2019/5 | Fachbeitrag | demografischer Wandel

Heiß begehrte IT-Experten aus der Gen Y – wie man sie findet und nachhaltig bindet

von Christian Kutzner

Inhaltsübersicht:

Vom Außenseiter zum heiß begehrten Superhirn

Geprägt von US-amerikanischen High-School-Filmen, startet das kollektive Kopfkino, sobald das Thema Nerds aufkommt: ein schmächtiger, blasser Typ mit Hornbrille und Hochwasserhose, der in der Schule keinen Anschluss findet. Statt draußen etwas mit Freunden zu unternehmen, hockt er lieber alleine hinter heruntergelassenen Jalousien vorm Computer und zockt Science-Fiction-Games.

In einer Welt, in der wir mit Uhren telefonieren und die Digitalisierung nicht wegzudenken ist, hat sich das Bild der Gesellschaft zunehmend verändert: Die früheren Nerds gelten glücklicherweise nicht länger als einsame Freaks, sondern als technisch versierte Millennials, die Technologien vorantreiben, über viel technisches Wissen verfügen und damit auch Fragen unserer Zeit beantworten. Am Rande bemerkt, verdienen sie auch nicht schlecht damit.

Während sie früher beim Sport das Schlusslicht bildeten, wählen die heutigen Nerds der Generation Y selbst aus, für welches Team sie arbeiten. Ähnlich wie bei Ashton Kutcher alias Walden Schmidt in der Serie „Two and a half Men“ suchen Unternehmen so händeringend nach guten ITlern, dass diesen alle Türen offen stehen. Für welchen Arbeitgeber sie sich letztlich entscheiden, hängt von den Arbeitsbedingungen ab.

Die Millennials oder auch die Generation Y

Sprechen Forscher über die Millennials oder die Generation Y, also die 1980 bis 2000 Geborenen, liefern sie folgendes Bild: eine leistungsorientierte Generation, die auch erfolgreich sein möchte – aber nicht auf Kosten der Familie, Freunde oder persönlicher Interessen. Sie fühlen sich nicht durch monetäre Mittel motiviert, sondern legen viel Wert auf eine Synthese aus Leistung und Lebensgenuss. Für sie zählt eine andere Währung: nämlich Zeit.

Des Weiteren legen sie viel Wert auf ein faires und freundschaftliches Miteinander im bestehenden Kollegenkreis mit flachen Hierarchien und einer Geschäftsführung, die den Kontakt zur Basis und zu den Projekten hält. Ihnen ist es wichtig, alle im Team persönlich zu kennen. Auch Nachwuchsförderung wie die Bereitstellung von Praktika mit dem wirklichen Wunsch, Praktikanten und Studierende auch in die Firma zu integrieren, gehören zum Human-Ressource-Erfolgsrezept. Dies gilt für alle fünf IT-Typen, die der folgende Text beschreibt und die in ihrer Reinform nur selten vor uns stehen.

Der digitale Backpacker …

… schlägt sein Zelt zwar gerne bei einem festen Arbeitgeber auf, mag es aber, von dort aus von Projekt zu Projekt zu reisen. Er ist wissbegierig und neugierig auf neue Menschen, Orte und Unternehmen. Voller Tatendrang fügt er sich schnell in bestehende interne Strukturen ein und geht offen an neue Projekte heran. Der Backpacker, der in ihm schlummert, weckt den Wunsch nach flexiblen, selbstbestimmten Arbeitszeiten. Dieses Verlangen stillt er durch Gleitzeit, Homeoffice oder Sabbaticals. Meistens finden Leute wie er in IT-Beratungshäusern ihren Platz und genießen das Beste aus zwei Welten.

