Arbeiten 4.0 ist kein Selbstläufer

„Trotz allen Fortschritts, trotz Robotisierung, trotz vernetzter Systeme und Entwicklungen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können, wird die Arbeit nicht wegfallen“, erklärte Gabriele Lösekrug-Möller, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, auf der Zukunft Personal, die vom 15. bis 17. September 2015 in der koelnmesse stattfand. Gabriele Lösekrug-Möller begrüßte, dass die Messe Zukunft Personal 2015 das Thema „Arbeiten 4.0“ als Motto gewählt hatte. Auf dem Messerundgang begegnete die Parlamentarische Staatssekretärin nicht nur „Oscar the Robot“, der ihr die zukünftige Zusammenarbeit von Mensch und Maschine vor Augen führte, sondern lernte auch verschiedene Lösungen der Aussteller für die Arbeitswelt von morgen kennen. Anschließend betonte Gabriele Lösekrug-Möller, dass Qualifizierung zum Leitmotiv werden müsse und dass sie sich zukünftig eine „Bundesagentur für Arbeit und Qualifizierung“ vorstelle, die nicht erst ins Spiel komme, wenn Arbeitslosigkeit drohe oder eintrete, sondern die Menschen für den Arbeitsmarkt in Zeiten der Digitalisierung fit mache. In Bezug auf einen Programmpunkt der Messe mit dem Titel „Rock around the clock“ forderte die Parlamentarische Staatssekretärin, die Arbeit dem Lebensrhythmus individuell anzupassen und verwies dabei auf die Thementage „Arbeiten 4.0“ der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA).

In einer anschließenden Diskussionsrunde wies Trendforscher Sven Gábor Jánszky, Direktor des 2b AHEAD ThinkTanks, auf eine weitere Entwicklung hin: „Wenn es gut läuft haben wir in Deutschland bald zwei Millionen fehlende Arbeitskräfte, wenn es schlecht läuft sind es fünf Millionen.“ Hierzulande seien die Menschen seit Jahrzehnten von der Grundangst, den Arbeitsplatz zu verlieren, getrieben – eine Angst, die bei 40 bis 60 Prozent der Menschen aufgrund der neuen Arbeitsmarktsituation und des Fachkräftemangels vergehen werde. Gleichwohl dürften Unternehmen die 40 Prozent nicht vergessen, denen Sicherheit weiterhin am wichtigsten sei. „Wenn sich der Markt dreht, sind die Erfolgskonzepte von heute in Zukunft nicht mehr anwendbar.“ In einer digitalen Welt würden Eigenschaften wie Mut, Verantwortung, Reflexion oder Programmieren als Kulturtechnik immer wichtiger. Loyalität gelte eher Projekten statt dem Unternehmen oder den Führungskräften. „Wir müssen die Grundlagen der technologischen Entwicklung verstehen“. Das gelte insbesondere für den Personalbereich, da sonst viele Funktionen von anderen Fachbereichen übernommen würden. Dabei könne es in der Hälfte der Betriebe gar keine Personalabteilung mehr geben.

„Wir brauchen Unternehmen, die wirklich proaktiv vorgehen und nicht Getriebene der Technik sind“, konstatierte auch Prof. Dr. Gunther Olesch, Geschäftsführer von Phoenix Contact, Weltmarktführer für elektronische Verbindungstechnik mit 14.000 Mitarbeitern und laut diversen Rankings einer der besten Arbeitgeber Deutschlands. Das Unternehmen bringe Ingenieure, die sich vor allem damit beschäftigten, die Technik zu optimieren, mit Personalern und Betriebsräten zusammen. „Wir Personaler müssen die Technologie verstehen, um sie bestmöglich auf den Menschen ausrichten zu können. Es gilt, trotz aller Komplexität eine Arbeitswelt zu schaffen, vor der keiner Angst hat und mit der die Menschen einfach umgehen können – wie bei der Entwicklung des iPhones.“ Bei Phoenix Contact bekommen die Führungskräfte etwa ein variables Gehalt, je nach Ergebnissen und Zufriedenheit der Mitarbeiter. „Das haben wir auch gegen den Widerstand der Führungskräfte durchgesetzt. Das war kein walk in the park und ging nicht von heute auf morgen“, so der Geschäftsführer.

„Viele Start-ups haben eine Antwort auf das Problem der Flexibilität gefunden“, erklärte Cindy Rubbens, Personalleiterin von DaWanda, einem Online-Marktplatz für Handgemachtes. Es gehe dabei nicht nur darum, flexibel arbeiten zu können, sondern auch Sinn anzubieten. „Wenn ich feststelle, die Werte im Unternehmen sind nicht so, wie ich sie erwartet hatte, dann ist in der Probezeit schon Schluss. Einem Job ohne Bedeutung sage ich Tschüss und suche mir eine andere Firma“, so die 32-jährige Belgierin. Um den aktuellen Herausforderungen im Personalmanagement besser begegnen zu können, habe sich in Berlin ein Skype-Chat von Personalern aus 130 Start-ups entwickelt. „Da kommt eine Frage von der Geschäftsführung und dann geben uns die Fachkollegen im Netzwerk, die das Problem auch schon einmal hatten, Tipps dazu.“

Die nächste Zukunft Personal findet vom 18. bis 20. Oktober 2016 in Köln statt.

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