Finanzkriminalität proaktiv begegnen und Risiken minimieren
2011/7 | Fachbeitrag | Idee

Ein Geistesblitz allein genügt nicht - Ideen erfolgreich schützen & vermarkten

von Yvonne Eißler

Inhaltsübersicht:

Gleich mehrfach ein Licht aufgegangen ist dem Forscherteam um Prof. Dr.-Ing. Holger Heuermann an der Fachhochschule Aachen. Im dortigen Labor für Hoch- und Höchstfrequenztechnik des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik entwickeln sie Mikroplasma-Lampen, deren Leuchtkraft durch die Ionisierung von speziellen Gasen mit Hilfe eines Hochfrequenzsignals erzeugt wird. Für diese Erfindung erhielt Heuermann im Rahmen des vom nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium und der Patentvermarktungsgesellschaft PROvendis GmbH ausgeschriebenen Hochschulwettbewerbs „patente Erfinder“ den dritten Preis. „Als zusätzliches Produkt ist dann noch eine quecksilberfreie Energiesparlampe entstanden“, berichtet Miterfinder und Diplom-Ingenieur Stephan Holtrup. „Die Erfindung verspricht einen großen praktischen Nutzen, da diese neuartige Form der Energiesparlampe besonders langlebig ist.“ Um in Ruhe an der Weiterentwicklung der Energiesparlampe bis zur Produktreife arbeiten zu können, haben die Forscher der FH Aachen die Erfindung schon Mitte 2010 im Prototyp-Stadium als Patent angemeldet. „Das war für uns zur Absicherung absolut notwendig, da die Industrie in diesem Sektor auch sehr aktiv ist, aber gleichzeitig mehr Manpower hat und bei Produktentwicklungen äußerst schnell sein kann“, berichtet Holtrup. „Wichtig ist daher, dass man für den Schutz einer Erfindung sorgt, bevor man erstmals mit ihr an die Öffentlichkeit geht.“

Innovationskraft deutscher KMUs birgt schlummerndes Potenzial

Nach den Erfahrungen von Jürgen Friedrich, Geschäftsführer der Gesellschaft für Marken- und Patentrechtsschutzversicherung Vertriebsgesellschaft mbH (GMP), hat die FH Aachen mit ihrer frühzeitigen Patentanmeldung genau richtig gehandelt. „Viele KMUs hingegen behandeln ihre Erfindungen, die by-the-way gemacht und aber vorerst nicht genutzt werden können, eher stiefmütterlich“, bemängelt er. „Manchmal werden sie zwar als Patent angemeldet, landen dann aber in der Schublade.“ Häufig würden Innovationen aus Resignation vor Patentklagen durch stärkere Wettbewerber mit eigenen Rechtsabteilungen gar nicht erst angemeldet. Zudem seien kleinere Unternehmen oftmals mit ihren laufenden Produktlinien ausgelastet und könnten keine zusätzlichen Kapazitäten in die Vermarktung neuer Technologien investieren. Durch diese mangelnden Schutzmaßnahmen machen innovative Unternehmen aber ihre Neuentwicklungen angreifbar und können sich dadurch leicht um deren wirtschaftliches Potenzial bringen.

Auch an der FH Aachen fehlten intern die Ressourcen, um das Patent an der Hochfrequenzlampe professionell zu verwerten. Holtrup hat deshalb einen anderen Weg gewählt und seine Rechte an eine Patentvermarktungsgesellschaft verkauft. Zum einen minimiert sich so das finanzielle Risiko, da durch die Käufer die Weiterentwicklung mitunterstützt wird. Zum anderen hat die Gesellschaft größere Erfahrungen im Verkauf industrieller Lizenzen. Trotz der Abtretung seiner Patentrechte habe er immer noch eine gute Verhandlungsposition, sagt Holtrup: „Sobald der Prototyp einen Lampenhersteller überzeugt und er die Lizenz kauft, braucht er zur Weiterentwicklung für die Serienproduktion automatisch wieder unser Entwicklungs-Know-how.“ Diese Erfahrungswerte könne man zwar nicht rechtswirksam schützen, hier bestehe aber auch keine große Gefahr durch Missbrauch.

Auch angemeldete Patente können eingeklagt werden

Patente allein bieten jedoch keine vollkommene Rechtssicherheit. Während Anwälte bereits eine deutliche Zunahme an Patentrechtsprozessen auf nationaler und internationaler Ebene feststellen, mangelt es Erfindern und KMUs oft am nötigen Bewusstsein um die Gefahr einer Patentklage und die mitunter gravierenden wirtschaftlichen Folgen. Oft wird das Problem laut Friedrich leichtfertig ignoriert, bis man plötzlich selbst betroffen ist: „Solange das Haus vom Nachbarn noch nicht brennt, wähnen sich viele mit ihrem angemeldeten Patent in Sicherheit.“ Dabei kann ein Patent in jedem Land angefochten werden oder die Konkurrenz unterläuft erst einmal den Patentschutz. Damit wird den eigentlichen Inhabern ein mit oft hohen Kosten und Verzögerungen verbundener Rechtsstreit aufgezwungen, der für Einzelpersonen oder KMUs, deren Existenz von einem Patent abhängt, den Ruin bedeuten kann.