Das Universalgenie …

… mag ähnlich wie der digitale Backpacker flexible Arbeitszeiten. Jedoch will er seine Freizeit mit seiner Familie verbringen oder seinen nichtelektronischen Hobbys nachgehen. Für ihn ist es wichtig, in einem familienfreundlichen Unternehmen zu arbeiten. Gerne nutzt er die KiTa und trifft sich zum Mittagessen mit seiner Familie in der Cafeteria. Klassischerweise ist er ein Quereinsteiger mit einem Patchwork-Lebenslauf, der Erfahrungen in verschiedenen Bereichen gesammelt hat. Er zieht aus jeder seiner Erfahrungen wichtige Kenntnisse, welche er im Berufsalltag zu benutzen weiß. Für Leute, die nicht in der IT-Szene sind, nimmt er sich Zeit, ihnen Sachverhalte verständlich zu erklären. Um ein freundschaftliches Verhältnis zu Kollegen aufzubauen, träumt er von Sportangeboten, wie zum Beispiel einer betriebseigenen Fußballmannschaft, die sich wöchentlich trifft und vielleicht mal an einem Unternehmensturnier teilnimmt. Somit ist er wohl am weitesten vom Ursprungsnerd entfernt.

Der IT-Inspektor in Crime …

… kommt morgens in schwarzem Hoodie zur Arbeit. Ihn faszinieren Schwachstellen in IT-Strukturen und er spürt eine Leidenschaft für Ethical Hacking. Um diese Passion ausleben zu können, kennt er immer die neueste Rechtsprechung und ihre Schlupflöcher. Mit diesem Wissen wird er in Zukunft unentbehrlich im IT-Job-Universum. Er steht neuen Herausforderungen mit Freude gegenüber und kann es kaum abwarten, Probleme aufzuspüren und zu lösen. Wenn er gerade nicht dabei ist, die Firewalls des Unternehmens nach Angriffspunkten abzusuchen, spielt er gerne Ego-Shooter. Für ihn wäre also eine Konsole im Pausenraum genau das Richtige.

Der Anpacker …

… tüftelt so lange über Problemen, bis er eine Lösung gefunden hat. Er arbeitet demnach sehr lösungsorientiert und bringt kreative Ideen mit ein. Seine hohe Auffassungsgabe lässt ihn schnell Zusammenhänge zwischen Soft- und Hardware erkennen. Gerne arbeitet er unbeobachtet und im Alleingang. Anpacker sind dafür bekannt, dass sie sich permanent aus Eigenantrieb fortbilden und ein „geht nicht“ nicht akzeptieren. Gezielte auf ihre Talente abgestimmte Fortbildungen innerhalb des Unternehmens runden ihr Glück ab. Sie mögen ein stabiles berufliches Umfeld, in dem sie ihre Fähigkeiten nicht stets neuen Menschen unter Beweis stellen müssen und Freiräume zum eigenständigen Experimentieren nutzen dürfen. In ihrer Freizeit sind sie ebenfalls kreativ und lieben es, zu basteln, zu löten und Pläne auszutüfteln.

Der digitale Lebensretter …

… wirkt wie eine Art IT-Superheld. Er sieht sich selbst als Retter für in Not geratene IT-Projekte und tritt auch nach außen als solcher auf. Durch den seltenen Mix aus Einfühlungsvermögen und Abstraktionsvermögen schafft er es, seinen Teamkollegen jederzeit beratend zur Seite zu stehen und unter die Arme zu greifen. Es ist egal, wie viel Trubel gerade um ihn herum passiert, er sitzt ruhig dazwischen und arbeitet zielorientiert weiter. Bei Teamblockaden weiß er stets, was zu tun ist. Genau wie der Anpacker strebt er nach Anerkennung. Dankbarkeit und Komplimente erfüllen ihn mit Stolz und Zufriedenheit. Natürlich sollte er nicht mit Komplimenten überhäuft werden, aber hin und wieder braucht er positiven Zuspruch, um seine intrinsische Motivation wieder in Wallung zu bringen.

Fazit

Es existieren heute sehr verschiedene Typen von ITlern, die durch die Generation Y geprägt sind. Sie alle haben konkrete Vorstellungen von ihrem Berufsalltag und vor allem von ihrem Privatleben. Ihr Job ist für sie sehr wichtig und muss kompatibel mit ihren Vorstellungen sein. Vorteilhaft an den meisten IT-Berufen ist dabei, dass man sie auch aus der Ferne erledigen kann.

 

 

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