2010/2 | Fachbeitrag | Social Publishing

Social Publishing als neue Form der Wissensverbreitung

von Paul Caspers

Inhaltsübersicht:

 

Das Internet bietet ein nie da gewesenes Potenzial, Wissen umfassend und allgemein zugänglich zu verbreiten. Dass dieses Potenzial genutzt wird und ein großer Bedarf danach besteht, belegt nicht zuletzt der immense Zulauf, dessen sich digitale Dokumentenbibliotheken, wie beispielsweise Scribd, erfreuen: Scribd verzeichnet nach eigenen Angaben täglich 50.000 neue Dokumente und rund 50 Millionen Leser. Daneben haben sich mittlerweile zahllose digitale Bibliotheken für wissenschaftliche Arbeiten etabliert. Gerade Wissenschaftler wehren sich mit der Publikation im Netz gegen die Politik vieler Verlage wissenschaftlicher Journale, sich an ihren Werken und damit letztlich an Geldern der öffentlichen Hand zu bereichern. Bereits 2003 sagte der Nobelpreisträger Harold Varmus, Gründer der Public Library of Science in einem Interview mit der ZEIT: „Wir wollen die Magazine dazu bringen, ihre wissenschaftlichen Originalartikel kostenlos online zur Verfügung zu stellen [...sodass diese] nutzbar, lesbar und anderen zugänglich werden und die Daten von anderen ausgewertet werden können.“

 

Das stetige Wachsen der sozialen Netzwerke und die Verbreitung elektronischer Inhalte verändern Informationsflüsse und Informationsverhalten in unserer (Informations-) Gesellschaft nachhaltig: Immer mehr verschwimmt die bislang noch klare Trennung von Leser und Autor – was bedeutet, dass im Netz durch digitale Bibliotheken und soziale Netzwerke eine „Weisheit der Vielen“ erschlossen und verbreitet werden kann. Publizieren gewinnt unter diesem Blickwinkel eine völlig neue Bedeutung.

 

Soziale Netzwerke als Vermittler von Wissen

Die Etablierung von offenen Web-Systemen und -Diensten sowohl für wissenschaftliche, Firmen- und private Netzwerke als freie Publikationsplattformen kann somit einen Schritt zu mehr Freiheit für die Autoren, aber auch für die Lesenden bedeuten, da der Zugang zu Wissen nicht mehr in dem heutigen Ausmaß durch mangelnde finanzielle Ressourcen beschränkt wird. Die Möglichkeiten, die soziale Netzwerke im Hinblick auf die Verbreitung von Wissen bieten, sind immens. Bereits heute können beispielsweise auf Facebook Fotoalben, Videos oder PDF-Dokumente erstellt bzw. eingebettet und damit einem breiteren Kreis von Menschen zur Verfügung gestellt werden.

 

Zudem bieten soziale Netzwerke alle bekannten Funktionen des Web 2.0, z.B. Blogs, Foren oder Chaträume. Um das volle Potenzial sozialer Netzwerke nutzen zu können, müssten sich diese von Kontakt- hin zu Informationsaustauschbörsen entwickeln – und damit die Möglichkeit bieten, auch komplexere dokument-spezifische Inhalte zu integrieren.

 

 

Kommunizieren und Publizieren

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Nutzbarkeit freier Informationen müssen allerdings einige technische Herausforderungen gemeistert werden: Zwar kann in den heutigen dialogorientierten sozialen Netzwerken in der Regel auch Content in verschiedenen Formen, z.B. Bilder oder PDF-Dateien, manuell eingestellt werden; die nahtlose Integration von Dokumenten samt der notwendigen zugehörigen Arbeitsprozesse sowie die nach Fertigstellung folgende mediengerechte Aufbereitung und Präsentation der aus ihnen publizierten Inhalte ist jedoch nicht möglich.

