2009/12 | Fachbeitrag | Green IT

Landesbank Baden-Württemberg setzt auf energiesparende Hochleistungsserver

von Rolf Kersten

Inhaltsübersicht:

 

„Die interne IT versteht sich als Dienstleister der die Landesbank Baden Württemberg (LBBW), der den geschäftlichen Wandel im Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Services begleitet“, sagt Rechenzentrumsleiter Günter Mattinger. Als Beispiel führt er den Notes E-Mail-Client an: Das Nutzungsaufkommen hatte sich vervielfacht. Die rasant wachsende Datenmenge konnten die veralteten Server, auf denen die Lösung bisher betrieben wurde, nicht mehr bewältigen. Hier war eine schnelle und effiziente Alternative zu den bisherigen Systemen gefragt. Mit Green IT wollte das Unternehmen dabei gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: eine höhere Leistungsfähigkeit der Server bei geringerem Stromverbrauch.

 

Mehr Leistung – weniger Energie

„Wir begaben uns 2007 auf die Suche nach einem stabilen, zukunftsfähigen System, das ausreichend Performance bot“, blickt Teamleiter Michael Riedel zurück. Die Wahl fiel noch im selben Jahr auf aktuelle Server, die auf der innovativen Chip Multi-Treading (CMT)-Architektur basieren. „Mit diesen Systemen konnten wir auch die späteren Fusionen bewältigen, die uns damals noch nicht bekannt waren“ – so Riedel. Die Lösungen arbeiten viele Rechenbefehle – so genannte Threads – gleichzeitig ab. Die anfängliche Skepsis gegenüber der neuen Technologie wich schnell einer breiten Akzeptanz, wie Riedel bestätigt: „Die Rechner sind absolut robust, die Anwender zufrieden und wir sparen immense Betriebs- sowie Energiekosten. Außerdem benötigen die CMT-Systeme weniger Platz als ihre Vorgänger.“ In den Servern stecken UltraSPARC Prozessoren, welche mit jeweils acht Kernen auf einem Stück Silizium arbeiten, die wiederum mehrere Threads abdecken. Der UltraSPARC T1 Prozessor bringt es so insgesamt auf 32, der neuere T2 schon auf 64 parallele, logisch voneinander getrennte Verarbeitungsvorgänge.

 

Die Migration verlief problemlos, die Erweiterung um zwei Server der nächsten Generation zum Jahreswechsel 2008/2009 ebenfalls. Mittlerweile sind rund 13.500 Notes-Anwender angebunden. Sie sind entweder bei der LBBW selbst beschäftigt oder bei einer der Töchter des Konzerns, der mittlerweile mehr als 200 Filialen betreibt.

 

Kleines Format, große Leistung

Mitte 2007 implementierte die LBBW Server mit T1-Prozessoren. Obwohl sich die Landesbank vorab über Referenzprojekte informiert hatte, blieben Riedel und seine Kollegen skeptisch: „Wir waren dann aber überrascht, welche Leistung die Winzlinge an den Tag legten.“ Im Rack benötigt ein Server gerade einmal zwei Höheneinheiten und kann dennoch fünf herkömmliche Systeme bei gleicher Performance ersetzen. Die Investition für beide Server lag bei der Hälfte der Wartungskosten für die Altlösung, sodass der Return-On-Investment bereits bei Inbetriebnahme erreicht war.

 

Der „Server auf einem Chip“, wie er von manchen Unternehmen genannt wird, beschleunigt nicht nur Anwendungen, er spart auch Strom. „Den geringeren Energieverbrauch hatten wir bei unserer Entscheidung nicht berücksichtigt«, sagt Riedel: „Angesichts steigender Strompreise sind wir heute froh über diesen zusätzlichen Vorteil der Systeme.“ Der T1-Prozessor benötigt beispielsweise nur 72 Watt und damit nicht mehr als eine herkömmliche Glühbirne.

 

Neue Generation eingeführt

„Die neuen Systeme haben uns in jeder Hinsicht überzeugt«, resümiert Riedel. Und so verwundert es nicht, dass mittlerweile auch die zweite Generation in die beiden gespiegelten Stuttgarter Rechenzentren Einzug gehalten hat. Die Anwender sollten größere Mailboxen erhalten, wodurch die Last auf den Servern spürbar ansteigen würde. Deshalb erweiterte die Bank das bestehende System um Server mit T2-Prozessoren und 64 parallelen Threads. Obwohl diese doppelt so viele Vorgänge abarbeiten können wie ihre Vorgänger, kommen sie mit zwei Watt pro Thread aus – nicht einmal 95 Watt insgesamt. Aufgrund ihrer Parallel-Kapazität eignen sich CMT-Server besonders für Virtualisierung, die die Administratoren über so genannte Logical Domains (LDoms) realisieren. Damit können sie jeder Domäne ihre physischen Ressourcen und eine oder mehrere Threads zuordnen.

 

Außerdem unterstützen die Rechner 10-Gigabit-Ethernet und beschleunigen eine typische Server-Tätigkeit: das Ver- und Entschlüsseln von Daten. Dem T2-Prozessor hilft dabei jeweils ein für Security zuständiger Co-Prozessor pro Kern. Die CPU überträgt die kryptografischen Aufgaben an diesen Spezialisten, was die Performance erhöht.

 

Migration ohne Hürden

Die Migrationsprojekte der LBBW im Jahr 2007 und Ende 2008 auf die neue CMT-Technologie waren innerhalb weniger Wochen abgeschlossen. Alle Daten liegen nämlich in einem zentralen Storage Area Network (SAN), sodass sich die Server parallel zum Produktivbetrieb installieren und dann sofort andocken lassen. Nachdem das erste System zwei Wochen Tests durchlaufen hatte, schaltete die LBBW das zweite System dazu und blieb so auf der sicheren Seite.

 

Aufgrund der positiven Erfahrungen hat die LBBW mittlerweile weitere Applikationsserver auf CMT-Server portiert – „mit ähnlich positiven Erfahrungen“, wie Michael Riedel resümiert.

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