2024/5 | Fachbeitrag | Künstliche Intelligenz / Robotic

Was bedeutet das neue EU KI-Gesetz für die Zukunft von Chatbots?

Mit der Zunahme von KI-gesteuerten Chat-Dienste werden automatisierte Kundengespräche immer mehr zu einem Wettbewerbsvorteil. Aufgrund ihrer leistungsstarken Fähigkeiten und ihrer weiten Verbreitung ist die generative KI mittlerweile auch in das Blickfeld der Politik gerückt. Die Gesetzgeber der EU haben deshalb neue Vorschriften in das KI-Gesetz aufgenommen, die sich direkt mit dem Aufkommen von hochentwickelten Chatbots und LLMs befassen sollen.

- Ein Kommentar von Gabriel Frasconi, VP & General Manager South Europe & DACH bei Freshworks -


Bildquelle: (C) Gerd Altmann / Pixabay

Das europäische KI-Gesetz ist die erste umfassende Verordnung über Künstliche Intelligenz (KI), die durch den Gesetzgeber erlassen wurde. Das Gesetz legt klare Anforderungen und Verpflichtungen für KI-Entwickler und -Anwender bezüglich bestimmter Anwendungen von KI fest und entlastet gleichzeitig die administrativen und finanziellen Belastungen für kleine und mittlere Unternehmen.

Während die meisten KI-Systeme nur eine geringe oder gar keine Gefahr darstellen und zur Lösung vieler gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen können, bergen bestimmte KI-Systeme Risiken, die angegangen werden müssen, um unerwünschte Ergebnisse zu vermeiden. Das Gesetz teilt KI-Anwendungen in verschiedene Kategorien ein und formuliert Verpflichtungen für KI auf der Basis ihrer potenziellen Risiken und Auswirkungen:

  • KI-Systeme mit inakzeptablem Risiko gelten als Gefahr für die Bevölkerung und werden verboten. Darunter zählen Anwendungen, die durch Gesichtserkennung Menschen in der Öffentlichkeit identifizieren können.
  • KI-Systeme mit hohem Risiko wie Anwendungen in Bildung und Gesundheitswesen, unterliegen besonderen Verpflichtungen und werden vor und nach ihrem Markteintritt gründlich kontrolliert.
  • KI-Systeme mit geringem Risiko müssen sorgfältig geprüft und schwerwiegende Vorfälle an die Europäische Kommission gemeldet werden. Darunter fallen generative KI und alle anderen Anwendungen.

Auswirkungen auf Chatbots

LLM-Chatbots sind fortschrittliche KI-Systeme mit der Fähigkeit, den Kontext zu erfassen, die Bedeutung abzuleiten und kohärente und kontextbezogene Antworten zu generieren. Solche Dienste, die Gespräche mit menschlichen Nutzern mit Hilfe von KI simulieren können, werden im EU-KI-Gesetz besonders hervorgehoben.

Eines der zentralen Punkte des KI-Gesetzes ist die Schaffung von Transparenz im Umgang mit generativen KI-Systemen. Der KI-Aspekt einer Anwendung muss von Anfang an klar dargelegt werden, damit die Nutzer eine informierte Entscheidung über ihr Engagement treffen können. Mit KI generierte oder veränderte Inhalte - Bilder, Audio- oder Videodateien (z. B. Deepfakes) - müssen klar als KI-generiert gekennzeichnet werden, damit die Nutzer erkennen, wenn sie auf solche Inhalte stoßen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die menschliche Verantwortung. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die über Chat-Dienste gesammelten personenbezogenen Daten sicher und ethisch behandelt werden. Anbieter und Entwickler sind aufgefordert, schwerwiegende Vorfälle und Fehlfunktionen zu melden, während Nutzer die Möglichkeit haben müssen, Interaktionen mit einem Chatbot abzubrechen. Mit diesem Schutz soll die Kontrolle über die Interaktion zwischen den Nutzern gewährleistet werden.

Das europäische KI-Gesetz ist eine Initiative, um das Vertrauen der Nutzer in diese Technologie zu stärken und gleichzeitig die potenziellen Risiken zu begrenzen. Die Vorschrift schafft klare Regeln und Standards, damit die Nutzung von generativer KI und Chatbots transparent und ethisch angemessen ist.



