2008/6 | Fachbeitrag | Demografie

Generation 50plus – Wissen steigern, Produktivität erhöhen

von Markus Rasche

Inhaltsübersicht:

Was können ältere Arbeitnehmer wirklich? Wie kann trotz einer alternden Belegschaft die Produktivität erhöht, wie kann die Generation 50plus gefördert und ihre spezifischen Kompetenzen genutzt werden? Diese Fragen werden in der betrieblichen Diskussion um den demografischen Wandel bisher nur unzureichend diskutiert. Doch gerade ältere Mitarbeiter verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz, den die jüngeren Kollegen mit ihrem „frischen“ Wissen aus Studium oder Lehre nicht ohne weiteres ersetzen können – und umgekehrt. Unternehmen sind folglich gut beraten, den generationsübergreifenden Wissensaustausch aktiv zu fördern. Spezielle Weiterbildungsangebote für Ältere und ein konsequentes Gesundheitsmanagement helfen zudem, die Produktivität der Generation 50plus nachhaltig zu fördern und auszubauen.

 

Weiterbildung für ältere Mitarbeiter

 

Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass der Mensch bis ins hohe Alter hinein lernen kann. Allerdings werden die Lernprozesse mit dem Alter langsamer. Diese Aussage gilt allgemein, nicht aber für den Einzelnen. Eine Prognose der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter ist vor allem deswegen schwierig, weil sie nicht an das Lebensalter gekoppelt ist und durch entsprechende Trainings- und Fitnessprogramme positiv beeinflusst werden kann. Vor allem die Arbeitsanforderungen spielen hier eine wichtige Rolle: Je mehr sie den älteren Menschen mit neuen kognitiven Aufgaben konfrontieren, umso besser sind sie geeignet, dem Abbau der Lernfähigkeit entgegen zu wirken. Für einen kontinuierlichen Wissenserwerb müssen die älteren Beschäftigten allerdings motiviert und bereit sein, neue Informationen aufzunehmen. Denn nur, wenn sie die Bewältigung neuer beruflicher Kontexte zu denjenigen Bereichen zählen, für die es sich lohnt, Energie aufzuwenden, hat Weiterbildung einen nachhaltigen Erfolg.

Von grundlegender Bedeutung ist dabei, wie Weiterbildung und Qualifizierung gestaltet sind. Sie dürfen sich nicht allein an Arbeitsanforderungen, sondern müssen sich auch an der Lernkompetenz orientieren. Und sie sollten berücksichtigen, dass Ältere nicht auf Vorrat lernen. Daher müssen Handlungs- und Praxisorientierung des Wissens im Vordergrund stehen. Selbstgesteuertes Lernen wird von älteren Beschäftigten oft besser angenommen als vorgegebene Lernabläufe. Dennoch ist es empfehlenswert, stets beide Lernformen anzubieten – nicht zuletzt, um keine Lernreservate für ältere und jüngere Beschäftigte zu schaffen. Aus dem gleichen Grund sollten Unternehmen immer Veranstaltungen für altersgemischte Gruppen konzipieren und so Berührungsängste vor bestimmten Lernstoffen und vor dem gemeinsamen Lernen mit Jüngeren abbauen.

Kooperation und Wissenstransfer

Was für die Weiterbildung gilt, macht erst recht Sinn bei der Zusammenarbeit. Nicht als „Naturgesetz des Diversity Management“, sondern abhängig von der Aufgabe sollten Arbeitsgruppen altershomogen oder -heterogen zusammengesetzt werden. Gemischte Teams funktionieren dann gut, wenn die Aufgabe beiden Gruppen ermöglicht, ihre speziellen Kenntnisse und Erfahrungen einzusetzen, nicht aber, wenn kontinuierlich nur eine Teilgruppe einen aktiven Beitrag zum Teamerfolg leistet. Eine Ausnahme davon bilden Gruppen, die speziell für den Wissenserhalt und -transfer gebildet werden. Beispiele dafür sind Tandembildungen zwischen älteren und jüngeren Arbeitnehmern, von jüngeren Arbeitnehmern betreute “Rentner-Netzwerke“ oder das Leaving Expert Debriefing. Dabei werden in einem definierten Prozess Qualifikationen, Erfahrungswissen und Beziehungen (Netzwerk) ausscheidender Mitarbeiter durch verschiedene Personen identifiziert und in Transferaktionen eingebracht.

Effektives Gesundheitsmanagement

Wenn eine alternde Belegschaft geistig fit und hochproduktiv bleiben soll, ist ein modernes Gesundheitsmanagement in den Unternehmen unerlässlich. Es darf sich aber nicht darauf beschränken, dem Einzelnen vorzuhalten, wie wichtig ein gesunder Lebensstil ist. Vielmehr muss es alle Möglichkeiten im Unternehmen nutzen, dies auch zu praktizieren und umzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel gesunde Ernährung in der Kantine, Sport- und Entspannungsangebote, regelmäßige Fitness- und Gesundheitschecks sowie eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung. Davon profitieren die Unternehmen nicht nur direkt durch reduzierte Krankheitstage, sondern auch durch ein generell höheres Leistungsniveau der älteren Beschäftigten. Ausdauersport hilft auch dem Denken auf die Sprünge.

