2010/1 | Editorial | Wissensmanagement

Leben heißt (weiter-)bilden

von Oliver Lehnert

Kindergarten, Schule, Lehre oder Studium – fertig! So sah, ganz grob umrissen, der gängige Ausbildungsweg noch vor wenigen Jahrzehnten aus. Spätestens Anfang 20 hatte man sich das Wissen für sein weiteres (Arbeits-)Leben angeeignet. Doch der Wandel zur Wissensgesellschaft hat gerade in diesem Punkt für gravierende Veränderungen gesorgt. Nach Lehre oder Studium folgen heute abendliche Weiterbildungen, Fernlehrgänge, Aufbauseminare etc. – alle mit dem Ziel, den eigenen Wissensstand auszubauen, neue Fähigkeiten hinzuzugewinnen und vorhandene Fertigkeiten zu perfektionieren.

Da Präsenzseminare häufig sehr kostenintensiv sind, setzen immer mehr Firmen, aber auch Privatpersonen auf elektronische Lernformen. Ob am Arbeitsplatz, dem heimischen PC oder unterwegs via Smartphone – neues Wissen lässt sich heute immer und überall abrufen und trainieren. Eine strikte Trennung von Lernen, Arbeiten und Leben gibt es nicht mehr. Denn das Faktenwissen von gestern kann morgen schon veraltet sein. 

Wer mit dem technischen Fortschritt und vor allem mit den erst kürzlich ausgebildeten, hoch motivierten und exzellent geschulten Young Professionals mithalten möchte, muss sich bis ins hohe (Arbeits-)Alter kontinuierlich fortbilden. Zwar hat die Generation 50plus einen entscheidenden Vorteil gegenüber den frisch gebackenen Hochschulabgängern: jahrzehntelanges Erfahrungswissen. Doch erst zusammen mit aktuellem IT- und Fachwissen kann dieses implizite Knowhow sein ganzes Potenzial entfalten.

Welche Möglichkeiten des interaktiven Lernens sich in der Praxis bewährt haben, wie sich das neue Wissen am besten in den Arbeitsalltag übertragen lässt und mit welchen Strategien Unternehmen kontinuierliches Lernen in ihrer Firmenphilosophie verankern, lesen Sie in unserem Titelthema ab Seite 20.

In diesem Zusammenhang ist es zudem äußerst interessant, inwieweit sich die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen bereits in den Köpfen der Menschen verankert hat und wie sich  den zunehmenden Einsatz von E-Learning beurteilen. Genau diese Fragen beantwortet eine aktuelle Studie, die einen europaweiten Vergleich anstellt. Die wichtigsten Ergebnisse lesen Sie auf den Seiten 24 und 25. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen erfolgreichen Start in ein wissensintensives Jahr 2010 voller neuer Erkenntnisse, spannender Erfahrungen und zahlreicher Wissensbausteine – sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich. Denn die Grenzen sind fließend und werden in naher Zukunft völlig verschwinden. Ganz im Sinne von: Leben heißt (weiter-)bilden.

Ihr 

Oliver Lehnert

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