Artikel-Archiv
wissensmanagement Heft 1 / 2024
Titelthema
Wissenstransfer - jetzt!
Demografischer Wandel & Fachkräftemangel bringen organisationale Wissensschätze akut in Gefahr
Ca. 300.000 Fachkräfte verlieren deutsche Unternehmen Jahr für Jahr. Eine Trendwende ist nicht in Sicht: Dem öffentlichen Dienst droht in absehbarerer Zeit laut Hochrechnungen eine Fachkräftelücke in Höhe von etwa 800.000 Beschäftigten. In der Versicherungssparte ist jeder zweite Makler über 50 Jahre alt. Und in der Metall- und Elektroindustrie kehrt sich die Altersstruktur komplett um. Deutschland wechselt quasi in den Ruhestand. Und wenn Unternehmen nicht rechtzeitig reagieren, führt das zu massiven Wissensverlusten - mit weitreichenden Auswirkungen auf die Produktivität oder gar Wirtschaftlichkeit der Organisationen. Wie Sie dem nahenden Wissensverlust vorbeugen und welche Wissenstransferstrategien sich in der Praxis bewährt haben, das erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe von "wissensmanagement - Das Magazin für Digitalisierung, Vernetzung & Collaboration".
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Editorial
Weißt Du noch, wie’s damals war?
von Nicole Lehnert
"Kennst Du noch den Herrn Maier? Sein Vater war früher Kunde bei uns, er würde gerne wieder an die Geschäftsbeziehung anknüpfen." Darauf die Kollegin: "Das war sicher vor meiner Zeit. In der Kundendatenbank ist nichts zu finden. Das hat der Kalli früher alles in seinen Karteikarten stehen gehabt. Aber die gibt es nicht mehr. Und der Kalli ist auch schon lange in Rente. Tut mir leid!" Solche Situationen werden künftig aller Voraussicht nach zum Tagesgeschäft gehören, denn ein großer Teil der arbeitenden Bevölkerung steht an der Schwelle zu einem ganz neuen Lebensabschnitt: dem Ruhestand.
lesenPraxis Wissensmanagement
Paradigmenwechsel | Wie die moderne Arbeitswelt Unternehmen umkrempelt
von Kai Grunwitz
Hybrid Work, New Work, New Normal - es kursieren viele Begriffe für moderne Arbeitsmodelle. Fakt ist: Die hybride Arbeitswelt ist in unserer Gesellschaft angekommen. Selbst erklärte Homeoffice-Gegner haben ihre Meinung geändert, um drohende Kündigungen ihrer Mitarbeitenden zu vermeiden. Eine neue Arbeitswelt entsteht aber nicht dadurch, dass man den Beschäftigten erlaubt, von zu Hause aus zu arbeiten. Vielmehr müssen sich Unternehmen mit ihren individuellen Herausforderungen auseinandersetzen und darauf aufbauend passende Lösungen umsetzen.
lesenBest Practice | Collaboration in Energieversorgungsunternehmen
von Tobias Stepan, Matthias Bolkart
Die Energiebranche ist im Umbruch. Der Vormarsch erneuerbarer Energien, gesetzliche Änderungen sowie die Elektrifizierung und notwendige Modernisierung zahlreicher Infrastrukturen lassen nicht nur die Anforderungen an das Netz selbst immer weiter steigen. Auch Energieversorgungsunternehmen (EVU) stellt dieser Wandel vor organisatorische und technologische Herausforderungen. Eine überalterte Belegschaft, fehlender Fachkräfte-Nachwuchs sowie allgemeine ökologische, wirtschaftliche und politische Krisen verschärfen die Situation. EVU brauchen heute Lösungen wie Geoinformationssysteme (GIS) und Kommunikationstools, die ihnen helfen, den Wandel zu managen und positiv zu steuern.
lesenBest Practice | Esprit, Bonita & Co.: Filialmanagement ist Wissensmanagement
von Leonhard Fromm
Mehr als 6000 Filialen von knapp 50 Kunden wie Bonita, C&A oder Depot betreut die Seybold GmbH in Stuttgart derzeit mit 24 Mitarbeitern. Allein 2023 kamen 1.000 Läden von Discountern und Supermärkten hinzu, so Geschäftsführer Marcus Seybold, der seine Dienstleistung 2007 gegründet hat. Berufserfahrung sammelte der heute 47-Jährige im dualen Studium bei Kaufland im Fachbereich Handel. Der gebürtige Crailsheimer wechselte bald in den Immobilien-Bereich und konzipierte Abläufe, die die Filialleiter im Umgang mit ihren Gebäuden und Untermietern entlasten.
