Digitaler Wandel: Herausforderungen für Agenturen

Digitalisierung. Das ist heutzutage längst kein Fremdwort mehr – im Gegenteil: Vielen hängt dieser Begriff sogar schon zum Hals heraus. Man könnte daher annehmen, jedes Unternehmen sei schon komplett digitalisiert. Doch Fakt ist: Nur etwa 37 Prozent aller Führungskräfte besitzen bereits eine konkrete digitale Vision und definieren digitale Strategien und die dafür notwendigen Maßnahmen. Vermutlich fehlt es den meisten Unternehmen – so auch Agenturen – an digitalen Leitbildern. Der folgende Artikel befasst sich daher mit den Herausforderungen der Digitalisierung speziell für Agenturen und beleuchtet, welche Veränderungen sich dadurch für diese ergeben.

Digitalisierungsangebot als Herausforderung

Die gute Nachricht zuerst: Egal, ob große Allround-Agentur, klassische Print-Agentur oder Online-Marketing-Agentur – die meisten Agenturen sind mittlerweile in irgendeiner Form digital. Dabei liegt die Herausforderung heutzutage nicht zwingend oder ausschließlich in der digitalen Kommunikation, sondern vielmehr in der Komplexität aller Prozesse, Produkte und Dienstleistungen, die aufgrund der Digitalisierung weiter Fahrt aufnimmt. Die größten Probleme sind, einer Vergleichsstudie von Ingo Hussmann von Dictyous zufolge, das Management dieser Komplexität und die bleibende Profitabilität trotz steigender Anforderungen. Im Rahmen der Studie „Digitalisierung der Klassik“ wurden sechs Agenturen zum digitalen Wandel befragt. Dabei kamen folgende Kernaussagen ans Licht:

  • Durch die Integration digitaler Angebote erhöht sich die Komplexität, die wiederum besser gemanagt werden muss.
  • Sogenannte Multi-Kanal-Lösungen gelten als sehr komplex, weshalb sie längere Vorlauf- sowie Planungsphasen benötigen. Hierbei stehen allerdings die Margen weiter unter Druck.
  • Kreation alleine ist nicht ausreichend zur Sicherung des Agentur-Profits. Nur eine kompetente Umsetzung kann zur Sicherung der Profitabilität beitragen.

Digitalisierung ist für Webagenturen eine der größten Herausforderungen. (Bildquelle: (c) geralt / pixabay)

Agentur-Modelle im Wandel

Die Digitalisierung hat Einfluss auf die gesamte Kommunikationsbranche. Das gilt nicht nur für Zeitungen und Magazine, sondern auch für die Kreativbranche und im Speziellen für Agenturen. Daher entwickeln sich auch diese stetig weiter. Bereits in den vergangenen Jahren kam es zu einschneidenden Veränderungen in der Medienlandschaft – was heute noch einen bestimmten Zweck erfüllt, ist oft morgen schon wieder überholt. Durch die Digitalisierung verändert sich beispielsweise das Marketing – klassische Print-Werbung wird zunehmend von Online-Maßnahmen verdrängt und auch der gesamte Bewerbungsprozess läuft heute verstärkt digital ab. Agenturen müssen daher alle Ebenen überdenken. Dabei ändern sich nicht nur einzelne Prozesse, sondern ganze Agentur-Modelle. Es kommt verstärkt zu einem Aufsplitten von Kompetenzen, ein Trend hin zu Spezialagenturen mit Expertise in ganz bestimmten, abgesteckten Bereichen ist spürbar. So gibt es etwa mittlerweile Agenturen, die sich exklusiv auf das Optimieren von Websites spezialisiert haben, solche, die sich nur mit Social Media befassen oder andere, die Videos produzieren. Teilweise kooperieren Agenturen projektbezogen mit Spezialisten oder lagern gewisse Dienstleistungen aus. Außerdem werden Agenturen immer mehr zu Unternehmensberatern. Beispielsweise möchten Kunden von Webagenturen neben der Erstellung neuer Websites oder Online-Shops heute auch ausreichend generelle Medien-Beratung erhalten. Häufig kommt es daher zu einer Verschmelzung größerer Agentur-Netzwerke.

Die zahlreichen Herausforderungen für Agenturen

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung kommen auf Agenturen daher zahlreiche Herausforderungen zu. Ein paar davon sind folgende:

Moderne Kommunikationstools sind essentiell
Die Technologie hat inzwischen einen starken Einfluss auf das traditionelle Agenturgeschäft. Mittlerweile gibt es eine Reihe an Kommunikations-Tools, die nicht nur die interne Abstimmung mit Kollegen vereinfachen, sondern auch für ein klassisches Kundengespräch genutzt werden können. Der Vorteil: Jegliche Art von Kommunikation wird flexibler und funktioniert auch ortsunabhängig. Der Nachteil: Diese Tools müssen professionell bedient und gezielt eingesetzt werden. Dies setzt eine umfassende Schulung der Mitarbeiter voraus, genauso wie klare Regeln zur Nutzung. Zum Glück entwickeln sich auch diese Programme stetig weiter, sodass viele davon heutzutage sehr intuitiv bedient werden können. Gleichzeitig ist eine vertrauensvolle Kundenbindung auch weiterhin das wichtigste Kapital von Agenturen. Deshalb werden Programme den direkten und persönlichen Kontakt vor Ort dennoch wohl nie ganz ersetzen können. Agenturen setzen daher verstärkt auf eine Kombination aus beiden kommunikativen Welten.

