2006/3 | Fachbeitrag | Mitarbeiterqualifizierung

Jung und Alt gehören zusammen

von Eberhard Röhrer

Von Eberhard Röhrer

Eine vorausschauende Personalstrategie sollte nicht nur den Nachwuchs berücksichtigen, sondern alle Altersstufen einbeziehen. Denn besonders für Betriebe ist das reibungslose Zusammenspiel von jungen und älteren Mitarbeitern wichtig. Doch dafür ist es nötig, eine Veränderung im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu erreichen. Dieses Anliegen steht im Mittelpunkt eines Konzepts, das bereits seit einigen Jahren zu den Schwerpunkten des Unternehmensberaters Eberhard Röhrer gehört. Lesen Sie, wie wechselseitige Wertschätzung Firmenimage und Produktivität steigern.

 

 

 

 

 

 

<script language="javascript" type="text/javascript">

 

 

 

 

 

In Röhrers Entwurf liegt das Hauptaugenmerk auf den älteren Mitarbeitern. „Denn der Nachwuchs stößt durch unsere noch immer jugendorientierte Gesellschaft bei seinen Vorgesetzten schon per se eher auf offene Ohren“, erklärt der ehemalige Manager. Röhrer verfolgt mit seinem Konzept insbesondere kurzfristige Lösungsansätze. „Fest steht, dass ein heute 50-Jähriger in der Regel noch 15 bis 17 Jahre Berufstätigkeit vor sich hat“, sagt Röhrer. „Für einen Betrieb ist das ein Zeitraum, der – richtig genutzt – für alle Seiten von Vorteil sein kann.“ Voraussetzung ist jedoch, dass die persönlichen Einstellungen auf der Arbeitgeber- wie auch der Arbeitnehmerseite dem entsprechend stimmig sind und konform gehen. So reicht es nicht, dass der Unternehmer lediglich dafür Sorge trägt, den Mitarbeiter bis zu dessen 65stem Lebensjahr im Betrieb zu beschäftigen. „Er muss ihn auch wirklich wollen – und fördern“, fügt Röhrer hinzu. Jemand, der seinen Chef sagen hört: „Ich brauche Dich“ wird selbstverständlich eine ganz andere Motivation an den Tag legen, als einer, der ständig negativen Strömungen ausgesetzt ist. Diese Mitarbeiter werden nämlich über kurz oder lang krank. Und das wiederum schadet dem Unternehmen.

 

Grafik
zum vergrößern bitte hier klicken

 

Doch ist dies nicht der einzige Grund, warum Vorgesetzte positiv auf ihre Mitarbeiter einwirken sollten. Auf der ökonomischen Seite steht noch etwas Anderes: der Vorteil der nutzbaren Erfahrung, den ältere Teammitglieder mitbringen. Weitere Leistungspotentiale der Generation 50Plus sind Zuverlässigkeit, Loyalität und Führungsfähigkeit. Von den jüngeren Kollegen kann man vor allem in punkto Kreativität, Lernbereitschaft und -fähigkeit, Flexibilität und Reaktionsfähigkeit, körperlicher Belastbarkeit und beruflicher Ehrgeiz lernen. Das theoretische Wissen, die Teamfähigkeit sowie die psychische Belastbarkeit halten sich bei den Generationen die Waage. Daraus folgt: Ein Unternehmen ist dann am erfolgreichsten, wenn es sowohl Jung als auch Alt im Boot hat. Ihre Potentiale ergänzen sich. Und Röhrer weiß: „Wenn diese Erkenntnis auch oder gerade durch den Chef an die Belegschaft weitervermittelt wird, hat der Betrieb schon halb gewonnen.“ Diese Erkenntnis sollte sich im Idealfall in der praktischen Umsetzung der entsprechenden Aufgabenteilung ausdrücken. Jeder mit seinen Stärken am richtigen Platz ergibt eine durchgehend qualifizierte Belegschaft. Eine Symbiose, bei der auch der ältere Mitarbeiter Verpflichtungen eingeht. Er hat beispielsweise zu sorgen, dass er fit bleibt. „Zumindest auf dem physischen Sektor hat sich da schon einiges getan, wenn man sich allein die steigenden Mitgliederzahlen gerade dieser Alterskategorie in den Sportstudios ansieht“, erklärt Röhrer. Wo allerdings weiterhin Bedarf herrscht, ist der geistige Bereich. „Hier mangelt es leider noch an dem Bewusstsein, sich etwa mit Fremdsprachen und dem aktuellen EDV-Stand auseinander setzen zu wollen“, sagt der Unternehmensberater. Hier könnte ein positiver Wandel in Richtung vorurteilsfreies Betriebsklima helfen. Denn angstfrei und mit Aussicht auf Erfolg lernt es sich leichter.

 

Heute sollte ein strategisch und langfristig orientiertes Human-Ressource-Management im Vordergrund unternehmerischer Aktivitäten stehen. Die technologische Weiterentwicklung in der Produktion, die Verschlankung der Strukturen, die Erschließung neuer Märkte und der Aufbau neuer Kooperationsbeziehungen rangieren an zweiter Stelle. Wechselseitiger Respekt und eine gegenseitige Wertschätzung bilden die Basis für den unternehmerischen Erfolg.  „Teambildung und -fähigkeit, ebenso wie – und da wird mir jeder Betriebswirtschaftler Recht geben – die Weitergabe von Know-how, sind mittlerweile unerlässliche Bausteine“, betont Röhrer. Denn viele Unternehmen, die diese Aspekte bislang unberücksichtigt ließen, haben bald mit ersten Auswirkungen zu kämpfen. Die geburtenstarken Jahrgänge der heute zwischen 40- und 50-Jährigen werden in etwa einer Dekade die geburtenschwachen Jahrgänge in dieser Altersgruppe zahlenmäßig weit übersteigen.