 

Um die Möglichkeiten sozialer Netzwerke im Hinblick auf die Bearbeitung und Publikation von Dokumenten für alle User nutzbar zu machen, ist daher ein „all for one-Ansatz“ von Nöten, d.h. eine Lösung, mit der Content einmal in einem Standardsystem (z.B. MS Word, PowerPoint oder Excel) erstellt wird, direkt von dort aufbereitet und global verteilt werden kann. Ein solcher Social-Publishing-Dienst würde Kommunikation und Teamwork der Mitglieder eines Netzwerks „rund um Content“ erheblich verbessern und damit Austausch und Verbreitung von Wissen nachhaltig fördern. Gleichzeitig würden ganz neue Nutzergruppen von einem solchen System profitieren: Von unternehmensübergreifenden Projektteams, privaten Gruppen mit komplexen inhaltlichen Anliegen über studentische Arbeitsgruppen bis zum Forschungskolloquium könnten hier Inhalte eingestellt, weiterbearbeitet und auch publiziert werden.

 

Social-Publishing-Sites als integrativer Ansatz

Seit Anfang 2010 ist im Netz eine solches System zur Erstellung und Nutzung von Social-Publishing-Sites zu finden. Es verbindet die Web-2.0-Funktionalitäten eines sozialen Netzwerkes mit einem Dokumentverwaltungs- und Publikationssystem. Anwender, die umfassenden Content verwalten, alleine oder in Teams bearbeiten und publizieren möchten, finden auf doXtop.com die Möglichkeit, eigene individualisierte Social-Publishing-Sites mit den passenden Funktionen und Anwendungen zu erstellen. So kann effizient ein Online-Dokumentverwaltungssystem genutzt werden, das in seinen Funktionen und Möglichkeiten einem Intranet nahe kommt.

 

Die Startseite gibt mit Freundeslisten, letzten Aktivitäten, Blog, Forum, Quicklinks, einem Eventkalender und RSS-Feeds einen Überblick über aktuelle Vorgänge in der zugehörigen Social-Publishing-Site und bietet zudem eine Übersicht der neuesten oder empfohlenen Publikationen. Diese werden aus beliebigen Quellen wie MS-Office- oder Open-Office-Dokumenten nach Freigabe durch den Autor oder ein Autorenteam automatisch generiert und bei der Konvertierung sofort mediengerecht der Website-Umgebung angepasst. In einem eigenen „Teamspace“ können Dokumente sogar im Team verwaltet, gemeinsam bearbeitet und nach Fertigstellung bei Bedarf publiziert werden. Der Verlauf der Bearbeitung ist in der Historie lückenlos nachvollziehbar.

 

Je nach Bedarf kann das fertige Dokument dann entweder netzwerkintern oder frei zugänglich weltweit publiziert werden. Über eine spezielle Schnittstelle ist darüber hinaus die Syndikation – d.h. die automatische Verbreitung der Publikation in anderen Netzwerken – möglich. Und: Bei Änderungen des Quelldokumentes werden alle Publikationen ohne weiteres Zutun der Autoren aktualisiert und konsistent gehalten. Damit könnnen sowohl das Potenzial, das das Web hinsichtlich der Vernetzung von Menschen und Gruppen bietet, als auch die vielfältigen Möglichkeiten zur Verwaltung und Publikation von Content genutzt werden. Eine derartige Erweiterung der heute bestehenden sozialen Netzwerke wäre ein zukunftsweisender Schritt hinsichtlich einer breiteren und egalitären Zugänglichkeit zu den verschiedensten Wissensgebieten.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Networking – weniger ist mehr

Die Pflege und Nutzung von Netzwerken kostet überproportional viel Zeit; Informations- und Erfahrungsaustausch sind relativ unstrukturiert, die Zusammensetzung ist unkontrolliert und zufällig. Sie bieten zwar Austausch und vielfältige Kontakte, weisen dabei aber einen extrem hohen Streuverlust auf. Vergleicht man einmal die Zahl an Informationen, die man nicht verwerten kann, mit den wirklich wichtigen H...

