Agile Teams brauchen Orientierung

Die Welt ist vernetzt, alles ist dynamisch, wandelt sich schnell. Starre Organisationen und eingefahrene Strukturen können darin nicht überleben. Unternehmen die erfolgreich sein wollen, müssen flexibel sein, um sich den stets sich ändernden Bedingungen, Kundenwünschen und Erwartungen anzupassen. In diesem Zusammenhang sind Begriffe wie Selbstorganisation oder selbstorganisierte Teams immer wieder anzutreffen. Die Teams arbeiten eigenverantwortlich. Es gibt keine standardisierten Abläufe, keine exakten Vorgaben und auch die hierarchischen Strukturen sind aufgelöst. Bei der Zusammenarbeit sind Flexibilität, Eigenverantwortung und Interdisziplinarität gefragt. Damit entstehen neue und kreative Lösungen, die sich schnell umsetzen lassen. Fehler sind erlaubt, Rückschläge sind möglich und geben positive Impulse, um eine andere bessere Lösung zu finden.

Abbildung: In agilen Teams gelten andere Spielregeln. Selbstorganisation und Eigenverantwortung spielen dabei eine wichtige Rolle. | Bildquelle: Pixabay © alexas_fotos (CC0 Public Domain)

Was sind selbstorganisierte Teams?

In einem selbstorganisierten Team gibt es keine klassische Hierarchie. Es gibt keine Führungskraft, die von oben Entscheidungen trifft und das Team leitet. Das Team leitet sich selbst, schafft sich eigene Strukturen und Regeln innerhalb des Teamgefüges. Diese bilden das Grundgerüst der Zusammenarbeit. Die Führungsaufgaben sind in die Regeln und Strukturen integriert.

Mit Selbstorganisation ist die Fähigkeit gemeint, selbstbestimmt zu handeln und selbstbestimmt Probleme zu lösen. Das steht im genauen Gegensatz zu einer Führung mit klassischer Hierarchie. Hierarchische Führung bedeutet, sich stets mit einem Vorgesetzten abzustimmen. In einem selbstorganisierten Team gibt es oft gar keinen Vorgesetzten. Die Führungsverantwortung liegt nicht bei einer einzelnen Person. Sie ist vielmehr auf die ganze Gruppe verteilt. Jeder im Team ist für Entscheidungen und Projekte verantwortlich. So kann jeder sein gesamtes Potenzial in Projekte einbringen.

Welche Rolle haben Führungskräfte in agilen Strukturen?

Brauchen selbstorganisierte Teams überhaupt Führungskräfte? In flacheren Hierarchien scheint es auf den ersten Blick so, dass Führung veraltet ist. Agile Führung ist nicht veraltet, allerdings sind dabei andere Aspekte wichtig. Selbstorganisierte Teams brauchen einen Rahmen, um nicht im Chaos zu versinken. Außerdem sind viele Mitarbeitende mit der umfassenden Freiheit in selbstorganisierten Teams überfordert. Sie werden unsicher und fühlen sich orientierungslos. Die Aufgabe der "Führungskraft" innerhalb des Teams ist es dann, den Kollegen Zuversicht zu geben und dafür zu sorgen, dass alle Informationen zur Verfügung stehen.

Die Führungskraft in agilen Teams gibt den Mitarbeitenden Orientierung, sodass jeder den allgemeinen Auftrag kennt und weiß, was der Sinn, die Vision der Aufgabe ist. Es ist sozusagen grob ein Rahmen abgesteckt. Die Mitarbeitenden können sich innerhalb dieses Rahmens frei bewegen.

Die Führungskraft vermittelt Zuversicht, damit jeder Einzelne den bestmöglichen Beitrag leisten kann und das Team am Ende die gestellte Aufgabe bewältigen kann.

Die Führungskraft hat Vertrauen in die Kompetenzen jedes Einzelnen und auch in die effektive Teamzusammenarbeit.

Die Führungskraft spielt Wissen und Informationen nicht als Machtinstrumente aus, sondern stellt sie aktiv dem Team zur Verfügung.