Nur mit einem Zusammenspiel all dieser Konzepte und Maßnahmen kann die Produktivität einer alternden Belegschaft erhalten und gesteigert werden.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Fit für die Zukunft - das Projekt „Next Generation“

WISSENplus
Wie sieht unser Markt in zehn oder gar zwanzig Jahren aus? Welche Produkte und Leistungen können wir dann verkaufen? Das kann kein Unternehmen sicher vorhersagen. Klar ist nur: Die Rahmenbedingungen des wirtschaftlichen Handels werden sich künftig noch schneller ändern. Also müssen die Unternehmen auch die Weichen in ihrer Organisation häufiger neu stellen. Hierfür benötigen sie Führungskräfte, die...

Weiterlesen

Spiken - Talente rekrutieren, Expertenwissen binden

WISSENplus
Werden Führungskräfte von der Konkurrenz abgeworben, scheiden Manager altersbedingt aus oder verändern angepasste Geschäftsprozesse die interne Hierarchie-Struktur, stehen Unternehmen oft vor einschneidenden Problemen: Bei der Suche und Auswahl neuer Kompetenzträger können mittelständische Personalabteilungen meist nur Notfallhilfe leisten. Denn die Unternehmensstrategie integriert selten klare Mode...

Weiterlesen

Employer Branding: Recruiting transparent gestalten

Wer auf Amazon Tintenpatronen oder Bücher bestellt, bekommt umgehend eine Bestellbestätigung. Wenige Tage danach liegt die Versandbestätigung im E-Mail-Fach. Das ist im Online-Handel eine Selbstverständlichkeit. Beim Recruiting ist das bisher noch nicht der Fall. Doch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gilt es für die Unternehmen, im Bewerbungsprozess zu punkten und sich von der Konkurrenz positiv...

Weiterlesen

Fit für die Zukunft – Wie sich Führungskräfte für die Herausforderungen von morgen rüsten

WISSENplus
Die Märkte und Anforderungen an Organisationen haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Infolgedessen sind auch die Anforderungen an die Führungskräfte andere als noch vor ein paar Jahren. Der „Binnenunternehmer“ ist gefragter denn je. Doch bislang gibt es keine passenden oder nur unzureichende Antworten am Markt, die die Themen Führung, Organisation – als Rahmen für Führung – un...

Weiterlesen

Wissensbewahrung: Schwäbisch Hall setzt auf Transfer-Coachings

WISSENplus
In jedem Unternehmen gibt es erfolgskritisches Wissen, das nicht verloren gehen darf, wenn das Unternehmen auch künftig erfolgreich arbeiten möchte. Dieses Wissen ist oft personengebunden. Also stellt ein Abwandern oder Ausscheiden der Wissensträger ein operatives Risiko dar. Dieses Risiko einer Wissenserosion wird sich in den kommenden Jahren in vielen Unternehmen erhöhen, denn aufgrund der Altersstruk...

Weiterlesen

Emotionen – das vernachlässigte Wissen

WISSENplus
Emotionen machen aus demotivierten Angestellten Spitzenmitarbeiter und aus gefürchteten Vorgesetzten geschätzte Führungskräfte. Wer genau hinhört und es versteht, emotional intelligent zu handeln, der löst wünschenswerte Emotionen aus und kann aus seinem Gegenüber das Beste herausholen....

Weiterlesen

Best-Practice-Sharing: Mehr Effizienz bei Forschung & Entwicklung

WISSENplus
WeItweit stehen Unternehmen vor stetig wachsenden Herausforderungen: Es gilt, international zu agieren und fortlaufend neue Innovationen oder Produktvariationen mit kürzer werdenden Produktlebenszyklen auf dem Markt anzubieten. Vom Markt werden sowohl Produktneuheiten als auch kontinuierlich verbesserte Varianten von bestehenden Produkten gefordert. In der Beherrschung dieser Herausforderungen sind besonde...

Weiterlesen

Moderne Arbeitswelten – ein Spagat zwischen Pflichten & Freiheiten

WISSENplus
In weniger als fünf Jahren werden etwa 50 Prozent der Erwerbstätigen der sogenannten Generation Y (nach 1980 Geborene) angehören, in 15 Jahren bereits rund zwei Drittel. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind enorm und die Veränderungen werden die Organisation und Führung von Unternehmen stark beeinflussen. Die „GenY-ler“ bringen eine völlig neue Erwartungshaltung an ihren Arbeitsplatz mit. Th...

Weiterlesen