2010/8 | Editorial | Burnout

Das „Ich“ im Focus

von Oliver Lehnert

Informationsdschungel, E-Mail-Flut, Meetingmarathon – mit dem Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen könnten die meisten Wissensarbeiter ihren Tag voll und ganz ausfüllen. Doch wo bleibt dann die „eigentliche Arbeit“? Und wo bleibt man selbst? Denn im Grunde könnte der Tag auch ruhig 25 Stunden oder mehr haben. Alles schaffen, was ansteht, würden wir häufig dennoch nicht – außer wir haben uns Strategien zurecht gelegt, wie wir unseren Tag strukturieren, Wichtiges von weniger Wichtigem unterscheiden, Aufgaben delegieren und uns so ganz bewusst Freiräume schaffen. Nur solche Freiräume lassen neue, kreative Gedanken zu und geben Gelegenheit im hektischen Arbeitsalltag kurz innezuhalten. Und sie sind die Grundlage einer ausgeglichenen Worklife-Balance, ohne die man Gefahr läuft im Informationsdschungel zu verschwinden, in der E-Mail-Flut unterzugehen oder im Meetingmarathon den Anschluss zu verlieren.

Doch wie findet man seine ganz persönliche Strategie, die Berufs- und Privatleben in Einklang bringt, die sich mit den eigenen Vorstellungen sowie mit denen von Arbeitgeber und Familie deckt? Die dem Tag eine Struktur gibt und dennoch Freiraum gibt für Neues, Unerwartetes oder Spontanes? Oder anders gesagt: Gibt es überhaupt eine Strategie, mit der ich mich selbst – und damit auch mein Wissen – individuell „managen“ kann? Bücher und Lehrgänge geben hier wertvolle Anregungen, die Aufgabe besteht aber vor allem darin, die vielen Tipps auf seine individuelle Situation anzupassen. Leider ist das Thema „persönliches Wissensmanagement“ bisher kaum gefragt und daher bei den Seminaranbietern nur selten vertreten. Unter anderem deshalb, weil Unternehmen ihre Mitarbeiter lieber zu „Hard Facts“-Schulungen schicken als zu einem „soften“ Thema, zu dem das persönlich Wissensmanagement zweifelsohne zählt. Doch ist das in vielen Fällen zu kurz gedacht, denn das Management der eigenen Ressourcen bildet langfristig die Grundlage für ein erfolgreiches Wissensmanagement in der Organisation.

In unserem Titelthema ab Seite 24 geben wir Ihnen Anregungen, wie Sie die Suche nach Ihrer ganz individuellen Strategie beginnen können: Sehen Sie die Zeit zum Beispiel nicht als Gegner. Oder trauen Sie sich, mit Hilfe von Web-2.0-Tools Kollegen in Ihre Arbeit einzubeziehen. Und: Behalten Sie Ihr Wissen nicht für sich – im Sinne der kollektiven Wissensnutzung, aber auch für Ihr ganz persönliches „Individual Branding“.

An dieser Stelle wünsche ich Ihnen – auch wenn es noch ein paar Wochen hin ist – bereits jetzt ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in ein hoffentlich wissensintensives Jahr 2011. Und vielleicht hat der ein oder andere ja in diesem Jahr Punkte wie „persönliche Freiräume schaffen“ oder „der Datenflut entkommen“ auf der Liste seiner guten Vorsätze für 2011 stehen.

 

Ihr

Oliver Lehnert

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