lesenTitelthema
Demografie | Wissenstransfer – jetzt!
von Nicole Lehnert
Was haben der "Friends"-Star Courteney Cox, das Model Elle Macpherson, die Schauspieler Sandra Bullock, Nicolas Cage, Russel Crow und Keanu Reaves sowie Sänger Lenny Kravitz und die frühere First Lady Michelle Obama gemeinsam? Sie sind allesamt prominente Vertreter der Generation der Babyboomer. Und noch mehr: Sie sind alle im Jahr 1964 geboren - ein Jahr, das hierzulande geradezu als historisch gilt. Es ist nämlich das kinderreichste Jahr Deutschlands. In beiden Teilen der Republik wurden damals laut statistischem Bundesamt knapp 1,4 Millionen Babys geboren. Zum Vergleich: 2023 lag der Wert mit lediglich 519.000 Geburten bei weniger als der Hälfte.
lesenWissenstransfer | Auch das Erfahrungswissen bewahren!
von Dr. Georg Kraus
"Wie sorgen wir dafür, dass wertvolles Wissen in unserer Organisation erhalten bleibt, und wie können wir dieses so speichern, dass es an andere Personen weitergegeben werden kann?" Das fragten sich Unternehmer schon, als der Begriff Wissensmanagement noch gar nicht existierte. So dachten zum Beispiel Händler und Landwirte darüber nach: Wie geben wir das Wissen, das sich im Laufe der Jahre in unseren Köpfen angesammelt hat, an unsere Nachkommen weiter? Und Spezialisten wie Handwerker überlegten: Wie vermitteln wir unser Experten- und Erfahrungswissen an unsere Mitarbeitenden? Seit Bestehen der Menschheit erfolgte diese Wissensweitergabe in mehr oder minder strukturierter Form. Doch lange Zeit wurde diese Wissensvermittlung nicht als ein Managementprozess verstanden, der zielorientiert gestaltet werden sollte.
lesenGrundlagen & Theorien | Wenn kritisches Wissen verloren geht: Ein Blick in die Gegenwartsforschung
von Joachim Lorenz
Der Transfer von Tacit Knowledge gewinnt in der gegenwärtigen Wissensverlustforschung zunehmend an Bedeutung. Der Verlust von organisationalem Wissen, kurz Organizational Knowledge Loss (OKL), bezeichnet die Situation, in der eine Organisation ihr kritisches Wissen teilweise oder vollständig verliert. Der Verlust hat einen negativen Einfluss auf das organisationale Gedächtnis, welches die organisatorische Wissensbasis repräsentiert. Der Verlust dieser organisatorischen Wissensbasis kann wiederum Kosten verursachen und zu Nachteilen im Wettbewerb führen. In der Forschung wird diese Problemstellung mit dem organisationalen Vergessen gleichgesetzt. Folglich stellt sich die Frage, wie dieses Phänomen verursacht wird.
lesenDigitalisierung
Wissensgesellschaft | Kritisches Denken in Zeiten von KI-Bots & Co.
von Dr. Thomas Wala
Der Kompetenz zum kritischen Denken kommt aufgrund der im Digitalzeitalter stetig wachsenden Informationsfülle von mitunter zweifelhafter Güte, welche nicht zuletzt durch die sozialen Medien sowie durch auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Applikationen angefacht wird, eine immer größere Bedeutung zu. Kritisches Denken sollte daher gezielt gefördert werden - und zwar sowohl an den Hochschulen als auch in Unternehmen.
lesenKünstliche Intelligenz | KI in der Praxis: Welche Rolle spielt der „Faktor Mensch“?
von Christoph Drebes
Generative KI ist im Job-Alltag angekommen: Umfragen zufolge verwendet beinahe jeder Zweite beispielsweise ChatGPT bereits im beruflichen Kontext. Doch viele Unternehmen sind noch nicht durchgreifend auf das KI-Zeitalter vorbereitet. Es braucht es zum einen Leitlinien für die Anwendung, außerdem eine hohe Lernbereitschaft der Nutzer. Gefragt ist daher eine Kultur, die KI-Implementierung und -Einsatz überhaupt erst ermöglicht. Eine Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg spielt hierbei eine wichtige Rolle: Fach- und Führungskräfte etwa aus Bereichen wie IT, Information Management, Human Resources und Unternehmenskommunikation sollten die Grundlagen schaffen, um Silos abzubauen und unternehmensweite KI-Lösungen einzuführen.
