2009/6 | Editorial | Wissensmanagement

Web 1.0 - Web 2.0 - Web 3.0: Aller guten Dinge sind drei?

von Oliver Lehnert

Wikis, Blogs, Communities - viele Unternehmen beginnen gerade, Web-2.0-Tools in ihren Geschäftsalltag zu integrieren. Doch kaum ist das geschehen, warten Expertenkreise bereits mit der nächsthöheren Ausbaustufe, dem Web 3.0, auf. Was bedeutet diese Entwicklung für Projekte, die sich gerade in der Realisierungsphase befinden: Stopp - alles zurück auf Null und warten, bis das nächste Update verfügbar ist? Keinesfalls! Denn anders als die Versionsnummer 3.0 vermuten lässt, handelt es sich dabei nicht wirklich um einen Nachfolger des gegenwärtigen Mitmach-Webs, sondern vielmehr um eine Ergänzung - es soll, vor allem mit Hilfe semantischer Strukturen, Ordnung in die Inhalte des Web 2.0 bringen. Dank Agenten und Avataren erfolgt zudem eine  zunehmende Verschmelzung von virtueller und realer Welt: „One Life“ statt „Second Life“ - so umschreibt Henning Gattwinkel die Entwicklung hin zum so genannten intelligenten Internet. Was genau damit gemeint ist und welche Auswirkungen das auf die betriebliche Praxis und bereits existierende Web-2.0-Projekte hat, beschreibt der Autor anschaulich in seinem Beitrag ab Seite 22.

Welche Chancen sich durch die derzeitige Ausbaustufe des Internets - also des Web 2.0 - für Unternehmen ergeben und welche Risiken beim Leben und Arbeiten in virtuellen Welten lauern, erläutert Jörg Albrecht ab Seite 18. Er macht zudem darauf aufmerksam, dass Web 2.0 und Social Software keinesfalls ein und dasselbe ist - auch wenn die Begriffe in der gängigen Sprachpraxis häufig synonym verwendet werden. So steht bei Social Software stets die Vernetzung von Sender und Empfänger im Vordergrund, wie es zum Beispiel bei Twitter der Fall ist. Mittels Kurzmitteilungen im SMS-Stil (Tweets) kann man hier Neuigkeiten anderer Nutzer abonnieren und ihre Stellungnahmen, Meinungen und Ansichten zu aktuellen Themen verfolgen. Berühmtester Vertreter ist seit dem US-Präsidentschaftswahlkampf sicherlich Barack Obama. Aber auch die NASA und BBC nutzen den Microblogging-Dienst. Und spätestens seit den Wahlen im Iran ist Twitter in aller Munde.

Auch Unternehmen entdecken das Tool zunehmend für sich. Doch wie kann man Twitter für betriebliche Zwecke nutzen? Antworten liefert Dr. Peter Schütt ab Seite 26. Er umreißt Möglichkeiten für „Twittern in Unternehmen“ und gibt Einblicke in die vielfältigen Twitter-Aktivitäten der IBM-Mitarbeiter.

11,5 Millionen Nutzer sind bereits bei Twitter angemeldet - und produzieren täglich Unmengen von Tweets. Doch die Informationsflut im Web 2.0 wächst nicht nur durch Microblogger. Egal ob privat oder beruflich - in Wikis, Blogs und Sozialen Netzwerken explodieren die Datenmengen gegenwärtig und lassen den Ruf nach einer intelligenten Suche laut werden. Damit sind wir wieder beim Web 3.0. Denn es verspricht dank semantischer Ansätze eine ganz neue Qualität der Trefferlisten. Ob Google & Co. damit schon bald ausgedient haben, lesen Sie ab Seite 29. Bleibt die Frage: Ist es mit der Ausbaustufe 3.0 getan? Oder werden wir schon bald vom Web 4.0, E-Learning 4.0 und auch Wissensmanagement 4.0 lesen?

Ihr

Oliver Lehnert

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