft auf uns?

 

wm: Welcher Aspekt von Social Software spielt Ihrer Erfahrung nach die größte Rolle für deren Einsatz in der betrieblichen Praxis?

Thiede: Über Social Software lassen sich Trends erkennen, Meinungen und Stimmungen erfahren und es ist möglich, eine Diskussion in eine strukturiertere Form einzubinden. Das hilft den Unternehmen direkt, aber natürlich auch den Mitarbeitern und Partnern.

 

 

wm: Wo sehen Sie die Entwicklung für die Zukunft? Welche Trends werden ausgebaut, wo liegen die größten Nutzungspotenziale?

Thiede: Konkret ist die Kommunikation zwischen Kunden und Unternehmen in einem Umbruchprozess, bei dem Produktentwicklungen stärker vom Kunden beeinflusst werden, Unternehmensentscheidungen transparenter werden und Mitarbeitern Foren die Möglichkeit eröffnet wird, sich besser zu artikulieren. Man wird die neuen Mittel zunehmend einsetzen, um vorhandenes Wissen besser zu nutzen und Informationen schneller zugänglich zu machen. Dadurch werden auch Überschneidungen in Arbeitsprozessen bei Unternehmen viel besser deutlich.

 

 

wm: Viele Unternehmen sind skeptisch, was die Sicherheit angeht. Sind solche Sorgen gerechtfertigt?

Thiede: Natürlich ist Sicherheit ein sehr emotionales Thema, das bei den Unternehmen zu Recht weit oben steht. Aber hier ist in den Unternehmen interne Überzeugungskraft gefragt. Denn es gibt zwar vielfache Vorbehalte. Dennoch wächst auch die Einsicht, dass Sicherheit durch gute Konzepte im Prozessmanagement und der IT machbar ist.

 

 

wm: Ein weiterer Punkt ist die Entwicklung des Web 3.0? Wie sehen Sie diesen Trend? Ist das ein zukunftsträchtiger Markt?

Thiede: Selbst das Web 2.0 hat sich noch lange nicht flächendeckend etabliert und birgt immer noch großes Wachstumspotenzial. Daher ist die Weiterentwicklung hin zu einem Web 3.0 erst durch Visionäre und „early adopters“ im Gange. Wie dieses Web 3.0 dann tatsächlich aussehen wird, ist heute reine Spekulation. Aber ich bin sicher, dass die Ausprägungen so verlaufen werden, dass sie möglichst genau das Nutzerbedürfnis der Menschen treffen. Und dieses Nutzerbedürfnis ändert sich natürlich – aber wiederum nicht so schnell, als das wir schon über Web 3.0 als geschlossenes Konzept reden können.

 

 

wm: Facebook und andere Portale boomen derzeit, allerdings vornehmlich im privaten Bereich. Sehen Sie hier auch Anknüpfungspunkte für die betriebliche Nutzung?

Thiede: Facebook selbst unterstützt die Nutzung seiner Website für Unternehmenszwecke. Wir haben schon relativ weit reichende Erfahrungen hinsichtlich der Frage, was die Nutzer in den Unternehmen wünschen – und diese sind durchaus positiv. Die Nutzung von externen Daten, wie etwa aus Facebook, steigt in ihrer Bedeutung und die Nachfrage ist sehr groß. Dieser Trends wird auch weiter anhalten, da diese Informationen einfach und kostengünstig zu erhalten sind. Daher bietet sich auch im betrieblichen Umfeld eine Facebook-Integration an, bei der Unternehmen Inhalte auf Facebook auf kontrollierte Weise hochladen und ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Hier sehe ich enormes Potenzial sowohl für kleine und mittlere Unternehmen als auch für Konzerne mit tausenden Mitarbeitern.

 

wm: Herr Thiede, vielen Dank für das Gespräch.

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