Finanzkriminalität proaktiv begegnen und Risiken minimieren
2023/11 | Fachbeitrag | Learning

Skill-Gap-Studie: Wo haben Unternehmen die größten Wissenslücken?

Der "2023 Global State of Upskilling and Reskilling Report" von 360Learning beleuchtet den aktuellen Stand des Um- und Weiterbildungsangebots für Angestellte in Unternehmen aus Deutschland und Österreich, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA. Die Studie legt nahe, dass Beschäftigte ihr Verbleiben in einem Unternehmen u.a. davon abhängig machen, ob klare Karrierewege für sie vorgesehen sind. Recruitern und Personalentwicklern jedoch fehlt es an Einblicken in das vorhandene Wissen im Unternehmen und die Karrierewünsche der Angestellten. Mit passgenauen Fortbildungsangeboten kommen sie teils nicht hinterher.

Bildquelle: (C) Gerd Altmann / Pixabay

Aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels, des demographischen Wandels, der kürzeren Lebensdauer von Qualifikationen und der hohen Fluktuationsraten gerade junger Generationen greifen Unternehmen weltweit verstärkt auf internes Recruiting zurück. Wissensdefizite im Team behindern die interne Mobilität dabei erheblich und bringen für Unternehmen kostspielige Folgen mit sich.

Vor diesem Hintergrund hat 360Learning, der in Karlsruhe ansässige Anbieter einer All-in-one Learning Experience Platform, eine Studie mit 3.600 Befragten (je 300 Beschäftigte, Recruiter und Personalentwickler) aus Deutschland und Österreich, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA durchgeführt. Die Feldarbeit wurde zwischen dem 1. Juni und dem 16. Juni 2023 online durchgeführt.

Studienergebnisse aus Deutschland und Österreich

Unter den 900 befragten Beschäftigten, Recruitern und Personalentwicklern aus Deutschland und Österreich fielen zwei Zahlen besonders ins Auge: 35,5% der befragten Recruiter gaben an, dass die Fluktuationsrate bei Neueinstellungen in den ersten 12 Monaten in ihrem Unternehmen bei über 31% lag. Analog gaben 39,2% der Beschäftigten, die in den letzten 12 Monaten ihren Job gewechselt hatten, an, dies aufgrund von fehlender beruflicher Unterstützung oder Aufstiegsmöglichkeiten getan zu haben.

  • Ihre nächsten Entwicklungsschritte im Unternehmen kennen lediglich 25,67% der befragten Angestellten genau.
  • Unter denjenigen Angestellten, die sich über ihre nächsten Karriereschritte im Unklaren sind, geben 29,58% an, sich aufgrund dieser Unklarheit nach anderen Jobangeboten umzusehen.
  • Unter den befragten Personalentwicklern geben 37,33% an, 40% oder weniger der Fortbildungswünsche ihrer Mitarbeiter pro Jahr erfüllen zu können. Für sie liegen die größten Herausforderungen in puncto Mitarbeiterweiterbildung u.a. in der fehlenden Kenntnis der dringend benötigten Fähigkeiten.
  • Auf die Frage, welche Faktoren ihrer Meinung nach für die interne Mobilität im Unternehmen hinderlich seien, sehen Recruiter u.a. das Fehlen klarer Karrierewege und die Unfähigkeit, Mitarbeiter schnell genug weiter- bzw. umzuschulen als problematisch an.

Deutschland und Österreich im internationalen Vergleich

Während einige Trends länderübergreifend übereinstimmen, wie z. B. die Schwierigkeit, neue Mitarbeitende mit den richtigen Qualifikationen zu finden, zeigen sich jedoch auch geografisch unterschiedliche Studienresultate, die einen spannenden Vergleich ermöglichen.

So halten in Deutschland und Österreich lediglich 11% der Recruiter die Schwierigkeit, qualifizierte Fachkräfte zu finden, für akut, während es in den USA und Frankreich bereits 46% bzw. 44% und im Vereinigten Königreich sogar 62% sind.

Etwas weniger positiv stehen Deutschland und Österreich im Ländervergleich da, wenn es um das Verständnis der Personalentwickler für die im Unternehmen vorhandenen Skills und Qualifikationslücken geht. In Großbritannien sind 75% der befragten Personalentwickler der Meinung, dass sie ein umfassendes Verständnis der in ihrem Unternehmen vorhandenen Skills inkl. potenzieller Qualifikationslücken haben. In den USA und Frankreich sind es jeweils 71% der Befragten, in Deutschland und Österreich vergleichsweise geringe 66%.

Das Bild wird etwas positiver, wenn es um den Überblick der Beschäftigten über ihre potenziellen Karrieremöglichkeiten im Unternehmen geht. In Deutschland und Österreich geben 41% der Beschäftigten an, einen Überblick über ihre nächsten Karriereschritte zu  haben. In den USA sind es 38%, in Frankreich 37% und in Großbritannien lediglich 34%.

Interessant werden diese Zahlen, da die Studie auf einen direkten Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der Karriereaussichten der Mitarbeiter und ihrer Neigung, das Unternehmen zu verlassen, hindeutet. Hier geben knapp 40 % der deutschen und österreichischen Beschäftigten, die in den letzten 12 Monaten den Job gewechselt haben, als Hauptgrund die fehlenden beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten in ihrer vorherigen Stelle an.

