2017/4 | Editorial | Wissenssicherung

Handeln Sie jetzt!

von Oliver Lehnert

Die bevorstehende Pensionierungswelle gepaart mit dem starken Geburtenrückgang in den vergangenen Jahrzehnten reißt ein riesiges Loch in die Personaldecke der Unternehmen. Der Trend zur Projektarbeit und zu befristeten Beschäftigungsverhältnissen sowie die anhaltende Wechselwilligkeit von Fachkräften und der sich zuspitzende War for Talents verschärfen diese Entwicklung zusätzlich. Unternehmen sind folglich gefordert, in ihr Personal zu investieren – also geeignete Mitarbeiter zu finden und langfristig zu binden. Doch nicht nur das! Die immer währende Gefahr, sein Personal an die Konkurrenz zu verlieren, sowie der wachsende Anteil der kurz vor dem Ruhestand stehenden Generation 50plus machen eine systematische Sicherung der immateriellen Werte unerlässlich. Angesichts der wettbewerbskritischen Relevanz der Ressource Wissen kommt diesem Aspekt eine immer größere Bedeutung zu. Schon im Jahr 2020 verlassen tausende Mitarbeiter ihre Unternehmen. Der Handlungsbedarf ist folglich immens! Wer das wertvolle Erfahrungswissen der künftigen Ruheständler nicht rechtzeitig sichert, verabschiedet bald nicht nur seine langjährigen Fachkräfte, sondern lässt auch deren kostbares Know-how passieren.

Auf dem Weg zur Wissenssicherung kämpfen Unternehmen mit vielfältigen Herausforderungen. Zunächst fehlt es oftmals ein einer Umsetzungsstrategie – und vor allem an der erforderlichen Manpower. Schon das Tagesgeschäft übersteigt in der Regel die personellen Ressourcen. Wie soll da noch Zeit für die Wissenssicherung bleiben? Hinzu kommen finanzielle Fragen. Und strategische. Welches Wissen ist überhaupt wettbewerbsrelevant? Wer verfügt über dieses kritische Know-how? Und welcher Teil der immateriellen Schätze ist bereits in irgendeiner Form dokumentiert, so dass sich gegebenenfalls daran anknüpfen lässt?

An dieser Stelle zeigt sich auch, weshalb die „neue“ ISO 9001:2015 den bewussten Umgang mit der Ressource Wissen fordert: weil er essentiell ist für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Und weil die Organisationen bisher häufig versäumt haben, entsprechende Prozesse zu standardisieren bzw. zu etablieren. Am Beispiel der Wissenssicherung wird das vielerorts jetzt offensichtlich.

Wie es um das Thema Wissenssicherung in der Wirtschaft bestellt ist – und mit welchen Ansätzen, Tools und Modellen Unternehmen ihre Erfahrungsschätze bewahren können, das lesen Sie in unserem Titelthema „Erfahrungen bewahren, Wissen sichern, Know-how verteilen“ ab Seite 18.

Apropos Wissenssicherung und ISO 9001: Beide Themen sind für Sie, unsere Leser, derzeit hoch aktuell. Entsprechend häufig wenden sich Wissensmanagement-Verantwortliche ratsuchend an unsere Redaktion. Für Ihre zahlreichen Fragen möchten wir uns ganz herzlich bedanken. Um dem wachsenden Informationsbedarf gerecht zu werden, haben wir speziell für Sie zwei Themenpakete geschnürt, die sich mit der praktischen Umsetzung der Wissenssicherung und der ISO 9001:2015 beschäftigen. Um Sie bei diesen beiden wissensintensiven Herausforderungen bestmöglich zu unterstützen, bieten wir Ihnen zudem regelmäßig Seminare zu beiden Themen an. Alle Informationen dazu finden Sie unter www.wissensmanagement.net/wissenssicherung und www.wissensmanagement.net/iso9001.

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