lesenCloud Computing | Wer Cloud sagt, muss auch Security sagen
von Martin Stemplinger
Mit der wachsenden Popularität von Cloud-Lösungen stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre IT-Sicherheit an die neue Realität anzupassen. Vereint die Infrastruktur sowohl lokale Systeme als auch Cloud-Technologien, muss die Security-Strategie einen identitätsbasierten, holistischen Ansatz verfolgen, der auch Cloud-basierte Tools umfasst.
lesenHuman Resources
Leadership 2.0 | Handeln, Mitdenken, Weiterdenken: Moderne Führung braucht Wissensmanagement
von Dr. Werner Bünnagel, Alwine Pfefferle
Führung ist zum wichtigen Baustein in der Unternehmensentwicklung geworden. Daher ist es an der Zeit, sich die moderne Führung näher anzuschauen, um die Bausteine zu erkennen, die notwendig sind, um Bewegung in die Führungsarbeit zu bekommen. Bewegung und Beweglichkeit sind mehr denn je sowohl im Konzept der Unternehmensentwicklung als auch in der der Praxis der Führung zum Navigationspunkt geworden. Doch Führung ist nicht mehr ein zentralistisches Handeln und auch nicht ausschließlich ein Delegieren. Das fordert Führungskräfte gegebenenfalls dazu heraus, umzudenken und sich neu zu organisieren.
lesenOrganisationskultur | New Work: Was erwarten Mitarbeiter von einer flexiblen Arbeitswelt?
von Dr. Thomas Bleistein, Moritz Paulus, Luisa Barton, Dr. Dirk Werth
In einer sich rasant verändernden Arbeitswelt stehen sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer vor neuen Herausforderungen. Traditionelle Arbeitsmodelle und -strukturen weichen zunehmend innovativen Ansätzen, die häufig unter dem Begriff "New Work" zusammengefasst werden. Dementsprechend steht New Work für einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir uns organisieren und (zusammen-)arbeiten. Durch New Work sollen die Potenziale der Digitalisierung, Individualisierung und insbesondere der Flexibilisierung genutzt werden, um den steigenden Anforderungen an die individuelle Arbeitsleistung gerecht zu werden und Mitarbeitern ein Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben zu ermöglichen. Gleichzeitig wird die individuelle Produktivität in den Arbeitsphasen gestärkt, da New Work eine agile Arbeitsplanung in Abhängigkeit der persönlichen Leistungsfähigkeit ermöglicht. Doch inwieweit ist der New Work Ansatz in der Praxis angekommen und was wünschen sich Mitarbeiter für die flexibilisierte Arbeitswelt der Zukunft?
lesenWissenszuwachs | Aus- & Weiterbildung im Außendienst: Den richtigen Wissensmix erwerben
von Rainer Skazel, Dirk Thiemann
Die Leistungsfähigkeit eines Außendienstmitarbeiters entsteht nicht durch die Ausbildung einzelner Fähigkeiten. Die Kompetenzen sollten vielmehr im Zusammenhang gesehen werden: Wer top ist bei der Bedarfsanalyse und Einwände professionell entkräften kann, aber nicht über die erforderliche soziale Kompetenz verfügt, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, wird niemals ein überdurchschnittlich guter Außendienstler sein können. Darum ist es zielführend, bei der Aus- und Weiterbildung strategisch vorzugehen, um die Kompetenzen zu fördern, die erfolgsentscheidend sind für Kundenorientierung und Verkaufserfolg.
lesenTrends
Big Data | Corporate Foresight: Der Blick in die Zukunft – und seine Tücken
von Dr. Christian Philipp Nixdorf
Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Viele Unternehmen finden sich damit allerdings nicht ab. Mittels Szenariotechniken und Trendextrapolationen schauen sie voraus, welche Entwicklungen sich am Horizont abzeichnen. Corporate Foresight (CF) wird diese Zukunftsforschung genannt. Herausfordernd ist sie, weil trotz noch so ausgefeilter Datensammlung, -verknüpfung und -interpretation nie vollständig erfasst werden kann, was sich in welchem Ausmaß wirklich entwickelt. Wir sehen immer nur einen Teilbereich. Wie Politiker, Manager oder Kunden agieren und welche Wechselwirkungen dadurch entstehen, ist komplex. Es kann so oder so kommen, oder auch ganz anders. Nicht alle potenziellen Möglichkeiten lassen sich erkennen - und daher auch nicht planen. Das anzuerkennen heißt aber nicht, dass Zukunftsforschung nutzlos wäre. Sie kann Wettbewerbsvorteile bringen und ein wichtiges Kontrollgefühl evozieren. Sie kann aber auch schaden. Ihre Anwendung muss wohlüberlegt sein, denn die Kosten-Nutzen-Rechnung geht nicht immer auf.
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