2002/3 | Fachbeitrag | E-Learning

E-Learning hält das Wissen frisch

von Michaela Istvan

E-Learning hält das Wissen frisch

 

 

 

 

Zu den Herausforderungen und Chancen,

 

die sich der "Bildung im Informationszeitalter" stellen,

 

bezog Erwin Staudt, Vorsitzender der Geschäftsführung

 

der IBM Deutschland GmbH und Vorsitzender der Initiative

 

D21, in einer Rede auf der LEARNTEC

 

2002 Stellung. So erfordere die Informationsgesellschaft den

 

Wissensarbeiter, der bereit ist, sich permanent weiterzubilden,

 

und Medienkompetenz avanciere zur vierten Kulturtechnik.

 

 

 

Dabei erhalten mediengestützte

 

Lernmethoden einen hohen Stellenwert, denn der versierte Umgang

 

mit den neuen Medien bildet das technische Fundament der neuen Informations-

 

und Wissensgesellschaft. In unserem Interview äußerte

 

sich Erwin Staudt zu der Rolle von E-Learning im betrieblichen Bildungsmix.

 

 

 

 

 

wm: Herr Staudt, welche Unternehmen haben Sie mit Ihren E-Learning-Plattformen

 

bisher angesprochen?

 

 

 

Staudt: Die Ersten, die nach E-Learning gegriffen haben,

 

waren Unternehmen, die eine breite Nachfrage nach Weiterbildung

 

haben. Je größer das Unternehmen, desto größer

 

ist die Inanspruchnahme von interaktiven, technologiegestützten

 

Lernmethoden. Aber auch die kleinen Unternehmen sind dem Druck ausgesetzt,

 

ihre Mitarbeiter zeitkritisch zu schulen. KMU machen immerhin 99

 

Prozent der Unternehmen in Deutschland aus. Aber nur 38 Prozent

 

der Firmen mit 1.000 Mitarbeitern bieten derzeit E-Learning-Kurse

 

an. Hier ist viel Wachstumspotenzial für das E-Learning vorhanden.

 

 

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"40 Prozent unserer Mitarbeiter werden mit E-Learning geschult. Irgendwann werden es 90 Prozent sein."

(Foto: IBM)

 

 

wm: Wie setzen Sie selbst Wissensmanagement in Ihrem Unternehmen

 

um?

 

 

 

Staudt: Unter Wissensmanagement verstehen wir die Nutzung

 

der Informationen und des Wissens, das vorhanden ist. E-Learning

 

ist praktisch der Kühlschrank des Wissens – es hält

 

das Wissen frisch. 40 Prozent unserer Mitarbeiter werden mit E-Learning

 

geschult. Irgendwann werden es 90 Prozent sein.

 

 

 

wm: Weiterbildung kann also Ihrer Ansicht nach fast vollständig

 

durch E-Learning abgedeckt werden?

 

 

 

Staudt: Es können theoretisch alle Lerninhalte mit

 

E-Learning abgedeckt werden, aber das Face-to-Face-Lernen bleibt

 

weiterhin unabdingbar. Bei einem guten E-Learning-Konzept wechselt

 

sich deshalb das Lernen vor dem Bildschirm mit Präsenzphasen

 

ab. Für das technologiegestützte Lernen gelten heute allerdings

 

andere Prämissen als für das Lernen von früher: Die

 

Menschen müssen in der heutigen medienfokussierten Welt lernen,

 

besser zu unterscheiden zwischen dem, was wichtig ist und was nicht.

 

Man muss nicht nur Relevantes lernen, sondern Irrelevantes auch

 

wieder vergessen können. Das Bildungssystem war jahrzentelang

 

so aufgebaut, dass der Einzelne während der Schul- und Ausbildungszeit

 

all das Wissen speichern musste, das er für sein gesamtes Berufsleben

 

später brauchte. Heute müssen wir hingegen den Menschen

 

eher helfen, die richtigen Fragen zu stellen, damit sie die richtigen

 

Wissensressourcen eigenständig anzapfen können.

 

 

Staudt2 picture

"Man muss nicht nur Relevantes lernen, sondern Irrelevantes auch wieder vergessen können."

(Foto: IBM)

 

wm: Wie lautet Ihre Unternehmenspolitik in Bezug auf Bildung?

 

 

Staudt: Bildung nimmt einen oberen Stellenwert in unserer

 

Gesellschaft ein. Wir bei IBM beschäftigen uns damit, die Kunden

 

mit Informationen und Wissen zu versorgen. Wir haben hier als Unternehmen

 

eine Vorreiterrolle und müssen das, was wir anbieten, auch

 

selbst umsetzen, um glaubwürdig zu bleiben. Und natürlich

 

sind unsere Mitarbeiter unsere besten Kunden.

 

 

wm: Wie würden Sie Ihre Marktposition beschreiben?

 

 

Staudt: Cap Gemini Ernst & Young prognostiziert bis

 

zum Jahr 2004 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro in der E-Learning-Branche.

 

Wir werden uns so positionieren, dass wir einen entprechenden Anteil

 

davon erhalten werden.

 

 

wm: Herr Staudt, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

 

 

 

Das Gespräch führte Michaela Istvan.

 

 

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