Fast jedem zweiten deutschen Arbeitnehmer fehlt Zeit für die Weiterbildung

Fast jeder zweite deutsche Arbeitgeber sagt, dass ihm die Zeit für Weiterbildung fehlt. Nur jeder dritte Arbeitnehmer fühlt sich von seinem Unternehmen ermutigt, an der eigenen Weiterentwicklung zu arbeiten. Dies zeigt eine Umfrage von Valamis, Anbieter einer Learning Experience Platform für personalisiertes und nutzerzentriertes Lernen in großen Organisationen, unter 731 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland.

49 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Verantwortung beim Mitarbeiter selbst liegt, sich um die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten zu kümmern. 38 Prozent sehen Unternehmen in der Verantwortung. In rund jedem dritten Unternehmen in Deutschland (35 Prozent) ist überhaupt jemand für Learning und Development verantwortlich.

„Das Fachwissen der Mitarbeiter und ihre Entwicklung ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor – Wissen ist das Kapital des Unternehmens“, erklärt Holger Bräunlich, Business Development Manager von Valamis. „Insofern ist es nicht zuletzt im Sinne der Wirtschaftlichkeit wichtig, Verantwortung für die Weiterbildung der Belegschaft zu übernehmen.“

Mitarbeiterentwicklung: 68 Prozent der Arbeitnehmer fehlen Mittel und Tools

Nur 29 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sagen, dass genügend Mittel und Werkzeuge zur Weiterentwicklung zur Verfügung stehen. 68 Prozent der Deutschen verfügen über keine oder zu wenige Mittel und Werkzeuge. 26 Prozent der Befragten geben fehlendes Budget als Hindernis der Mitarbeiterentwicklung an. 19 Prozent fehlt Unterstützung seitens der Management-Ebene. 16 Prozent geben fehlende Motivation als Hinderungsgrund an.

Digitales Lernen noch nicht etabliert

Viele Unternehmen sind bei den technischen Voraussetzungen noch nicht auf einem aktuellen Stand. Digitales Lernen, zum Beispiel über eine Lernplattform, ist bei 52 Prozent der befragten Unternehmen nicht möglich. Knapp ein Drittel der Unternehmen nutzt lediglich externe Lerninhalte aus Open Source-Quellen wie Massive Open Online Courses, die nicht speziell auf das Unternehmen und dessen Bedarf zugeschnitten sind. 16 Prozent der Befragten geben an, überhaupt keinen Einblick zu haben, wie Lernen in ihrem Unternehmen stattfindet.

„Ich bin überrascht, dass generell so wenige Unternehmen ihre Mitarbeiter bei der Weiterbildung unterstützen – vor allem in Anbetracht des Fachkräftemangels. Und darüber, dass weiterhin digitale Lösungen fehlen. Es ist schwierig, Fachleute mit unterschiedlichen Kenntnisständen innerhalb eines klassischen Präsenzseminars abzuholen und weiterzubilden“, sagt Bräunlich. „Schauen wir auf das Lernverhalten der Arbeitnehmer, zeigt sich vor allem bei der jungen Generation ein klarer Trend weg von klassischen Angeboten: Vier von fünf der 18-29-Jährigen sehen Präsenzseminare nicht als bevorzugte Lernmethode“, sagt Holger Bräunlich.

„Inzwischen ermöglichen neue Technologien jedem Lernenden eine genau zugeschnittene, personalisierte Learning Experience. Hinterlegt mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) können kontinuierlich Kompetenzlücken erkannt werden – ein Thema, das kaum Sichtbarkeit in Unternehmen hat“, weiß Holger Bräunlich. Er prophezeit: „Wenn Lernen im eigenen Tempo und nach eigenen Vorlieben zu jeder Zeit integriert im Arbeitsalltag stattfinden kann, dann sind die hohen Abbrecherraten bei starren Kursabfolgen passé.“

Bevorzugte Lernmittel in den Altersgruppen

Das liebste Lernmedium ist nach wie vor der Text: 59 Prozent können am besten lernen, wenn der Lerninhalt in schriftlicher Form vorliegt. Das zieht sich auch durch alle Altersgruppen. Sogar bei 63 Prozent der 18- bis 29-Jährigen ist der Text das beliebteste Mittel.

Beim Video machen sich die Altersunterschiede bemerkbar: für 55 Prozent der 18- bis 29-Jährigen ist das Bewegtbild ein bevorzugtes Lernmedium, noch für 42 Prozent der 30- bis 44-Jährigen und nur für 35 Prozent der 45- bis 60-Jährigen. Ähnlich verteilt ist die Beliebtheit bei Audiomaterial: Jeder Fünfte (21 Prozent) bildet sich gerne über das Zuhören weiter. Hier geben ebenfalls vermehrt die Jüngeren mit 30 Prozent den Vorzug gegenüber 23 Prozent der mittleren und 12 Prozent der älteren Gruppe. Es überrascht wenig, dass bei den Jüngeren interaktive Lerninhalte oder welche mit Gamification-Ansatz besser ankommen als bei den Älteren, allerdings sprechen sich auch nur 20 Prozent der Jüngeren dafür aus.

Die Altersverteilung der Vorlieben ändert sich, wenn es um praktische Lerneinheiten und Face-to-Face-Trainings geht: Hier gibt die ältere Gruppe mit 59 Prozent deutlich dem Learning-by-doing den Vorzug, während noch 41 Prozent der mittleren und nur 36 Prozent der jüngeren Gruppe dies als bevorzugte Lernmethode angeben. Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Präferenz der Lernmethoden machen sich lediglich an einer Stelle deutlich bemerkbar: Das Video als zweitliebstes Lernmittel wird von Männern mit 47 Prozent mehr bevorzugt als von Frauen mit 36 Prozent.

„Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass innerhalb des Wissenspools darauf geachtet werden muss, dass nicht alle Mitarbeiter die gleichen Ansprüche an die Lernmaterialien und -methoden haben“, betont Holger Bräunlich. Er empfiehlt: „One fits all gilt nicht im Corporate Learning. Vor allem auf die Unterschiede in den Altersgruppen müssen Unternehmen eingehen. Allem voran aber sollten Unternehmen deutlich signalisieren, wie hoch der Stellenwert der Mitarbeiterentwicklung wirklich ist und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung entsprechend einrichten.“

Kontinuierliches Lernen am Arbeitsplatz beeinflusst den Unternehmenserfolg

„Unternehmen können Arbeitnehmer bei ihrer Weiterentwicklung unterstützen, indem sie zunächst herausfinden, wo Lücken sind und dann auf die Mitarbeiter zugeschnittene Lernstrategien, mit entsprechenden Inhalten, aufsetzen. Dabei kann heute KI unterstützen und kontinuierlich Lernprogramme anpassen“, erklärt Holger Bräunlich. „Kontinuierliches Lernen am Arbeitsplatz ist eine Grundvoraussetzung dafür, die Fachkompetenz der Mitarbeiter im Unternehmen immer aktuell zu halten. Unternehmen mit einem aktuellen und hochwertigen Wissenspool beeinflussen unmittelbar ihren Unternehmenserfolg und bleiben marktfähig“, so Bräunlich weiter.

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