 

Einige große Konzerne - vor allem in der Produktion - haben diese Prognosen richtig gewertet und schon jetzt darauf reagiert. Nachdem sie ein gesundes Verhältnis in der Altersstruktur hergestellt sowie einzelne Bereiche so umgestellt haben, dass auch die älteren Mitarbeiter ihre beruflichen Kompetenzen wieder frei entfalten können, waren die Manager überrascht: Die gesamte Belegschaft war motivierter, die Fehlzeiten sanken und die betriebliche Innovationsfähigkeit stieg. Doch die Förderung der 50Plus wirkte nicht nur nach außen hin Image fördernd. Diese Unternehmen steigerten zudem ihre Produktivität und Effektivität um drei bis fünf Prozent.

 

 

 

</td></tr><tr><td>

 


 

© Büro für Medien Oliver Lehnert, Augsburg

 

 

 

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Big Data - Big Results

WISSENplus
Erfolg ist messbar und drückt sich in konkreten Zahlen aus – so konnte das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen Xerox die Mitarbeiterfluktuation in allen Call Centern um etwa 50 Prozent reduzieren, nachdem es Datenanalyse im Rahmen der Überprüfung der Bewerbungen einsetzte. Bislang hatte das Unternehmen bei der Mitarbeiterauswahl vor allem auf Praxiserfahrung gesetzt. Die Auswertung der Daten er...

Weiterlesen

Weiterbildungen & Co. - Jetzt Entwicklungspotenziale aktivieren

Die Studie „Berufs-Barometer“ der Deutschen Vermögensberatung, die in Zusammenarbeit mit TNS Emnid erstellt wurde, hat ergeben, dass über die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland mit den betrieblichen Fortbildungsmaßnahmen unzufrieden sind. Das ist fatal, weil die Arbeitsunzufriedenheit überdies die Motivation schmälert und die Arbeitsproduktivität senkt. Das heißt: Wer jetzt in die Köpfe sei...

Weiterlesen

Ideen & Innovationen: Fünf Tipps, wie man Kreativität beweist

Die amerikanische Zeitschrift Business Week schrieb 2010: „Was einst für unsere Unternehmen wichtig war – Preis, Qualität und analytische Arbeit – verlagert sich nach China, Indien und Russland. Denn dort gibt es sehr viele gut ausgebildete und niedrig bezahlte Arbeitskräfte. Die eigentliche Kernkompetenz unser Unternehmen ist künftig Kreativität.“ Ähnliche Einschätzungen hört man auch hierz...

Weiterlesen

Die Relevanz von Altersbildern im Wissenstransfer

WISSENplus
Jeder von uns verfügt über diverse Bilder, wenn wir an einen älteren Menschen oder älteren Arbeitnehmer denken. Diese so genannten Altersbilder sind implizit vorhanden, begleiten und beeinflussen uns täglich in jeder Interaktion mit älteren oder jüngeren Menschen. Der sechste Altenbericht [1] stellte das Thema Altersbilder in den Fokus und zielte darauf ab, differenzierte Bilder vom Altern und Alter ...

Weiterlesen

Fit für die Zukunft - das Projekt „Next Generation“

WISSENplus
Wie sieht unser Markt in zehn oder gar zwanzig Jahren aus? Welche Produkte und Leistungen können wir dann verkaufen? Das kann kein Unternehmen sicher vorhersagen. Klar ist nur: Die Rahmenbedingungen des wirtschaftlichen Handels werden sich künftig noch schneller ändern. Also müssen die Unternehmen auch die Weichen in ihrer Organisation häufiger neu stellen. Hierfür benötigen sie Führungskräfte, die...

Weiterlesen

Kernkompetenz Resilienz

WISSENplus
Zugluft, Allergien auslösende Chemikalien, ohrenbetäubender Lärm – solche Krankmacher am Arbeitsplatz können Unternehmen leicht identifizieren. Ähnlich verhält es sich bei den meisten Arbeitsunfällen. Quetscht sich ein Produktionsmitarbeiter beim Stanzen die Hand, ist sofort klar, wodurch der Unfall verursacht wurde. Also können auch Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Anders sieht es bei den psychi...

Weiterlesen

Wenn Fachleute gehen ...

WISSENplus
Zur Bewahrung des Wissens ausscheidender Experten hat die Stadtverwaltung Köln eine differenzierte Vorgehensweise entwickelt. Dabei spielen Interviews mit den Wissensgebern eine zentrale Rolle. Im Folgenden wird das Interviewkonzept, das dem Training der Interviewführer zugrunde liegt, vorgestellt. ...

Weiterlesen

Talente mutig managen

WISSENplus
Die Zahl ist erschreckend: 77 Prozent der neuen Mitarbeiter gehen an ihrem ersten Arbeitstag früher nach Hause, weil die Firma nicht entsprechend vorbereitet war. Dreiviertel aller Unternehmen, die das US-amerikanische Human Capital Institute im vergangenen Jahr befragt hat, sind auf die Situation nicht vorbereitet. Und fast jeder, der einen Jobwechsel hinter sich hat, wird dem zustimmen. Meistens hak...

Weiterlesen