Weiterlesen

Emotionen – das vernachlässigte Wissen

WISSENplus
Emotionen machen aus demotivierten Angestellten Spitzenmitarbeiter und aus gefürchteten Vorgesetzten geschätzte Führungskräfte. Wer genau hinhört und es versteht, emotional intelligent zu handeln, der löst wünschenswerte Emotionen aus und kann aus seinem Gegenüber das Beste herausholen....

Weiterlesen

Praktisch ausgeschieden: Mitarbeiterwissen nachhaltig sichern

WISSENplus
Unternehmen leben von ihren Mitarbeitern. Vor allem Erfahrungswissen ist im betrieblichen Alltag bares Geld wert. Geht dieses implizite, an einzelne Personen gebundene Know-how im Zuge von Stellenabbau, Demografiewandel oder Umstrukturierung verloren, ist dies für Unternehmen im schlimmsten Fall sogar existenzbedrohend. Welche Möglichkeiten stehen Unternehmen heute zur Verfügung, um personengebundenes Wi...

Weiterlesen

Wenn Machtspiele den Wissenstransfer behindern

WISSENplus
Ein Unternehmen lebt vom Wissenstransfer, vom freien Fluss der Ideen und der Informationen. Zu den größten und gefährlichsten Sünden gehört es daher, wenn Führungskräfte oder Mitarbeiter Informationen zurückhalten oder verschweigen. Gerade diese Verhaltensweisen gehören jedoch zu den üblichen Machtspielchen: Mitarbeiter behalten eine Information für sich, um sich einen Vorteil im Kampf um eine v...

Weiterlesen

Mediencommunity - das branchenspezifische Wissensnetzwerk

WISSENplus
Die Mediencommunity eröffnet kleinen und mittleren Unternehmen in der Druck- und Medienbranche innovative Wege der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Das Web-2.0-Internetportal ist im Rahmen eines Forschungsprojekts im Herbst 2009 online gegangen. Seitdem können sich dort alle Beschäftigten dieser Branche rund um das Thema Aus- und Weiterbildung informieren, miteinander vernetzen und lernen....

Weiterlesen

Corporate Wikis - die Demokratisierung des Unternehmenswissens

WISSENplus
Wissensmanagement ist zu einem Synonym für externe wie interne Corporate Communication geworden. Mit dem Erfolg von Wikipedia hat sich eine Form des Intranets entwickelt, dessen Grundprinzip in der Demokratisierung des Wissens und der Kommunikation und damit dem Ursprungsversprechen des Internets besteht. Corporate Wikis bilden ein geschlossenes System für Unternehmen, das aber auf die Touchpoints der Mi...

Weiterlesen

Interdisziplinäre Produktentwicklung durch gezielten Erfahrungsaustausch

WISSENplus
Eine erfolgreiche Produktentwicklung ist heutzutage längst nicht nur auf die Forschungs- und Entwicklungsabteilung beschränkt. Es ist ein interdisziplinärer Prozess, in dem alle relevanten Abteilungen entlang der gesamten Produktionskette zusammenarbeiten müssen. Aus diesem Grund ist eine strukturierte Vorgehensweise, mit der das gemeinsame, bereichsübergreifende Wissen effektiv geteilt wird, unabdingb...

Weiterlesen

Five Minute Stories: Mitarbeiterbefragungen neu erzählt

WISSENplus
Die klassische Form der Mitarbeiterbefragung befindet sich im Wandel. Die Grenzen groß angelegter, standardisierter (Online-)Fragebögen werden immer deutlicher. Vor allem wenn es um die Abfrage von Einstellungen und Meinungen von Mitarbeitern zu strategischen Themen geht, ist die Aussagekraft und Tiefe der Ergebnisse oft enttäuschend....

Weiterlesen