Weltweit vernetzt: Elektronikindustrie setzt auf globales Supply Chain Management

Die Elektronikindustrie ist geprägt von kurzen Produktlebenszyklen, hohem Innovationsbedarf sowie globalen und stark vernetzten Lieferketten. Umso mehr sind die Elektronikunternehmen auf Logistiklösungen angewiesen, die Materialbewegungen schnell und zielgerichtet steuern und Lieferketten weniger störungsanfällig machen. Individuelle Kundenwünsche, Kostenreduktion und Lieferkettensicherheit sind wichtige Aspekte, die in der globalen Lieferkettenstruktur der Elektroindustrie effizient gemanagt werden müssen - und aus denen sich Zielkonflikte ergeben können. So braucht es einerseits lokale und regionale Verantwortlichkeiten, um flexibel auf Kundewünsche reagieren zu können. Andererseits sind globale

Stell- und Kontrollmechanismen notwendig, um auf Schwankungen in der Lieferkette zu reagieren. Fujitsu zum Beispiel produziert regional und erst nach Auftragseingang. Für die Steuerung der komplexen Logistikstrukturen wurde eine globale Supply-Chain-Organisation mit Sitzen in Tokio und Augsburg gegründet. Dort gehen alle Aufträge ein - ob von Kunden oder über die regionalen Unternehmen - und von dort werden alle Supply-Chain-Aktivitäten mit den nötigen produkt- und marktspezifischen Differenzierungen gesteuert. Wird die Lieferkette an einer Stelle unterbrochen, ist es möglich, Aufträge schnell an andere Produktionsstätten des Unternehmens zu übergeben und die eigenen Lieferzeiten einzuhalten. Die Umstellung auf das globale Lieferketten-Management lohnt sich: Fujitsu konnte seine Supply-Chain-Kosten um rund 11 Prozent senken, die Liefersicherheit liegt bei über 95 Prozent und der CO2-Ausstoß ging um 5.000 Tonnen zurück.

Der Markt für Elektrotechnik hat in kurzer Zeit immer neue Entwicklungen durchlebt: Der Verlagerung der Produktion nach Asien folgte die Spezialisierung vieler Regionen auf bestimmte Produkte, wie beispielsweise auf Software in den USA oder auf die Automobilindustrie in Europa. Heute gewinnen besonders Schwellenländer und damit Themen wie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz an Bedeutung. Diese Entwicklungen zeigen:

Unternehmen in der Elektroindustrie müssen in der globalisierten Welt dort sein, wo ihre Kunden und Märkte sind - das gilt auch für den Mittelstand. Die Logistik spielt dabei eine zentrale Rolle, denn auch in Schwellenländern erwarten Unternehmen von ihren Partnern Lieferfähigkeit und Serviceleistungen wie in Europa. Gerhard Mutter, Head of Corporate Competence Center der mittelständischen SICK AG erläutert, wie SICK als Mittelständler am globalen Markt besteht: Der Sensorenhersteller hat eigene Regional Product Center (RPC) im Ausland gegründet, in denen Entwicklung, Produktion sowie Produktmanagement gebündelt sind. Um von kurzen Wegen zu profitieren, setzt SICK in der Logistik auf Local Sourcing. Gleichzeitig ist jedoch die Implementierung eines globalen Lieferketten-Netzwerks geplant, bei dem eine kundenorientierte Vertriebslogistik im Mittelpunkt steht.

Qualität ist in der Elektrotechnik ein wesentliches Differenzierungsmerkmal. Fehler oder Defekte bei kleinsten Bauteilen können gravierende Folgen nach sich ziehen. Die Infineon Technologies AG verfolgt deshalb eine Null-Fehler-Toleranz-Philosophie, wie Johan Lohner, Head of Global Transit Management, erläutert: Vom Top-Management über die Mitarbeiter bis hin zu den Logistik-Partnern verpflichten sich alle Beteiligten zur Fehlervermeidung. Falsche oder schadhafte Lieferungen sollen so ebenso vermieden werden wie fehlerhafte Verzollungen. Zur Umsetzung der Null-Fehler-Toleranz-Philosophie nutzt Infineon Instrumente wie Fehlerreportings und -reviews, aber auch gemeinsame Mitarbeiterveranstaltungen und Awards. Ziel ist es, das Vertrauen und die Zufriedenheit der Kunden zu steigern und das Know-how des Unternehmens zu demonstrieren.

Wertschöpfungsketten sind durch die fortschreitende Globalisierung erheblich verwundbarer geworden. Je stärker die Vernetzung und je höher die Komplexität, desto größer ist auch deren Störungsanfälligkeit - egal ob durch Naturkatastrophen, fehlerhafte Waren, politische Ereignisse oder Produktfälschungen. Bei den Unternehmen wächst somit die Notwendigkeit, durch ein effektives Risikomanagement für mehr Sicherheit ihrer Supply Chains zu sorgen. Rob Picken, Director of Sales bei EMEA SiliconExpert Technologies, betont wie wichtig sowohl proaktives als auch reaktives Risikomanagement für die Stabilität von Supply Chains sind. Grundlage für erfolgreiches Risikomanagement ist vor allem das Sammeln und Auswerten aller verfügbaren Daten, um daraus Modelle und Simulationen zu entwickeln, mit denen von Beginn an mögliche Risiken entdeckt, Lösungen vorbereitet und Alternativen umgesetzt werden können.

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