Homeoffice erfordert Strukturen
Ein weiterer Trend, verbunden mit der Digitalisierung und befeuert von der Corona-Pandemie, ist das Thema Homeoffice. Mitarbeiter müssen heutzutage nicht mehr zwingend in ein und demselben Büro sitzen, um miteinander arbeiten zu können. Remote Work wird auch nach der Pandemie in zahlreichen Unternehmen bestehen bleiben. Damit dies reibungslos funktioniert, sind, neben den bereits genannten Kommunikationstools, auch Programme nötig, die alle Strukturen einer Agentur übersichtlich abbilden. Es geht also bei diesen Agentursoftwarelösungen um ein einziges Tool, das sämtliche Bereiche von Mitarbeiter-Zeitenbuchung, Kundendaten, Projektübersicht, Status quo bis hin zu Angebots- oder Rechnungslegung inkludiert. Die Einführung einer Agentursoftware dient auch häufig der Prozessoptimierung, Effizienzsteigerung im Projektmanagement und der Optimierung der täglichen Arbeit der Mitarbeiter.

Von der Kreativleistung bis hin zur Beratung
Agenturen haben in der heutigen Zeit oft nur noch eine Chance, am Markt zu überleben: Sie müssen zusätzlich zur Kreativ-Leistung auch die passende Beratung anbieten. Eine Agentur kann klassische Unternehmensberatungen durchaus übertrumpfen – vorausgesetzt, sie wird zum Partner ihrer Kunden. Hierfür muss sie sich mit den jeweiligen Geschäftsmodellen und auch mit den Innovationen des Marktes eingehend auseinandersetzen und diese verstehen. Nur dann kann sie auch als Berater zur Seite stehen, Hürden aufzeigen und gleichzeitig Lösungen anbieten – auch über die eigene Leistung hinaus. Gefragt ist dieses Agentur-Modell insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen mit begrenztem Werbebudget.

Kooperation mit Freelancern kann Vorteile bringen
Durch den Trend hin zu einem umfassenderen Geschäftsmodell, kommt es vermehrt zu intensiven Kooperationen und Vernetzungen mit anderen Agenturen, Freelancern und Spezialisten auf einem ganz speziellen Gebiet. Vorhandene Strukturen weichen dadurch teils auf. Aber auch Freelancer selbst positionieren sich inzwischen über alle Kanäle und können sich in smarten Strukturen organisieren. Dadurch machen sie Agenturen oft Konkurrenz.

Verbraucher setzen auf Datensicherheit
Ein weiterer wichtiger Faktor im Bereich der Digitalisierung: Verbraucher sind heutzutage sehr sensibel, was die Sicherheit ihrer Daten betrifft. Die Sicherheit der Kundendaten sollte daher ganz oben auf der Prioritätenliste einer Agentur stehen.

Dank Digitalisierung bald Geschichte? – Das klassische Modell der Agentur wird immer mehr von neuen Formen verdrängt. (Bildquelle: (c) RonaldCandonga / pixabay)

Digitale Transformation bleibt große Herausforderung

Der immer schneller werdende Wandel hin zu einer digitalen Gesellschaft wirkt sich auch auf Bereiche wie Kommunikation und Medienkonsum aus. Außerdem sorgt er bei Geschäftsmodellen und Arbeitsweisen in Agenturen für grundlegende Veränderungen. Inzwischen können sogar große Anbieter bestimmte Aufträge nicht mehr allein übernehmen, denn dafür wird zunehmend mehr Wissen von Spezialisten benötigt. Dieses Wissen selbst aufzubauen, ist mitunter sehr teuer. Agenturen sind deshalb vermehrt auf ein gutes Netzwerk angewiesen. Doch auch die Arbeit in einem Netzwerk wird für viele Agenturen aufgrund von dezentraler Kommunikation, digitaler Kollaboration und schnellem Wissensaustausch zur Herausforderung.

Daher gehen Agenturen immer mehr zu einer Kombination von klassischem Projektmanagement mit agilen Arbeitsmethoden über. Dadurch lassen sich kosten- und zeitintensive Prozesse vermeiden. Gelingen kann das aber nur, wenn starre Abläufe sowie Teamstrukturen aufgeweicht werden. Flexibilität wird also zum Leitmotiv. Agenturen gewinnen mithilfe der Digitalisierung außerdem deutlich mehr Informationen über ihre Kunden als bisher. Nur durch den Aufbau neuer Kompetenzfelder wird es möglich, aus der großen Datenflut die passenden Informationen zu filtern und gewinnbringend einzusetzen. Geeignete Strategien, passendes Personal sowie Wissen über die notwendigen Tools werden benötigt, um den Schritt hin zu Smart Data zu schaffen.

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