2022/3 | Editorial | Leadership

Leadership - quo vadis?

von Oliver Lehnert

Hierarchische Strukturen, Top-down-Entscheidungen und autoritäre Führung nach dem Prinzip von "Order and Command"? Solche Leadership-Ansätze haben längst ausgedient. Sie gehören heute noch in den historischen Teil von Führungsliteratur, aber nicht mehr in die gelebte Alltagspraxis. Zu sehr hat sich die Gesellschaft gewandelt, zu groß sind die Abweichungen vom Mindset früherer Generationen. Und auch wenn nach wie vor noch Vertreter der "alten Riege" in den Management-Etagen sitzen, so gilt auch hier: Wer langfristig erfolgreich agieren und für die immer geringer werdende Zahl an potenziellen Fach- und Führungskräften attraktiv bleiben möchte, der muss als Arbeitgeber neue Leadership-Ansätze etablieren. Und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern im täglichen Doing. Doch was soll Führung tatsächlich leisten? Hat sie angesichts von verteiltem Arbeiten, Ergebnisorientierung und eigenverantwortlicher Zielerreichung überhaupt noch eine Existenzberechtigung? Und welche Bedeutung hat moderne Führung für die Ressource Wissen?


Bildquelle: (C) Oberholster Venita / Pixabay

 

Natürlich hat sich Führung gewandelt. Heute gibt "der Chef" nicht mehr jeden einzelnen Arbeitsschritt vor, um ihn anschließend hinsichtlich möglicher Fehlerquellen zu untersuchen. Stattdessen ist jeder selbst dafür verantwortlich, den besten Weg zum Ziel zu finden, notwendige Unterstützung eigeninitiativ anzufordern und eventuell auftretende Fehler als Lernquellen zu verstehen. Führungskräfte werden in diesem Kontext zum konstruktiven Sparringspartner. Sie sind der Fels in der Brandung: Sie können Unsicherheiten zerstreuen und helfen, Selbstvertrauen aufzubauen. Sie geben Rückendeckung und haben aufmunternde Worte parat. Statt mahnend den Finger zu heben, geben sie mögliche Lösungsansätze zur Diskussion frei. Gerade in verteilten Teams dreht es sich beim Thema Führung auch immer um das Beziehungsmanagement: Kontakte herstellen oder Konflikte bereits im Keim ersticken. Und vor allem bei remote-arbeitenden Mitarbeitern geht es zudem darum, stets ein Ohr für die leisen Zwischentöne zu haben - und auch das aufmerksam zur Kenntnis zu nehmen, was eben gerade einmal nichtausgesprochen wird. Schließlich ist und bleibt das implizite Wissen personengebunden. Um Erfahrungen weiterzugeben, braucht es einen offenen Austausch. Unabhängig von Hierarchien und Betriebszugehörigkeit. Immerhin trägt die Ressource Wissen schon heute bis zu 60 Prozent zur Gesamtwertschöpfung bei. Aufgabe von Führungs-kräften ist es folglich, Wissen permanent in Bewegung zu halten und Wissensflüsse zu kreieren, die die Produktivität nachhaltig positiv beeinflussen. Wie das gelingt, lesen Sie im aktuellen Titelthema ab Seite 16.

Ihr Oliver Lehnert

 

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Was Mitarbeiter wirklich können – und was nicht

WISSENplus
Viele Unternehmen ahnen nicht, welche ungenutzten Potenziale in ihnen schlummern: in den Führungskräften und Mitarbeitenden, in deren Kompetenzen, in den Prozessen und Abläufen, in den Führungsstrukturen. So kommt es zur Potenzialvergeudung, manchmal sogar zur Potenzialvernichtung. Und das allein aufgrund der Tatsache, dass die Entscheider in den Firmen keinen oder nur einen unzureichenden Überbl...

Weiterlesen

Jens Gieseler

WISSENplus
Seit Jahren werden in der IT-Branche zu wenig Fachkräfte ausgebildet, deshalb fehlen je nach Studie zigtausend kompetente Mitarbeiter. Entsprechend "wildern" die Unternehmen bei der Konkurrenz. Eine Personalberaterin spricht vom "großen Abwerben". So rückt für Unternehmen das Thema Mitarbeiterbindung stärker in den Vordergrund. ...

Weiterlesen

Mit Mitarbeiter-Profiling gegen den Fachkräftemangel?

WISSENplus
Dass der Fachkräftemangel keine Erfindung pessimistischer Wirtschaftspropheten ist, spüren nicht nur die Unternehmen, sondern auch ihre Kunden Tag für Tag. Die Verkaufsstärke leidet, die Servicequalität nimmt ab und ein prekärer Verlust an organisationalem Wissen und Innovationskraft ist zu verzeichnen. In diesem Szenario kommt es im Unternehmen darauf an, alle möglichen personellen Energien ma...

Weiterlesen

5 Tipps: So holen Sie das Maximum aus ihren Daten heraus

Nicht alle Daten sind für Reportings geeignet oder gleichermaßen wertvoll. Die Kunst liegt einerseits darin, die richtigen für den jeweiligen Use Case zu identifizieren. Andererseits müssen Unternehmen sie dann auch sinnvoll auswerten, um den maximalen Nutzen aus ihnen zu ziehen. Doch welche Daten sind die richtigen?...

Weiterlesen

New Work: Was erwarten Mitarbeiter von einer flexiblen Arbeitswelt?

WISSENplus
In einer sich rasant verändernden Arbeitswelt stehen sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer vor neuen Herausforderungen. Traditionelle Arbeitsmodelle und -strukturen weichen zunehmend innovativen Ansätzen, die häufig unter dem Begriff "New Work" zusammengefasst werden. Dementsprechend steht New Work für einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir uns organisieren und (zusammen-)arbeiten. Dur...

Weiterlesen

Fachkräftemangel: Wie wichtig ist Weiterbildung wirklich?

WISSENplus
Die Hälfte der Deutschen wünscht sich mehr Weiterbildung im Job, hat dafür aber weder genug Zeit noch Geld. Das ist das Resultat einer Meinungsumfrage, die das Job-Netzwerk XING vergangenes Jahr gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Appinio durchgeführt hat. Fast alle Befragten (94 Prozent) gaben an, dass Weiterbildung eine positive Auswirkung auf die persönliche Entwicklung habe. Die Umfrage...

Weiterlesen

KI in der Praxis: Welche Rolle spielt der „Faktor Mensch“?

WISSENplus
Generative KI ist im Job-Alltag angekommen: Umfragen zufolge verwendet beinahe jeder Zweite beispielsweise ChatGPT bereits im beruflichen Kontext. Doch viele Unternehmen sind noch nicht durchgreifend auf das KI-Zeitalter vorbereitet. Es braucht es zum einen Leitlinien für die Anwendung, außerdem eine hohe Lernbereitschaft der Nutzer. Gefragt ist daher eine Kultur, die KI-Implementierung und -Einsatz über...

Weiterlesen

5 strategische Schritte für den sicheren KI-Einsatz

Der Hype um ChatGPT veranlasst viele Unternehmen, KI-Anwendungen zu implementieren, um möglichst schnell das umfassende Potenzial von KI zu nutzen. Sie zielen zum Beispiel auf eine Effizienzsteigerung, eine Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder eine Verbesserung des Kundenservices ab. Weitere Anwendungsszenarien betreffen neuartige Datenanalysen oder ein optimiertes Risikomanagement. Projek...

Weiterlesen