Regeln und Strukturen hängen vom Team ab

Abbildung: Aus Retrospektiven ziehen selbstorganisierte Teams wichtige Schlüsse. Dabei ist auch konstruktive Kritik gefragt. | Bildquelle: Pixabay © geralt (CC0 Public Domain)

Die Regeln und Strukturen innerhalb eines Teams stellen die Zusammenarbeit und die Kommunikation sicher. Wie sie genau ausgestaltet sind, ist abhängig von der Teamzusammensetzung. Ist es ein interdisziplinäres Team oder ein cross-funktionales? sind viele junge Mitarbeitende im Team oder mehr ältere? Die Strukturen können dann entsprechend strenger oder lockerer sein. Ein agiles Umfeld ermöglicht es, schnell auf Mängel oder Veränderungen reagieren zu können. Das stärkt selbstorganisierte Teams von Grund auf. Damit ein Team erfolgreich zusammenarbeiten kann, ist es notwendig, schnell Hindernisse und Mängel zu erkennen und sie auch schnell zu beseitigen.

Ein gutes Hilfsmittel sind dabei Rückblicke (Retrospektiven). In einem Rückblick schaut das Team immer wieder auf die verschiedenen Prozesse und analysiert genau, was gut lief und was nicht so gut lief. Dabei findet sich immer Optimierungspotenzial.

Kommunikation ist ein Schlüssel

Abbildung: Die Kommunikation muss funktionieren, sonst können nicht alle Informationen fließen. | Bildquelle: Pixabay © geralt (CC0 Public Domain)

Die Aufgabenverteilung erfolgt nicht von oben. Die verschiedenen Teammitglieder bringen sich alle aktiv ein. Jeder hat dabei ganz spezifische Kenntnisse, Erfahrungen, Fertigkeiten und Skills. Jeder übernimmt eigenverantwortlich bestimmte Aufgaben. Ziel dabei ist es, gemeinsam eine Lösung zu entwickeln, die im Einklang ist mit den Unternehmenswerten und Unternehmenszielen.

Allerdings gibt es auch niemanden, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, der alle Informationen bekommt und alle Entscheidungen trifft. Die Teams brauchen hier andere Möglichkeiten der Kommunikation und für den Austausch. Damit die Informationen fließen und die Kommunikation funktioniert, ist eine aktive Kommunikation im Team und auch mit der Organisation notwendig. Denn es fehlt das Bindeglied, die Führungskraft, die alle Informationen bei sich sammelt. Eine Grundvoraussetzung, damit dies funktionieren kann, ist ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Dafür hat jedes Teammitglied auch mehr Verantwortung. Je größer ein Team ist, umso schwieriger wird es, die entsprechenden Strukturen aufzubauen. Ziel ist es immer, dass alle Informationen, Interessen und Projekte transparent offengelegt und aufeinander abgestimmt werden.

Teilhabe, Motivation und Verantwortung

Eine Führungskraft hat normalerweise viele verschiedene Aufgaben, die ein selbstorganisiertes Team alle auf die einzelnen Gruppenmitglieder verteilt. Das macht es notwendig, dass alle sich einbringen und auch Verantwortung übernehmen.

Die Motivation entsteht durch Entscheidungsfreiheit und Verantwortung. Die Teams entwickeln Projekte eigenverantwortlich und treffen wichtige Entscheidungen gemeinsam. Jeder Einzelne hat mehr Verantwortung und mehr Entscheidungsfreiheit, was letztendlich die Mitarbeitermotivation fördert.

In einem agilen Team erfolgt die Kommunikation nicht von oben nach unten über Führungskräfte. Sie verläuft horizontal vernetzt. Das ganze Team ist eingebunden. Dieser Austausch und die gesamte Kommunikation fördern den Zusammenhalt im Team.

Ideen diskutiert das Team gemeinsam. Entscheidungen trifft das Team gemeinsam. So ist jeder in alle Schritte eingebunden und über alle Themen, die für die Gruppe relevant sind, informiert.

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