2012/1 | Editorial | Editorial

Lernen – nonstop, überall & lebenslang

von Oliver Lehnert

Lebenslanges Lernen ist eine unbedingte Notwendigkeit, um mit der Gesellschaft Schritt halten zu können – oder wie es der Komponist Benjamin Britten sagte: „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.“ In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat die Dynamik an den Märkten und in der Gesellschaft allerdings so rasant zugenommen, dass wir viel schneller und immer mehr lernen müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren oder gar ganz vorne mithalten zu können. Daher kommt dem lebenslangen Lernen heute eine noch viel wichtigere Bedeutung zu als in der Vergangenheit. Der Unternehmer Reinhold Würth geht sogar soweit, die Gesellschaft – entsprechend ihrer Bereitschaft zu lebenslangem Lernen – in zwei Gruppen zu teilen: „Lebenslang lernen ist ein Stück Selbstverständlichkeit, und doch wird ein aufmerksamer Beobachter feststellen, dass sich die Menschen seiner Umwelt in zwei Lager aufzuteilen scheinen: die einen schon mit 40 vergreist [...] Andere im Alter von 70 machen einen wendigen, optimistischen, agilen und positiven Eindruck, sind unabhängig von der Berufslaufbahn aktiv geblieben und beobachten ihre Umwelt aufmerksam und positiv. Analysiert man beide Gruppen, dann zeigt es sich, dass erstere verlernt haben, zu lernen, während letztere sich analytisches Denken und den Drang zum Leben bewahrt haben.“

Lernen ist folglich zur Lebensaufgabe geworden, die nicht nur den beruflichen Erfolg sichern soll, sondern auch zum persönlichen Wohlbefinden beiträgt – bis ins hohe Alter. Eigentlich eine gute Nachricht, schließlich sind Informationen in Hülle und Fülle vorhanden, wir brauchen sie nur zu konsumieren, um unser Wissen auszubauen. Doch gerade die Menge an Informationen, die immer vielfältigeren Wege, sich Know-how anzueignen und die Komplexität des Wissens machen lebenslanges Lernen zu Herausforderungen für Unternehmen und für jeden Einzelnen.

Lernen ist heute problemlos überall und jederzeit möglich – in Präsenzseminaren, als virtuelles Training, als kombinierte An gebote in Form von Blended Learning, als Tandem zwischen Jung und Alt, in 3D-Welten, auf mobilen Endgeräten ... Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen, was zeigt: Vor allem gilt es, die richtige Form des Lernens zu finden. Und das können durchaus auch spielerische Varianten sein, wie der Artikel von Leonhard Fromm „Weiterbildung in der Chefetage: Von Brettspielen bis Online-Bibliotheken“ ab Seite 22 zeigt. Auch welche neuen Möglichkeiten das Cloud Computing für den Wis senserwerb bietet, auf welche Weise man große Grup pen innerhalb kürzester Zeit schult und wie man Mitarbeiter generationsabhängig weiterbildet und für das Lernen motiviert, sind Themen unseres Titelschwerpunkts ab Seite 18.

Wie man das „richtige“ Wissen für Weiterbildungen findet, wie man es sich am besten aneignet und wie Lernen in der Zukunft funktionieren wird, steht auch auf der Agenda der 1. Wis sensmanagement- Tage Krems. Am 8. & 9. Mai 2012 diskutieren hier Wissensmanager aus Praxis und Wissenschaft die neuesten Trends und geben ihre Erfahrungen weiter. Informationen finden Sie unter www.wima-krems.at.

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