2006/11 | Fachbeitrag | Wissenskapitalisierung

Portal zu effizientem Wissensmanagement

von Rolf D. Richter

Von Rolf D. Richter

Inhaltsübersicht:

 

 

 

Damit ihre Angestellten und Partner stets auf aktuellem Stand sind, bedienen sich immer mehr Unternehmen - gerade solche mit verteilter Belegschaft - so genannter Lern-Management-Systeme (LMS). Der folgende Artikel zeigt, dass Technologien, mit denen sich sowohl aktuelle Informationen als auch die Leistungen der Mitarbeiter verwalten lassen, zum "heißesten Segment" des Markts von Human Resources (HR)-Applikationen zählen.

 

 

Lern-Management-Systeme sind heute auch im deutschsprachigen Raum keine Seltenheit mehr. Zum Beispiel hat "Hewlett Packard" im letzten Jahr ein solches System bei "Linde Gas" implementiert. Die wesentlichen Anforderungen daran bringt Sybille Frank, Projektmanagerin für internationales Training in der Abteilung HR Entwicklung bei "Linde Gas" wie folgt auf den Punkt: "Unser neues LMS zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität und Skalierbarkeit aus. Es lässt sich individuell konfigurieren, ist einfach an die firmeneigene Umgebung anzupassen und erlaubt es uns, ohne große Umstände eigenen und fremden Content zu integrieren."

 

Compliance

 

 

Ein wichtiger Grund, sich für eine solche Software-Plattform zu entscheiden, sind die Compliance-Herausforderungen. Deutsche Unternehmen werden vermutlich 10 bis 15 Prozent der IT-Budgets für Compliance-Projekte - einschließlich der IT-Compliance - aufwenden müssen, um die wachsenden Aufgaben, die aus regulatorischen Vorgaben resultieren, bewältigen zu können. In den Volks- und Raiffeisenbanken gaben vor einigen Jahren die mit Basel II notwendig gewordenen Schulungsmaßnahmen für 50.000 Mitarbeiter den Anstoß zur Einführung eines Lernportals. Heute versorgen die genossenschaftlichen Akademien mit Hilfe ihres Systems, das von "SumTotal" stammt, bereits 120.000 Bankarbeitsplätze schnell und flächendeckend mit aktuellen Lerninhalten, darunter VR Control und aufsichtsrechtliche Themen. Auch die "Novartis Pharma AG" nutzt ihr LMS seit nunmehr fünf Jahren dazu, geschäftskritische Regularien an rund 6000 Angestellte zu vermitteln. Der Pharmariese stellt über das System sein umfangreiches eLearning-Kursprogramm zur Verfügung. Zugleich überprüft er damit die Teilnahme und wertet virtuelle Life-Events aus. "Wir haben ein breites Angebot an Online-Schulungen in das Content-Repository des LMS integriert, die eine große Bandbreite an Themen wie zum Beispiel Standard Operating Procedures (SOP), Good Clinical Practice (GCP) und Computer Compliance abdecken", so John Peter Harrison, langjähriger Leiter Collaborative Technologies von "Novartis" in Basel. "Diese beruhen auf den AICC/SCORM-Standards und beinhalten deshalb eine Funktion für das Kurs-Tracking." Zu den großen Vorteilen des Systems zählt er, "dass wir zu Prüfzwecken interne und externe Reports generieren können, wenn diese verlangt werden." Das LMS verfolgt die Trainings in allen lokalen Gruppen über den gesamten Mitarbeiterstamm hinweg und erlaubt es den Verantwortlichen, die Trainingsziele für sechs bis 12 Monate im Voraus festzulegen.

 

 

 

SharePoint-Integration

 

 

Lernplattform, Informationsportal und Projektunterstützungstool zugleich ist eine Lösung, die kürzlich an der Fachhochschule (FH) Düsseldorf entstand. Dazu wurden der Windows SharePoint Portal Server (SPS) und Windows SharePoint Services (WSS) in das LMS integriert. "Wir wollten, dass die Studierenden alle für das Studium relevanten Informationen und Kommunikationsmöglichkeiten zentral zur Verfügung gestellt bekommen", beschreibt Dr. Michael Marmann, Professor für eLearning, Multimedia und Datenbanksysteme an der FH Düsseldorf, die Intention der Lernplattformentwicklung.

 

 

Studierende und Mitarbeiter der FH Düsseldorf können jetzt zentral auf die benötigten Ressourcen zugreifen, ohne dabei auf ihrem Desktop mehrere Applikationen parallel bedienen zu müssen. Vollständig erhalten bleiben die Stärken beider Technologien: Das LMS trägt vor allem dazu bei, die Lern- und Lehrprozesse zu unterstützen und Lernangebote strukturiert und zielgruppengerecht zu verbreiten. Der SharePoint-Server bündelt durch einen einheitlichen Zugang mehrere Applikationen, vereinheitlicht deren Anwendung und bietet zudem umfangreiche Kommunikations- und Kooperationsfunktionen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Performance-Management

Anbieter von Lern-Management-Plattformen bieten nun auch Software-Module an, mit denen sich talentierte Mitarbeiter identifizieren und gezielt fördern lassen. Somit kann die Plattform zur Unterstützung von Personalentwicklungsstrategien eingesetzt werden. Ein Performance- Management-Modul - Bestandteil moderner Plattformen - ermöglicht zum Beispiel einen Überblick über das Gesamtunternehmen und die abgestuften Vorhaben und Zielsetzungen der Angestellten. Es dient unter anderem dazu, den Prozess der Bewertung der Angestellten und die Nachfolgeplanung leichter zu bewältigen. Mittels Activity Versioning können Arbeitgeber Schulungspläne und -aktivitäten automatisch aktualisieren, so dass sich zum Beispiel die Schulung über neue Produkte und Marken vereinheitlichen lässt. Zu den Anwendern, die diese Funktionalität schätzen, gehört zum Beispiel das Unternehmen "Toys `R´ Us". Erweiterte Reporting-Funktionen ermöglichen den Schulungsverantwortlichen zudem eine noch genauere Beobachtung und Förderung der Trainingsfortschritte.

 

 

 

Anwender verfolgen mit ihrem LMS zumeist eine eLearning-Strategie, die Teil einer weiter reichenden Idee oder Vision ist. "Während noch vor einigen Jahren alle Schulungsunterlagen, zumeist als Powerpoint, online gestellt wurden, soll die Aus- und Weiterbildung heute unmittelbar dazu beitragen, die Leistung des Unternehmens zu fördern", so die Erfahrungen von Alexander Throm. Er ist Sales Manager bei "SumTotal Systems", einem der größten und weltweit aktiven Anbieter von Lern-Management-Plattformen. "Dazu setzen die Anwender Performance-Management-Systeme ein, die den Verantwortlichen einen automatisierten Überblick über die Angestellten und ihre Lernfortschritte bieten. Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter nicht über alle Fertigkeiten verfügt, die er zur Erfüllung seiner Arbeit braucht, soll die Plattform einen passenden eLearning-Kurs vorschlagen, den der Angestellte am eigenen PC absolvieren kann."

 

 

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