2024/7 | Fachbeitrag | Leadership

Hat VUCA ausgedient? Jetzt gilt BANI!

Die heutigen Märkte verändern sich schnell und oft auch radikal. Im Management hat sich hierfür der Begriff VUCA eingebürgert. Das Akronym steht für "volatility" (Volatilität), "uncertainty" (Ungewissheit), "complexity" (Komplexität) und "ambiguity" (Ambiguität). Doch VUCA ist überholt, jetzt gilt für Führungskräfte das BANI-Prinzip, sagt der Management-Experte Dr. Harald Schönfeld. BANI steht für "brittle" (brüchig), "anxious" (ängstlich), "non-linear" (nicht linear) und "incomprehensible" (unverständlich).

Bildquelle: (C) Butterflymanager GmbH

Dr. Harald Schönfeld erklärt: "Bei VUCA war die gedankliche Grundlage, dass sich die Situation im Laufe der Zeit wieder mehr oder minder normalisieren wird. BANI hingegen ist das richtige Denkmodell für ein Umfeld, das durch dauerhaft instabile und möglicherweise sogar chaotische Strukturen gekennzeichnet ist." Er gibt ein Beispiel für die Unterscheidung zwischen VUCA und BANI: "Es mag schon sein, dass globale Lieferengpässe eines Tages der Vergangenheit angehören, aber die KI-Entwicklung wird nie mehr zurückzudrehen sein und brachiale Auswirkungen mit sich bringen, die wir alle heutzutage bestenfalls erahnen können. Eine moderne Unternehmens­leitung muss in der Lage sein, die Firmenstrategie allen Unsicherheiten zum Trotz mit klaren, einfachen Worten zu beschreiben. Denn nur, was man verständlich benennen kann, lässt sich Mitarbeitenden, Kunden oder Aktionären vermitteln: als Grundlage für notwendiges, neues Handeln."

Ziel formulieren, Weg beschreiben, operative Umsetzung durchführen

Management-Experte Dr. Harald Schönfeld spricht vom Drei-Schritte-Prinzip beim BANI: erstens, das Ziel erkennen und formulieren, zweitens, den Weg dorthin beschreiben, und drittens den Weg zu gehen, also die Umsetzung. "Konzepte entwickeln und Powerpoints malen, auf denen sich neue milliardenschwere Geschäftsfelder tummeln, können viele Manager und vor allem Management­berater, aber bei der operativen Umsetzung scheitern die meisten", sagt Dr. Harald Schönfeld. Er begründet: "Bei der Umsetzung geht es nicht nur um Fachlichkeit, sondern vor allem darum, alle Beteiligten zu überzeugen und auf dem Weg emotional mitzunehmen. Nur mit der Fähigkeit, Menschen zu begeistern, lässt sich Zukunft in diesen Zeiten gestalten."

Hinzu kommt beim BANI-Vorgehen die Vorbereitung des Unternehmens auf im Grunde unvorhersehbare, nicht-lineare Ereignisse, sagt Dr. Harald Schönfeld. Er erklärt: "Modernes Management muss darauf gefasst sein, auf disruptive Entwicklungen nicht-linear zu reagieren. Dazu bedarf es resilienter Strukturen, eines hohen Maßes an Achtsamkeit, einer fortwährenden Anpassungsfähigkeit und Transparenz."

Besser mit Interim Managern statt Beratern

Nach Einschätzung von Dr. Harald Schönfeld sind viele Unternehmensleitungen angesichts der Wucht der Umwälzungen an ihre Grenzen gelangt. "Die meisten sind gedanklich noch gar nicht in der VUCA-Welt angekommen und daher überhaupt nicht in der Lage, sich in Richtung BANI weiterzuentwickeln", weiß er aus vielen Gesprächen mit Vorständen, Geschäftsführern, Aufsichtsräten und Beiräten.

Er schlussfolgert: "Das Gros der Unternehmen wird ohne externe Hilfe nicht auskommen" und betont: "aber bitte nicht mit bloßen Beratern, die vermeintlich kluge Konzepte entwickeln, sondern mit Interim Managern, die bei Bedarf für einige Monate in den Betrieb kommen und selbst an der Gestaltung des Wandels aktiv mitwirken. Denn in Zeiten des raschen Wandels stellen die Schnelligkeit, Themen anpacken zu können und die Sicherheit, auch die richtigen Dinge bei der Umsetzung im Betrieb zu tun, die beiden entscheidenden Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit dar."

