Teamwork: Ein Drittel ist genervt von Quiet Quittern

In jedem Job gibt es wohl solche und solche: Die einen, die stets ein Quäntchen über ihre Jobanforderungen hinaus arbeiten, und diejenigen, die pünklich fünf Minuten vor Feierabend den Stift fallen lassen, ob die Arbeit erledigt ist, oder nicht. Für letzteres wurde 2022 der Begriff "Quiet Quitting" geprägt, der eine Grundhaltung zur Arbeit beschreibt, bei dem man lediglich genau so viel arbeitet, wofür man bezahlt wird, nicht mehr und nicht weniger. Doch wie wirkt sich "Quiet Quitting" auf das Teamwork aus? Mit einer repräsentativen Umfrage wollte die Jobplattform Monster in Zusammenarbeit mit YouGov Deutschland genau dieser Frage nachgehen, und zudem ein Bild davon bekommen, wie zufrieden Arbeitnehmer:innen grundsätzlich mit ihrem Arbeitgebenden sind.

Bildquelle: Gerd Altmann / Pixabay

Quiet Quitting beeinflusst Teamkultur

Treffen im Team "Quit Quitter" auf "High Performer", wird die ungleich verteilte Arbeitslast umso deutlicher. Wie reagieren engagierte Kolleg:innen? Jede:r Dritte (29 Prozent) ist genervt und gestresst davon, wenn sie die Arbeit von weniger engagierten Kolleg:innen mit auffangen müssen, um im Job Fortschritte zu machen und beispielsweise ein Projekt fristgerecht abzuschließen. Mit dem Alter und der Berufserfahrung zieht allerdings mehr Gelassenheit ein: Während sich sogar 39 Prozent der 18-24-Jährigen darüber aufregen, tun dies nur noch 29 Prozent der 45-54-jährigen Erwerbstätigen. Ganz gleichgültig ist "low performing" von Kolleg:innen laut der Umfrage nur 16 Prozent.

Immerhin die Hälfte der Befragten (50 Prozent) versucht, eine gemeinsame, faire Lösung zu finden und mit betreffenden Teammitgliederin ins Gespräch zu gehen. Dieser diplomatische Ansatz liegt Frauen (54 Prozent) tendenziell etwas mehr als Männern (47 Prozent) und gewinnt mehr Anhänger:innen mit zunehmendem Alter: Sind es 47 Prozent der 18-24-Jährigen, die nach einer gemeinsamen Lösung suchen, tun dies 55 Prozent der über 55-Jährigen.

Doch auch der Weg zu Vorgesetzen mit einer Beschwerde ist für rund jede:n zehnte:n Erwerbstätige:n (12 Prozent) das Mittel der Wahl. Männliche Kollegen beschweren sich dabei häufiger (14 Prozent) als Frauen (9 Prozent). Berufseinsteiger:innen sind da noch deutlich zurückhaltender als die "alten Hasen": Nur 5 Prozent der 18-24 Jährigen gegenüber 12 Prozent der 45-54-Jährigen wenden sich an die Chefetage.

Männer nutzen Mehrarbeit eher als Argument für mehr Gehalt

Frauen fühlen sich grundsätzlich mehr davon unter Druck gesetzt, wenn sie die Arbeit von anderen Kolleg:innen noch mit auffangen müssen. 31 Prozent der weiblichen Befragten reagieren genervt und gestresst, gegenüber 28 Prozent der Männer. Männliche Erwerbstätige nutzen ein sichtbares Leistungsgefälle sogar eher für ihren eigenen Vorteil: So würde knapp jeder Vierte (23 Prozent) bei der nächsten Gehaltsverhandlung die eigene Mehrleistung entsprechend hervorheben. Frauen sind da zurückhaltender, nur 14 Prozent würden dieses Argument in der Gehaltsverhandlung anbringen.

