2016/4 | Editorial | Industrie 4.0
Mensch 1.0 vs. Maschine 4.0?
Industrie 4.0 – oder: die vierte industrielle Revolution – handelt es sich dabei nur um einen Hype, eine Modeerscheinung oder doch um eine bahnbrechende Veränderung mit Auswirkungen in allen Lebensbereichen? Die Medien sind voll mit Schlagwörtern rund um die intelligente Vernetzung und das Internet der Dinge. Industrie 4.0 ist in aller Munde. Doch noch können sich nur die wenigsten konkret etwas darunter vorstellen. Diese Abstraktheit rund um das Thema führt zu Unsicherheiten: Was kommt da konkret auf uns zu? Welche Auswirkungen hat das Ganze für mein Unternehmen? Oder für mich ganz persönlich? Wird menschliche Arbeit schon bald überflüssig? Und was, wenn mein Betrieb den Sprung hinüber zur nächsten industriellen Revolution verschläft oder schlichtweg nicht schafft?
Neues schafft Widerstände – im Kleinen wie im Großen. Und Neues ist auch oft nicht sofort eindeutig, sondern intransparent und unscharf. Genauso verhält es sich auch beim Thema Industrie 4.0. Von Wirtschaft und Wissenschaft, von Industrie und Politik wird das Thema gespeist. Schließlich ist es ein Projekt der Bundesregierung, das den Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig sichern soll.
Doch noch mangelt es vielerorts an den Voraussetzungen, um Industrie 4.0 Realität werden zu lassen. Das fängt bei Speicherkapazitäten an, geht über Analysewerkzeuge und hört beim qualifizierten Personal noch lange nicht auf. Was fehlt, sind außerdem Standards. Und Best Practices. Doch die Weichen sind längst gestellt: Bereits 2014 machte sich beispielsweise das Land Baden-Württemberg auf, weltweiter Vorreiter in Sachen Industrie 4.0 zu werden. Jetzt, zwei Jahre später, zeichnete es „100 Orte für Industrie 4.0 in Baden-Württemberg“ aus. Und wer genau hinschaut, erkennt mehr und mehr, wie vielerorts Strukturen für intelligente, vernetzte Produkte entstehen. Und das ist – vielen Befürchtungen zum Trotz – nicht der Beginn eines Kampfes zwischen Mensch und Maschine, sondern der Weg in eine digitalisierte Zukunft.
Wie sich die Smart Factory auf die Wissensarbeit auswirkt und welche Wechselwirkungen bestehen, das lesen Sie in unserem Titelthema „Smarte Maschinen für Smart Workers“ ab Seite 18. Dort erfahren Sie außerdem, wie sich Unternehmen auf den Wandel vorbereiten, warum eine Digitalstrategie wichtig ist und welche Geschäftsmodelle als zukunftsfähig gelten. Außerdem erhalten Sie einen Einblick, wie einige Vorreiter das Internet der Dinge bereits umsetzen oder strategisch planen. Eine besondere Rolle kommt in diesem Zusammenhang dem Thema Big Data zu – und der Frage, wie man aus der reinen Menge an Daten verwertbares Wissen generiert.
Ich wünsche Ihnen eine wissensintensive Lektüre!