Finanzkriminalität proaktiv begegnen und Risiken minimieren
2021/7 | Fachbeitrag | Digitalisierung

Planvoll in die Cloud migrieren: eine Strategieanleitung für KMU

Gerade für kleine und mittlere Unternehmen lohnt sich der Weg in die Cloud. Ihre Personaldecke ist knapp und ihr IT-Budget begrenzt. Firmen, die es geschickt anstellen, senken durch die Cloud ihre Kosten und erhöhen ihre Agilität. Der Königsweg in die Cloud ist eine schrittweise, hybride Migration.

Bildquelle: (C) stux / Pixabay

Nur in Ausnahmefällen migrieren Unternehmen ihre gesamte IT auf einen Schlag in die Cloud. Die meisten Cloud-Kunden starten zunächst ein Pilotprojekt, um erste Erfahrungen mit dem Beschaffungsmodell Cloud zu sammeln. Aber Vorsicht: Kurzfristig senkt die Cloud zwar fast immer die Kosten, aber langfristig kann der Cloud-Betrieb sogar teurer werden als eine On-Premise-Installation im eigenen Serverraum oder Rechenzentrum. Um böse Überraschungen zu vermeiden empfiehlt sich ein durchdachtes, strategisches Vorgehen.

Der Königsweg in die Cloud besteht aus einem hybriden Vorgehen, das On-Premise-Installationen Schritt für Schritt ergänzt oder ersetzt. Kunden bedienen sich dabei einer Best-of-Breed-Strategie und wählen diejenigen Cloud-Anbieter, die ihre Anforderungen am besten erfüllen.

Abbildung: Je nach gewähltem Cloudmodell tragen auch die Kunden für die Sicherheit ihrer Applikationen und Daten Verantwortung. (Quelle: Consol)

Klare Prozesse, Rollen und Zuständigkeiten

IT-Dienstleister wie Consol empfehlen, vor dem Start des Migrationsprojektes einen Cloud-Readiness-Test durchzuführen. Um cloud-ready zu sein, braucht es klar definierte Geschäftsprozesse, Rollen und Zuständigkeiten. Provider wie AWS bieten ein Cloud Adoption Readiness Tool (CART) an, das Migrationsplaner mit strukturierten Fragen durch den Evaluationsprozess führt und am Ende einen Readiness Report erstellt. Der Report bewertet, ob die Geschäftsbereiche Business, People, Process, Platform, Operations und Security bereit für die Cloud sind und wo beziehungsweise wie noch nachgebessert werden muss.

Zu den beliebtesten Cloud-Anwendungen für KMU gehören Microsoft Exchange Online, Office 365 und Google Drive. Abgerechnet wird nach Anzahl der User, Volumen und nach Version beziehungsweise Funktionsumfang. Aber auch Branchensoftware-Anbieter wie die britische Sage oder die deutsche SAP bieten auf kleine und mittlere Firmen zugeschnittene Cloud-Dienste, zum Beispiel für die Geschäftsbereiche Finanz- und Gehaltsbuchhaltung, Human Resources, Marketing, Sales oder eine einfache Spesen- und Reisekostenabrechnung an.

In der Cloud werden Ressourcen geteilt (shared resources), aber auch die Verantwortung für die Sicherheit der Applikationen und Daten (shared responsibility). Wer für was Verantwortung trägt, der Cloud-Provider oder der Kunde, hängt vom gewählten Cloud-Typ ab: IaaS, PaaS oder SaaS. Viele Kunden vergessen, dass in der Cloud auch sie selbst, nicht nur der Anbieter, für das wichtige Thema Sicherheit verantwortlich sind. Service Level Agreements (SLA), Latenzzeiten, garantierte Verfügbarkeiten und Backup-Strategien sollten in den Verträgen mit den Cloud-Providern genau beachtet werden.

Kosten kalkulieren

Ein guter Indikator für die anfallenden Kosten sind die Preiskalkulatoren der Anbieter wie Microsoft, Google oder Amazon Web Services (AWS). Microsoft etwa bepreist seine Cloud-Dienstleistungen unter anderem nach Virtuellen Maschinen, Storage-Volumen und gebuchter Azure-Funktionalität wie Kubernetes Service, SQL Datenbank und Cognitive Services und gibt Beispielszenarien. Cloud-Berater empfehlen, sich bereits bei Vertragsabschluss eine Exit-Strategie zu überlegen, falls der Cloud-Dienstleister die Preise erhöht oder die Qualitätsansprüche des Kunden nicht vollständig erfüllt.