"Dass weibliche Angestellte diplomatischer und mehr auf eine gemeinsame Teamkultur bedacht sind als Männer, hat diese Umfrage erneut deutlich gemacht. Dies erleben wir häufig auch schon im Bewerbungsgespräch. Für solche Situationen, genau wie auch für die Gehaltsverhandlung, möchten wir Arbeitnehmer:innen vorbereiten und unterstützen, damit sie hier zu strategisch richtigen Argumenten greifen. Das zeigt die Umfrage auch: Mit zunehmendem Alter und damit mit wachsender Erfahrung erkennen die Befragten immer mehr, dass ihre eigene Leistung in der Verhandlung zählt", so Laetitia Boidevaix, Head of Marketing DACH bei Monster.

Gefeiert wird Quiet Quitting eher nicht

Doch könnte man sich nicht von Quiet Quittern auch eine Scheibe abschneiden? Ist es nicht sogar ratsam, nicht über die Grenzen zu gehen, um frühzeitiger Erschöpfung oder gar Burnout vorzubeugen? Erstaunlich wenige Befragte bewundern laut der Umfrage die innere Haltung der Quiet Quitter: nur sieben Prozent. Die jungen Berufstätigen haben dabei am wenigsten für den Dienst nach Vorschrift übrig - drei Prozent der 18-24-Jährigen. Im typischen Midlife-Crisis-Alter von 35-44 finden sich mit acht Prozent die meisten Bewunder:innen der abgeklärten Arbeitshaltung - eigentlich kein Wunder, da hier Karriere, Familienplanung und Carearbeit für die ältere Generation aufeinanderprallen und wenig Energie für die Extrameile übrig bleibt.

Weiterempfehlung des Arbeitgebers? Weit mehr als die Hälfte sagt: Ja!

Wer am Arbeitsplatz glücklich ist, empfiehlt den Arbeitgebenden gerne an Freund:innen, Bekannte und Verwandte weiter. Und das sind laut der Monster-Umfrage immerhin 59 Prozent! Jede:r Fünfte würde sogar ganz uneingeschränkt eine Empfehlung aussprechen. Zehn Prozent der befragten Erwebstätigen sind jedoch so unzufrieden, dass sie ganz und gar von ihrem Arbeitgeber abraten würden.

Die Zufriedenheit wirkt sich auch im Team aus: Von den Berufstätigen, die ihren Arbeitgeber uneingeschränkt empfehlen, würden 55 Prozent mit dem Team nach einer gemeinsamen Lösung für die unterschiedliche Arbeitsmoral suchen und nur knapp jede:r Vierte (24 Prozent) zeigt sich genervt von dem Teammitglied. Zum Beschwerdegang bei Vorgesetzten greifen lediglich neun Prozent. Zum eigenen Vorteil in der Gehaltsverhandlung würden 14 Prozent der Befragten die Situation nutzen.

Von denjenigen, die ihren Arbeitgeber gar nicht weiterempfehlen können, zeigen hingegen nur 35 Prozent die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Mehr als doppelt so viele wie Zufriedene, nämlich 20 Prozent von ihnen, würden sich über das Verhalten bei Vorgesetzten beschweren, und 36 Prozent sind genervt davon. Knapp jede:r Fünfte (19 Prozent) bringt in der Gehaltsverhandlung die ungerechte Arbeitsverteilung an.

Laetitia Boidevaix meint dazu: "Ein Grund für Quiet Quitting kann in Unzufriedenheit am Arbeitsplatz begründet sein. Hiervon scheint die Mehrheit der Deutschen laut der Umfrage zumindest nicht betroffen zu sein. Dennoch sollten Unternehmen solche Strömungen in der Teamkultur gut im Blick haben, denn die Gefahr besteht, dass die unzufriedenen, mit Mehrarbeit belasteten Angestellten abwandern und sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Gerade in Engpassbranchen mit Fachkräftemangel kann sich das kein Unternehmen leisten. Es ist daher immens wichtig, mit allen Angestellten zu sprechen und entsprechende Ungleichheiten und Unstimmigkeiten abzufedern."

Quelle: Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.040 Personen zwischen dem 23.-25.11.2022 teilnahmen, davon 1.021 Erwerbs-/Berufstätige. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Mehr Info: www.monster.de

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