Homeoffice-Pflicht: Warum das Ende ein Rückschritt ist

Zumindest für einen Teil der momentan im Homeoffice Tätigen ist absehbar, dass ihrer Unternehmen die Homeoffice-Pflicht beenden, sobald sich die Corona-Situation verbessert. Für viele Experten ist ein solches Ende ein Rückschritt.

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Homeoffice als neues Tätigkeitsmodell

Zwar durch eine Pandemie ausgelöst, so hat sich die Tätigkeit im Homeoffice doch zu einem ganz neuen Arbeitsmodell entwickelt, das von vielen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen geschätzt wird. Es bringt nämlich zahlreiche Vorteile mit sich, die wegfallen würden, wenn die Unternehmen die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice wieder abschaffen.

Da wäre zunächst einmal die Zeitersparnis, denn der tägliche Arbeitsweg fällt beim Homeoffice weg. Darüber hinaus ist das Arbeiten vom heimischen Büro aus wesentlich günstiger, da keinerlei Kosten zur Bewältigung des Arbeitsweges mit dem Auto oder den Öffentlichen Verkehrsmitteln anfallen. Vor allem für Familien mit Kindern ergibt sich beim Homeoffice zudem die Möglichkeit, die Kinderbetreuung stärker in die eigenen Hände zu nehmen.

Modernes Homeoffice senkt die Kosten für Unternehmen

Die im Homeoffice Tätigen können sich fachkompetent beraten lassen, um zu erfahren, welche Büroeinrichtung sie für ein modernes und ergonomisches Homeoffice benötigen und besprechen dann mit dem Unternehmen die Aufteilung der Kosten. Viele Unternehmen sind bereit, einen großen Teil der Büroeinrichtung zu finanzieren, was immer noch kostengünstiger ist, als sämtliche Kosten tragen zu müssen.

Ein Homeoffice, das mit hochwertigem Büromobiliar ausgestattet ist, trägt wesentlich zu höherer Effizienz bei der Ausübung der Tätigkeit bei und ist dazu noch gesundheitsfördernd. Beispielsweise kann man mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch häufiger die Position verändern, mal im Sitzen und mal im Stehen arbeiten. Dies entlastet den Stützapparat, fördert die Bewegung und senkt so das Risiko für klassische Erkrankungen von Büroangestellten, allen voran Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen. Mit einem ergonomisch geformten Bürostuhl unterstützt man zusätzlich eine gesunde Haltung während der Arbeit.

Führung oder Selbstführung im Homeoffice

Die Notwendigkeit, das Homeoffice als Arbeitsmodell einzuführen ging für die Unternehmensführungen mit der Notwendigkeit einher, ihren Mitarbeitenden mehr Verantwortung zu übertragen. Durch die Distanz zur Unternehmensleitung ist der Arbeitnehmer gezwungen, stärker Selbstführung zu praktizieren als sich vom Vorgesetzten lenken zu lassen.

Für die Unternehmen bedeutet dies aber auch, dass sie mehr Vertrauen in ihre Untergebenen setzen müssen, denn eine direkte Kontrolle ist beim Homeoffice schwieriger.

Zugegeben, ein Teil der augenblicklich vom heimischen Büro aus tätigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wünschen sich zurück ins Büro ihres Unternehmens. Dies sind vor allem diejenigen, die im Büroalltag mehr sehen, als nur berufliche Routine. Für sie ist es ein Ort der Begegnung, sozialer Kontakte sowie des Austauschs. Darüber hinaus wird das Büro als ein Ort empfunden, durch den das Unternehmen zu einer fast fühl-, sicht- und riechbaren Realität wird.

Trotzdem haben sehr viele Berufstätige das Homeoffice als reizvolles Tätigkeitsmodell kennengelernt, das sie nicht mehr missen möchten. Die ideale Lösung ist hier vermutlich eine Mixtur aus verschiedenen Arbeitsmodellen, nämlich in Form der Mitarbeitenden direkt vor Ort im Büro des Unternehmens, denjenigen, die mobil tätig sind und zwischen Homeoffice und Büro pendeln sowie denen, die ausschließlich im Homeoffice arbeiten. Eine solche Mischkultur zu realisieren, ist mit sehr viel Aufwand verbunden und verlangt von Unternehmen wie Mitarbeitenden den festen Willen zur Veränderung hin zu einer hybriden Arbeitsorganisation.

Junge Arbeitskräfte wünschen sich Homeoffice

Ein Rückschritt wäre die Abkehr vom Homeoffice auch deshalb, wie viele, zu den sogenannten Millennials gehörenden, Arbeitskräfte sich bei Unternehmen bewerben, die unterschiedliche Tätigkeitsmodelle anbieten. Der Trend geht sehr stark zu Open Space und New Work, bei denen die ortsungebundene Tätigkeit eine wichtige Rolle spielt.

Wer als sich als Unternehmen solchen Arbeitsplatzmodellen verschließt, wird hinsichtlich der Anwerbung kompetenter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gegenüber der Konkurrenz das Nachsehen haben. Wie die Organisation funktioniert, kann man sehr gut bei vielen Start-ups sehen, die auf neue Arbeitsmodelle setzen und so eine ganz neue, für viele kreative und talentierte Arbeitsuchende attraktive Work-Life-Balance bieten.

Tatsächlich lässt sich durch die Beibehaltung des Homeoffice und die Neustrukturierung der Arbeitsorganisation in diese Richtung sogar Geld sparen. Denn vielen jungen Arbeitsuchenden flexibel gestaltete Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten sogar wichtiger, als ein sattes Grundgehalt zu kassieren.

Die Unternehmensberatung EY hat eine Studie durchgeführt, die ergeben hat, dass rund um den Globus mehr als 50 Prozent aller Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zumindest mit dem Gedanken spielen, ihre Arbeitsstelle zu kündigen, wenn ihr Unternehmen in der Zukunft nicht bereit ist, flexible Arbeitsbedingungen anzubieten.

Fazit: Homeoffice als wesentlicher Bestandteil zukünftiger Tätigkeitsmodelle

Im Grunde kann man sagen, dass Unternehmen, die das Homeoffice nach der Corona-Pandemie nicht mehr als mögliche Tätigkeitsform anbieten, im Hinblick auf neue Arbeitskräfte im Nachteil sein werden. Aus der Not geboren, hat sich das Homeoffice nach anfänglichen Problemen (vor allem hinsichtlich der Schaffung der technischen Voraussetzungen) zu einem überaus attraktiven Arbeitsmodell entwickelt, das nicht mehr wegzudenken ist. Unternehmen sind also gut beraten, nicht nur ihre Büros im Unternehmen selbst modern zu gestalten, sondern auch dafür zu sorgen, dass potenzielle Bewerber zwischen unterschiedlichen Tätigkeitsformen wählen können. Eine sture Rückkehr zum klassischen Bürojob ohne Alternative ist auf jeden Fall nicht zukunftsfähig.

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