Noch relativ jung in der Cloud sind Dienste wie BPMaaS (Business Process Management as a Service), BIaaS (Business Intelligence) oder iPaaS (Integration Platform). Die Nutzung dieser Dienste geht mit einer Anpassung des Geschäftsmodells oder der Prozesslandschaft einher. In der Regel ist es hilfreich, für solch komplexe Projekte einen Consultant mit ins Boot zu holen.


„Cloud-Migration für kleine und mittlere Unternehmen“ - der Leitfaden zum Download: www.consol.de/fileadmin/pdf/infomaterial/Leitfaden-Cloud-Migration-KMU.pdf


Der Autor:

Lukas Höfer ist Cloud Solutions Architect bei Consol Software in München.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Agile Projekte: Wie aussagekräftig sind Controlling-Charts?

WISSENplus
Agilität hat deutlich an Popularität zugenommen und viele Unternehmen entdecken Vorgehensweisen wie Scrum für sich. Ein agiles Projektcontrolling kann dabei für ein Mehr an Sicherheit sorgen. Je früher Daten erhoben und genutzt werden, desto umfangreicher sind die Vorteile. Jedoch bieten Charts erhebliche Spielräume für Fehlinterpretationen. Deshalb ist es unerlässlich, die Sachverhalte genau zu hi...

Weiterlesen

Berechtigungsmanagement 2.0: Quo vadis SAP-Berater?

SAP ist das digitale Herz vieler Unternehmen und damit unverzichtbar für einen reibungslosen Geschäftsbetrieb. Umso folgenschwerer sind Schwachstellen im sensiblen Bereich der SAP-Berechtigungskonzepte, mit erheblichen wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Risiken. Doch egal ob ein initiales Berechtigungskonzept erstellt wird, der Wirtschaftsprüfer ein Redesign anmahnt oder ein Audit ansteht: Bere...

Weiterlesen

Was macht ein Büro eigentlich zum Smart Office?

Viele Unternehmen denken derzeit darüber nach, wie sie ihre Büros für die neue Arbeitswelt fit machen. Schließlich benötigen die meisten Mitarbeitenden keinen festen Arbeitsplatz mehr, sondern eine flexible Umgebung, die sie bei Bedarf aufsuchen und die sie optimal bei der digitalen Kommunikation und Kollaboration unterstützt. Ein solches Smart Office steigert die Produktivität, ermöglicht Innovati...

Weiterlesen

Von FAQs zur automatisierten Wissensbereitstellung: Die Evolution des Wissensmanagements im Customer Service

WISSENplus
"Wissen ist Macht" - ein altbekanntes Sprichwort, das in einer Ära des rapiden technologischen Fortschritts mehr denn je gilt. Insbesondere im Kundenservice wird die Verfügbarkeit von Wissen zum Differenzierungsmerkmal, das im Hinblick auf die Kundenzufriedenheit und -loyalität eine erfolgsentscheidende Rolle spielt. Doch damit Servicemitarbeiter ihre Kunden jederzeit bestmöglich bediene...

Weiterlesen

Was kann generative KI in Bürgerämtern & Co. leisten?

WISSENplus
7.000 unbesetzte Stellen, bis zu acht Wochen Wartezeit, null Erreichbarkeit: Wer in Berlin einen Reisepass beantragen möchte, braucht vor allem eines - Geduld. Echtzeit-Lösungen und Self-Service? Fehlanzeige. Höchste Zeit, die Bürgerorientierung in der Verwaltung neu zu denken. Künstliche Intelligenz (KI) wird bereits als Heilsbringer gelobt. Der Berliner Senator Stefan Evers spricht sogar von ko...

Weiterlesen

So vermeiden Unternehmen Datenlecks durch ChatGPT & Co.

Generative KI ist bei zahlreichen Aufgabenstellungen im Arbeitsalltag bereits eine große Hilfe. Sie beantwortet Fragen, erstellt Texte fürs Marketing, übersetzt E-Mails sowie Dokumente und optimiert sogar Quellcode. Kein Wunder also, dass Mitarbeiter die Tools eifrig einsetzen, um sich die Arbeit zu erleichtern und produktiver zu werden. Allerdings entstehen dabei Risiken für die Datensicherheit i...

Weiterlesen