Rückendeckung kann hier eine Patentrechtsschutzversicherung geben: GMP etwa versichert Einzelerfinder und KMUs bis zu 200 Mitarbeitern und übernimmt für zwei Streitfälle im Jahr die gesamten Prozesskosten von bis zu 100.000 Euro pro Fall – europaweit. Abgedeckt werden dabei die Rechtsanwaltsgebühren und Gerichtskosten aus Schadenersatz-, Unterlassungs- und Auskunftserteilungsansprüchen. „Das Unternehmen ist pauschal mit all seinen Patenten versichert, die Anzahl spielt keine Rolle“, erläutert Friedrich. „Neu hinzukommende Patente werden automatisch eingeschlossen und müssen nicht extra gemeldet werden.“

Fazit

Gerade in Deutschland, wo etwa Dreiviertel der Arbeitsplätze von KMUs und deren Patenten abhängen, ist es entscheidend, diese Innovationskraft zu wahren und gegen Missbrauch wirtschaftlich abzusichern. „Unser Land hat noch viel Potenzial, aber wir müssen den schlummernden Riesen wecken“, so Friedrich. „Und dies schaffen wir nur mit einer konsequenten Anmeldung, Absicherung und Vermarktung aller Patente.“

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Unbewusste Genialität oder planbares Vorgehen?

Völlig neue Ideen, die zu bahnbrechenden Innovationen führen – davon träumt jedes Unternehmen. Doch den wenigsten gelingt dieses Unterfangen. Warum ist das so? Mangelt es uns an kreativen Köpfen? Oder an strategischen Instrumenten zur Ideengenerierung? Wohl kaum. Denn nie da gewesene Neuerungen – in Form von Produkten oder Dienstleistungen – kann man schlichtweg nicht planen....

Weiterlesen

Die richtigen Ideen finden

WISSENplus
Die Entwicklung von Innovationen in Unternehmen gilt unbestritten als ein Garant für Umsatzwachstum und Zukunftssicherheit. Durch neue Marktanforderungen und den globalen Wettbewerb verkürzen sich dabei mehr und mehr die Produktlebenszeiten, sodass eine schnelle und effiziente Generierung neuer Ideen zur zentralen Herausforderung für Unternehmen wird. [2] Den so genannten „frühen Phasen" des Innovatio...

Weiterlesen

Innovationen für Deutschland

WISSENplus
Die Bundesregierung hat eine neue, weiterentwickelte Hightech-Strategie veröffentlicht (http://www.bmbf.de/pub/HTS_Broschure.pdf). Diese „steht für das Ziel, Deutschland auf dem Weg zum weltweiten Innovationsführer voranzubringen“. Bemerkenswert sind bei der Hightech-Strategie 2014 einige Erweiterungen: So wurde sie durch eine Entgrenzung des bisherigen Fokus Hightech zu einer ressortübergreifenden ...

Weiterlesen

Angst vor Innovation?

WISSENplus
Viele Manager sind „Zahlenmenschen“ und haben als solche Angst vor Innovationen. Denn deren Erfolg lässt sich nur bedingt vorhersagen und schon gar nicht berechnen. Dieser Auffassung ist Dr. Georg Kraus, Inhaber der Changemanagement-Beratung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal. Er fordert von Managern mehr Mut, neue Wege zu beschreiten....

Weiterlesen

Denkbares machen statt Machbares denken

WISSENplus
Erfolgreiche Wissensarbeit besteht zu einem Großteil aus kreativer Denkleistung. Zum Erreichen von Geschäftszielen müssen vorhandene Erfahrungen mit verfügbarem Wissen so verknüpft werden, dass daraus neue, realisierbare Lösungen entstehen können. Doch als Folge von logikgeprägter Ausbildung und gesammelter Berufserfahrung laufen wir Gefahr, die kindliche Fantasie, mit der zunächst alles vorstellb...

Weiterlesen

Wissensunfälle als Quelle bahnbrechender Innovationen

WISSENplus
Zahlreiche Unternehmen stecken viel Geld in systemisch orientierte Forschung und Entwicklung, wobei es passieren kann, dass selbst über Jahre bahnbrechende Fortschritte ausbleiben. Und dann passiert es: Aus einem Zufall heraus und ohne Systematik ist eine Idee entstanden, die den großen Durchbruch bringt. Ein Wissensunfall hat den Fortschritt gebracht und nicht die Reihenuntersuchung. Für Unternehmen st...

Weiterlesen

Innovation Opportunities Scouting: Innovationschancen ausloten

WISSENplus
Bereits Joseph Alois Schumpeter – der von einem seiner Biografen auch der „Prophet of Innovation“ genannt wird – nennt in seinem 1912 erschienenen Buch „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“, einem seiner Hauptwerke, neben der reinen Produktinnovation folgende weitere Möglichkeiten zur Innovation: neue Produktionsmethoden, neue Absatzmärkte, neue Beschaffungsmärkte und ne...

Weiterlesen

Kreativität kann man lernen

Kreative Entwicklungen finden niemals in einer isolierten Innenwelt statt. Wo unser Umfeld die unerschöpfliche Ressource Kreativität ununterbrochen stimuliert, muss es uns gleichzeitig als Reflexionsfläche für unsere Ideen dienen. Viel zu schnell haben sich kreative Eingebungen wieder verflüchtigt, sodass wir uns keinesfalls erlauben können, sie entwischen zu lassen – nur weil sie unserer ersten sel...

Weiterlesen