Hinzu kommt, dass über Fachlichkeit und Menschlichkeit hinaus eine hohe multidisziplinäre Kompetenz gefordert ist, betont Dr. Harald Schönfeld. Der Management-Experte erläutert: "Die Weiter­entwicklung des eigenen Geschäftsmodells erfolgt nicht im luftleeren Raum, sondern muss heute Aspekte wie Compliance, Governance und ESG einbeziehen." Der Fachmann empfiehlt daher den Unternehmen, "regelmäßig Interim Manager für zukunftsorientierte Projekte ins Boot zu holen, um sich dieses neue Wissen rasch und praxisorientiert zu erschließen".

Mehr Infos: www.butterflymanager.com

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Von Information zu Interaktion: Smarte Lösungen mit M365

WISSENplus
"Hallo Magnus! Wir planen bei einem Kunden die Einführung von Viva Engage. Leider sind die Informationen im Wiki veraltet. Saskia meinte, du hättest bereits Erfahrungen damit." "Hallo Daniela! Ja, ich habe die Einführung bei mehreren Kunden begleitet. Ich suche dir die Unterlagen dazu aus dem letzten Projektordner." Solche Dialoge zeigen exemplarisch, wie verstreut Wissen in viel...

Weiterlesen

Leadership trifft KI: Künstliche Intelligenz als Enabler für moderne Führungsmethoden

WISSENplus
Die digitale Transformation verändert nicht nur Technologien, sondern auch das Selbstverständnis von Führung. Klassische Modelle stoßen an ihre Grenzen - nicht zuletzt, weil digitale Tools und insbesondere KI den Führungsalltag zunehmend verändern. Führungskräfte stehen heute vor der Aufgabe, technologische Möglichkeiten mit menschlichem Potenzial zu verbinden und damit die Grundlagen moderner...

Weiterlesen

Reflektiert führen: Das Leadership Canvas als Werkzeug innerer Klarheit

WISSENplus
Führung hat ein Problem: Sie denkt zu viel über andere nach - und zu wenig über sich selbst. In unzähligen Meetings wird über Leistung, Wandel und Motivation gesprochen. Über KPIs, Kultur und Konflikte. Aber wann, bitte, wurde in Ihrer Organisation zuletzt darüber gesprochen, wie es den Führungskräften wirklich geht? Nicht strategisch. Nicht operativ. Sondern menschlich? Die Wahrheit ist unbeq...

Weiterlesen

Motivation am Arbeitsplatz: Wie Unternehmen Leistungsbereitschaft und Mitarbeiterbindung fördern

WISSENplus
Unternehmen in Deutschland haben nicht nur Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, sondern auch, bestehende Talente zu halten und zu motivieren. Laut Gallup Engagement Index planen fast 20 Prozent der Beschäftigten, ihren Job in den nächsten drei Jahren zu wechseln, während 45 Prozent offen für neue berufliche Herausforderungen sind. Dies stellt für Unternehmen ein erhebliches Ri...

Weiterlesen

Generative KI in der Bank: Zwischen Vision und Wirklichkeit

WISSENplus
Die Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) in der Finanzbranche hat eine lange Historie - vom algorithmischen Handel in den 1980er Jahren bis zu heutigen Anwendungen in der Betrugserkennung oder Kundensegmentierung. Mit generativer KI beginnt nun eine neue Phase. Für viele Banken stellt sich dabei nicht mehr die Frage, ob KI genutzt werden sollte, sondern wie sie sicher und wirksam integriert wer...

Weiterlesen

Daten, Speicher, Computing: Die neuen KI-Herausforderungen

WISSENplus
Viele Branchen haben das Potenzial von KI erkannt, sei es beim Schreiben von Code oder im Bereich humanoider Roboter. Es gibt bereits KI-generierte Bilder, Videos und Musik. Mathematische Tools erweisen sich als vielversprechend, um Lösungen für Probleme zu finden, die selbst die fähigsten Köpfe seit langem beschäftigen. Sprachmodelle könnten in der Lage sein, die komplexen Strukturen der Biologi...

Weiterlesen