Studie: Welchen Wert hat Weiterbildung?

9 von 10 Arbeitnehmern bilden sich immer wieder weiter. Was sie anspornt, ist die Lust am Lernen und der persönliche Erfolg. In großem Kontrast dazu steht, dass Weiterbildung von Unternehmensseite nur bei jedem dritten Mitarbeiter ausdrücklich gewünscht wird. Arbeitgeber, die die Motivation der Mitarbeiter jedoch aktiv nutzen, können deren Potenzial durch Personalentwicklung und Weiterbildung voll ausschöpfen.

Weiterbildungen von Mitarbeitern häufig nicht auf Unternehmensziele ausgerichtet

Die wichtigsten Beweggründe von Mitarbeitern für eine Weiterbildung sind persönlich motiviert: Die Freude dazuzulernen und die persönliche Entwicklung (78 Prozent), der Anschluss im Beruf (69 Prozent) und der berufliche Aufstieg bzw. ein höheres Gehalt (38 Prozent). Auffällig ist, dass nur drei von zehn Befragten sehen, dass ihre persönliche Weiterentwicklung auch zum Erfolg des Unternehmens beiträgt. Dies kommt jedoch nicht von ungefähr, denn auch nur bei knapp einem Drittel der Mitarbeiter wird Weiterbildung vom Arbeitgeber ausdrücklich gewünscht.

Handlungsbedarf: Weiterbildung muss strategisches Managementthema werden

Die Tatsache, dass rund 70 Prozent der Mitarbeiter ihre Weiterbildung entweder selbst aktiv einfordern oder privat organisieren, zeigt, dass Unternehmen Personalentwicklung noch immer als nachgelagertes Thema ansehen. Dabei nimmt die Bedeutung von Mitarbeitern mit Top-Know-how für den Unternehmenserfolg angesichts aktueller Herausforderungen wie der Digitalisierung, sich wandelnder Märkte und dem Fachkräftemangel kontinuierlich zu. „Wer nur rund 30 Prozent seiner Belegschaft signalisiert, dass ihre Weiterbildung erwünscht ist, riskiert seine Wettbewerbsfähigkeit. Wir empfehlen, Personalentwicklung zu einem zentralen strategischen Managementthema zu machen“, so Dr. Jörg Schmidt, Geschäftsführer der Haufe Akademie.

K.o.-Kriterien für Mitarbeiter: Wenig Zeit, fehlende Unterstützung, mangelnde Wertschätzung

Die Studie zeigt aber auch, dass die Bereitschaft der Arbeitnehmer, privates Budget oder freie Zeit in Weiterbildung zu investieren, infolge des gesellschaftlichen Wandels mit einem starken Bewusstsein für Work-Life-Balance in den letzten fünf Jahren gesunken ist. Waren bei der Vorgängerumfrage 2013 noch 68 Prozent der Befragten bereit, eigenes Geld auszugeben, sind es aktuell nur 57 Prozent. Auch die Bereitschaft, freie Zeit am Wochenende oder Urlaubstage einzusetzen, ist rückläufig. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass sich ganze 11 Prozent der befragten Mitarbeiter überhaupt nicht weiterbilden. Ihre Hauptgründe sind: Die scheinbar fehlende Notwendigkeit in der gegenwärtigen Position, mangelnde Angebote und Finanzierung seitens des Arbeitgebers sowie Zeitmangel.

Weiterbildung zusätzlich zur Arbeitszeit wird immer schwieriger

Aktuell bilden sich Männer häufiger weiter, als ihre weiblichen Kolleginnen. Der Grund hierfür liegt wohl noch immer in den unterschiedlichen Berufs- und Familienbiografien. Umso wichtiger ist es, Weiterbildung so zu organisieren, dass sie sich in den Berufsalltag einbinden lässt. Ausschlaggebend hierfür sind flexible Formate, kleine Einheiten und der richtige Zeitpunkt. „Hier steckt ein großer Hebel für die Personalentwicklung: Wer Weiterbildung nicht nur zusätzlich zur Arbeitszeit anbietet, fördert unternehmerische Einbindung und Praxistransfer und hebt so das Potenzial aller Mitarbeiter,“ rät Schmidt.

Fazit: Unternehmen unterschätzen den Stellenwert von Weiterbildung

Anhand der Ergebnisse wird vor allem eines deutlich: Viele Unternehmen erkennen die Bedeutung von Weiterbildung noch nicht. So werden auch die Ziele, die dahinter stehen, nicht kommuniziert. Abschließend hält Schmidt fest: „Die Mitarbeiter sind hoch motiviert, allerdings sind die persönlichen Ressourcen knapp. Umso mehr liegt es an den Unternehmen, die Motivation der Mitarbeiter zu erkennen und als wichtiges Potenzial und mit viel höherem Stellenwert im Unternehmen zu nutzen.“

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