Fazit und Ausblick

Um dem Fachkräftemangel gerade angesichts des demographischen Wandels dauerhaft entgegenzuwirken, sollten Arbeitgeber laut 360Learning einen Überblick über das Wissen in ihrem Unternehmen haben und ihren Angestellten klare Perspektiven für ihre Karrierewege bieten. Gleichzeitig sollten die Mitarbeiter in der Lage sein, diejenigen Skills zu benennen, die sie für die Erledigung ihrer Aufgaben benötigen und die richtige Schulung zur richtigen Zeit erhalten.

Aus Sicht von 360Learning sind die Unternehmen auf dem richtigen Weg, ihre Qualifikationsdefizite zu beheben, indem sie ihren Schwerpunkt verstärkt auf internes Upskilling legen, da es die Mitarbeiterbindung fördert, schneller und kostengünstiger ermöglicht, neue Qualifikationen zu decken. Für das interne Recruiting brauchen die Unternehmen jedoch die richtigen Werkzeuge und Strategien zur Umsetzung.

Aus Sicht von 360Learning sind Schlüsselfaktoren bei der Umsetzung dieser Strategien effektiver interner Wissensaustausch und Peer-Learning. Gerade hier rücken Skill-Mapping, individuelle Lehr- und Lernangebote und kollaboratives Lernen als Wegbereiter für kompetenzbasiertes Lernen in den Vordergrund.

Mehr Infos: www.360learning.com/de/blog

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

So vermeiden Unternehmen Datenlecks durch ChatGPT & Co.

Generative KI ist bei zahlreichen Aufgabenstellungen im Arbeitsalltag bereits eine große Hilfe. Sie beantwortet Fragen, erstellt Texte fürs Marketing, übersetzt E-Mails sowie Dokumente und optimiert sogar Quellcode. Kein Wunder also, dass Mitarbeiter die Tools eifrig einsetzen, um sich die Arbeit zu erleichtern und produktiver zu werden. Allerdings entstehen dabei Risiken für die Datensicherheit i...

Weiterlesen

KI-basiertes Lernen: Behavioral Intelligence bereitet Mitarbeiter auf künftige Herausforderungen vor

WISSENplus
Wir leben in einer Welt, in der Wandel die einzige Konstante ist. Um mit dem Tempo des technologischen Fortschritts mitzuhalten und resilienter gegen Krisen zu werden, investieren Unternehmen auf der ganzen Welt massiv in das Upskilling ihrer Belegschaft. Doch Know-how allein reicht nicht aus. Um dauerhaft krisenfest zu werden, brauchen Unternehmen Mitarbeiter, die sich schnell an neue Gegebenheiten a...

Weiterlesen

Wie stumpfe Trainingsroutinen und lästiges Suchen überwunden werden können oder: Eine interessante Parallele zwischen Radfahren und Wissensarbeit

Wissensarbeit ist gleichzusetzen mit "in Bewegung bleiben", sonst wird man schnell abgehängt. In wirtschaftlich volatilen Zeiten heißt es, in die Pedale zu treten, ob mit neuen Technologien oder Führungsansätzen. Nutzt man moderne Mittel, lässt sich der steilste Hügel auch bei Gegenwind meistern und selbst auf langen Distanzen nicht schlapp machen. Für einen Ausflug auf dem Bike wie durch ...

Weiterlesen

Vorsicht Falle: Agile Stolpersteine vermeiden!

WISSENplus
Die Rufe nach mehr Agilität sind nicht zu überhören! Ebenso oft werden von Unternehmen Berater an Bord geholt, die bei der Umsetzung helfen sollen. Das Problem: Führungskräfte können meist weder abschätzen, ob die Versprechen der Berater realistisch sind, noch ob deren Methode wirklich die bestmögliche für das Vorhaben ist. Was tun? Einfach probieren? Viel Mühe, Geld und Zeit investieren, um...

Weiterlesen

Von FAQs zur automatisierten Wissensbereitstellung: Die Evolution des Wissensmanagements im Customer Service

WISSENplus
"Wissen ist Macht" - ein altbekanntes Sprichwort, das in einer Ära des rapiden technologischen Fortschritts mehr denn je gilt. Insbesondere im Kundenservice wird die Verfügbarkeit von Wissen zum Differenzierungsmerkmal, das im Hinblick auf die Kundenzufriedenheit und -loyalität eine erfolgsentscheidende Rolle spielt. Doch damit Servicemitarbeiter ihre Kunden jederzeit bestmöglich bediene...

Weiterlesen

Mitarbeitermotivation: Was Beschäftigte wirklich antreibt

WISSENplus
Die emotionale Bindung der deutschen Arbeitnehmenden befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren: Knapp ein Fünftel von Deutschlands Belegschaft ist nicht emotional an ihren Arbeitsplatz gebunden. Die so entstehenden Produktivitätseinbußen kosten die deutsche Wirtschaft jährlich bis zu 151,1 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt der Gallup Engagement Index 2022, eine umfangreiche ...

Weiterlesen

Von der Bedrohungsanalyse zur Security-Strategie

WISSENplus
Die Angriffsmethoden der Cyberkriminellen werden immer raffinierter. Gleichzeitig stellt die hohe Anzahl an entdeckten Schwachstellen in IT-Systemen ein enormes Sicherheitsrisiko dar. Angesichts dieser Bedrohungslage gewinnt der Security-by-Design-Ansatz an Bedeutung. Keinesfalls dürfen Unternehmen diesen Gedanken jedoch auf die Entwicklung einzelner IT-Systeme reduzieren - die Architektur der Infra...

Weiterlesen