2008/1 | Editorial | Wissensmanagement

E-Learning 2.0

von Oliver Lehnert

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ hat heute keine Geltung mehr. Das Lernen ist nicht mehr mit der Ausbildung beendet, sondern wird zum zentralen Gestaltungsmittel individueller Lebens- und Arbeitschancen. Damit wird Bildung zur lebenslangen Herausforderung. Nur so ist es auch zukünftig noch möglich, auf dem Arbeitsmarkt mitzuhalten und sich Wettbewerbschancen zu sichern. Diese Maßgabe gilt dabei für Personen und Unternehmen gleichermaßen.

Der Weg vom Ausbildungs-Lernen hin zu lebenslangen Lernen durchbricht die Grenzen herkömmlicher Bildungsstrukturen und die Einteilung in strikt aufeinander folgende Abschnitte eines Bildungsweges. Lebenslanges Lernen bedeutet aber nicht, seine Qualifikationen „nur“ an neue Erfordernisse anzupassen. Dafür gibt es schon seit langem ein breites Angebot beruflicher Fort- und Weiterbildungen. Lebenslanges Lernen verlangt vielmehr ein Umdenken: Es muss freiwillig und pro-aktiv erfolgen, den Wiedereinstieg in Bildungswege ermöglichen und im Beruf erworbene, aber nicht formal bescheinigte Kompetenzen zertifizieren - und dafür neue Lernformen anbieten. Darüber ist lebenslanges Lernen in all seinen Facetten auch ein Weg zu mehr Eigenverantwortlichkeit und verbindet so die bisher überwiegend separat agierenden Bildungsbereiche zu einem ganzheitlichen System.

Seitdem der irische Verleger und Internetpionier Tim O'Reilly auf der ersten Web-2.0-Konferenz im Oktober 2004 in San Francisco den Begriff Web 2.0 und die Idee dahinter vorstellte, hat sich das World Wide Web fundamental verändert. An vielen Stellen hat es die Gestalt einer Parallelwelt angenommen, in der die Nutzer abseits fern der Wirklichkeit neue Identitäten annehmen und Existenzen aufbauen. Der Wechsel zwischen virtueller und materieller Welt erfolgt fließend. MP3-Player, Handys, Notebooks und andere mobile Endgeräte stellen Brücken dar - auch zu den Lernwelten der Anwender. Damit verändern sich nicht zuletzt die Lehr- und Lernprozesse unserer Gesellschaft. Informeller Erfahrungsaustausch, aber auch hartes Faktenwissen kann damit unabhängig von Zeit und Raum erfolgen.

Das Web 2.0 und die damit verbundenen Möglichkeiten nehmen einen immer stärkeren Einfluss auf die reale Bildungslandschaft. An den Universitäten entdecken Professoren, Mitarbeiter und Studenten die Möglichkeiten virtueller Vorlesungen - angefangen bei elektronischen Seminartagebüchern über webbasierte Prüfungen bis hin zu Vorlesungen mittels Podcasts. Damit vollzieht sich der Wandel vom Lernen über das E-Learning bis hin zum E-Learning 2.0.

Ihr

Oliver Lehnert

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