Der Autor:

Gabriel Frasconi ist VP & General Manager South Europe & DACH bei Freshworks. Das Unternehmen entwickelt KI-unterstützte Business-Software, die mühelos zu verwenden ist.Zu den mehr als 66.000 Kunden zählen unter anderem American Express, Blue Nile, Bridgestone, Databricks, Fila und OfficeMax.

>> Mehr Infos: www.freshworks.com

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Vorsicht, Fake News! Wie Generative KI die Verbreitung von Desinformationen fördert

WISSENplus
Von Brüssel bis Washington DC finden in diesem Jahr Wahlen statt, welche die politische Landschaft weiter Teile der Welt für die nächsten Jahre bestimmen werden. Die Wahlentscheidungen werden auch Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft und jedes einzelne Unternehmen haben. Dabei sind sie mit einer in dieser Dimension neuen Herausforderung konfrontiert: Generative KI ...

Weiterlesen

Betriebliches Lernen: Welche Rolle spielt KI?

Künstliche Intelligenz setzt schon seit einigen Monaten dazu an, die Unternehmenswelten zu revolutionieren. Vor allem durch die Verwendung von Large Language Models, kurz LLMS, gelingt es, wertvolle Ressourcen zu sparen und effizienter sowie produktiver zu agieren. Aber gilt das auch für den Bereich der betrieblichen (Weiter-)Bildung?...

Weiterlesen

Mobiles Arbeiten: Die 4 größten Produktivitätskiller

WISSENplus
Smartphones, Tablets & Co. erleichtern heute in vielen Bereichen die Arbeit - sei es im Außendienst, im Remote-Office oder auf Geschäftsreise. Das funktioniert allerdings nur, wenn die IT eine effiziente und störungsfreie IT-Infrastruktur schafft, die den Zugriff auf Kundendaten, Dokumente und Anwendungen jederzeit gewährleistet. Doch das ist nicht immer so trivial: Versteckte Hürden wie umst...

Weiterlesen

Wie künstliche Intelligenz die Industrie verändert

Künstliche Intelligenz ist nach wie vor das größte Thema der Tech-Branche - und der Trend wird sich fortsetzen: Kaum eine andere technologische Errungenschaft verändert sich aktuell schneller. Wie ist der aktuelle Umsetzungsstand in den Unternehmen? Und wie und wo kommt generative KI heute und in Zukunft zum Einsatz?...

Weiterlesen

Gewusst wie: Wissen in Prozessen nutzbar machen

WISSENplus
In einer dynamischen Arbeitsumwelt wird es zukünftig verstärkt darauf ankommen, fachliche und soziale Kompetenzen zu vernetzen und erlerntes "Können" auch anzuwenden und somit handlungskompetent zu agieren. Eine fundierte Methodenkompetenz wird dann für den persönlichen und für den Erfolg des Unternehmens von großer Bedeutung sein. Elementar ist daher die Befähigung der Mitarbeiter, ...

Weiterlesen

Hybrid und KI-gestützt: Wie wir künftig arbeiten - und wie künstliche Intelligenz uns dabei unterstützt

Viele Wissensmanager arbeiten hybrid. Derzeit kommen sie im Schnitt 3,2 Tage in der Woche in Büro. Das zeigt eine Umfrage der Immobilienfirma Jones Lang LaSalle. Das soll auch so bleiben - geht es nach den Befragten. 65 Prozent der Beschäftigten in Deutschland wollen auch künftig im Office und zuhause arbeiten - wo möglich. Dabei stehen schon heute in jedem dritten Unternehmen ganze Etagen ungenutzt le...

Weiterlesen

GenAI im Corporate Learning: Wohin geht die Reise?

WISSENplus
Eines der wichtigsten Gesprächsthemen in Unternehmen im Jahr 2023 war sicherlich die Verwendung von "Large Language Models" (LLMs) und ihren Auswirkungen auf die Produktion, das Verfassen von Texten oder das Bewerbungsmanagement. Doch auch die berufliche Bildung erfährt viele Innovationen, die auf dem Einsatz von KI-Technologien basieren. Um die Zukunftsfähigkeit dieser Anwendungen besser ...

Weiterlesen

Die nächste Generation des Lernens

WISSENplus
Künstliche Intelligenz wird bereits in vielen Bereichen genutzt, in der Bildung und Weiterbildung jedoch nur vereinzelt, und dann vor allem zum Übersetzen oder Erstellen von Inhalten. Die Technologie kann aber noch viel mehr und könnte das Lernen geradezu revolutionieren....

Weiterlesen