2017/12 | Fachbeitrag | Digitale Transformation

Digitalisierung: Baustoffriese auf dem Weg in die Zukunft

von Nadja Müller

Inhaltsübersicht:

Die Etex Group S.A hat über 15.000 Mitarbeiter auf allen Kontinenten in 42 Ländern. Die Geschichte der Gruppe begann 1905 mit der Erfindung von Eternit durch den Gründungsvater Alphonse Emsens bei Brüssel. Heute hat die Holding weltweit 107 Fabriken und drei Innovations-Zentren in Europa. Sie macht einen jährlichen Umsatz von rund 2,8 Milliarden Euro und ist in die vier Geschäftsdivisionen Building Performance, Fac?ade, Industry und Roofing unterteilt. Etex deckt ein großes Portfolio in diesen vier ausgewählten Geschäftssegmenten ab und verfügt über starke lokale Marken. Der Anspruch lautet, technisch und ästhetisch überlegene Baustoffe herzustellen, die dazu nachhaltig und preiswert sind.

Digitalisierung beim Baustoffriesen Etex

Die Gruppe hat sich dem Wandel bereits gestellt, indem Geschäftsstruktur, Prozesse und Tools auf dem neuesten Stand gehalten werden. Dieses und die Zentralisierung des Einkaufs sorgen dafür, dass Produkte so preiswert wie möglich hergestellt werden können. Auch die Verwaltungskosten werden mit Shared Service Centern und einem globalen Sparprogramm gesenkt. Die Fragestellung im Bezug auf die Digitalisierung für den Baustoffriesen lautete nun: Wie kann sich Etex positionieren, um auch künftig Wettbewerbern einen Schritt voraus zu sein? Welche Initiativen und Maßnahmen müssen ergriffen werden, um die Herausforderungen der Digitalisierung bestehen zu können und neue Potenziale voll auszuschöpfen?

Um auf diese Fragen Antworten zu finden, beauftragte Dirk Altgassen, CIO der Etex Group S.A., im Oktober 2016 das internationale Beratungsunternehmen AdEx Partners, Etex bei der Entwicklung einer digitalen Roadmap zu unterstützen, um damit die Unternehmensgruppe zukunftsfähig aufzustellen. Die Erstellung einer Roadmap beginnt mit der Analyse der Geschäftsprozesse, um gleichermaßen Schwächen wie Potenziale definieren zu können. Das Ergebnis fasst daraus resultierende Handlungsempfehlungen als Projekte zusammen und weist ihnen Zeitfenster zu, so dass der Weg der Digitalisierung Schritt für Schritt und systematisch gegangen werden kann. Typischerweise ist eine Roadmap auf drei bis fünf Jahre angelegt. Der Kunde wird klassischerweise bis in die Initialisierungs- und Umsetzungsphase der Neuerungen begleitet.

Auf dem Weg zur Digital Roadmap

Vier verschiedene Stadien werden bei dem Projekt Digital Roadmap durchlaufen:

  1. Es beginnt mit der Erfassung des digitalen Status Quo. Der digitale Reifegrad des Unternehmens wird dabei zum einen durch die Perspektive von außen betrachtet, zum anderen findet eine digitale Selbstbewertung statt.
  2. In der anschließenden Analysephase werden laufende und geplante digitale Aktivitäten erfasst sowie digitale Lücken und mögliche Änderungsbedarfe identifiziert. Die gewonnenen Ergebnisse werden bewertet.
  3. Dem schließt sich die Designphase an, in der Highlevel-Lösungsoptionen entwickelt sowie validiert werden.
  4. In der abschließenden vierten Phase wird ein digitaler Strategieplan definiert und finalisiert. Dafür werden wichtige Meilensteine der Digital Roadmap identifiziert und festgelegt. Auf diese Weise wird die digitale Roadmap entwickelt und verabschiedet.

Das Digital Maturity Assessment ist Kernbestandteil der ersten Bestandsaufnahme. Es ermittelt den Reifegrad der Firma im Kontext der Digitalisierung und stellt den ersten Schritt auf dem Weg zur digitalen Roadmap dar. Die Ergebnisse des Assessments fließen vollumfänglich in die Erstellung der Roadmap ein.

Das Digital Maturity Assessment ist ein Ausschnitt des AdEx IT Assessment Framework. Dieses Rahmenwerk basiert auf einem Katalog von insgesamt 1.200 Hypothesen zu neun Dimensionen der Unternehmensstruktur. Die im Kontext der Digitalisierung geeigneten Hypothesen werden passend ausgewählt, individualisiert und nach Bedarf erweitert, so dass auf den Kunden zugeschnittene Questionnaires entstehen. So wird ein ganzheitlicher, standardisierten Blick auf den Status Quo möglich. Zu den neun Dimensionen, die beim Digital Maturity Assessment geprüft werden, gehören unter anderem die Kerngebiete "Vision & Strategy", "People & Culture", "Organization & Governance" und "Processes & Services".

Um die verschiedenen Dimensionen zu durchleuchten und zu erfahren, welche Sicht Interne auf den digitalen Reifegrad des eigenen Unternehmens haben, wurden Interviews mit wichtigen Stakeholdern von Etex geführt, außerdem mit ausgewählten IT-Führungskräfte sowie den vier Digital Managern. Sie sind den vier Business Divisions zugeordnet, für alle digitalen Belange des entsprechenden Geschäftsbereichs zuständig und die Schnittstelle der Business- zur IT-Organisation. Die Interviewpartner bewerteten, wie weit die Hypothesen der Fragebögen zutrafen und gaben so ihre Einschätzung vom Status Quo des digitalen Reifegrads von Etex. Außerdem entwarfen sie selbst ihre Perspektive von einer Digital Roadmap: Ein wichtiger Input, der in den Kontext der Analysen eingeordnet wurde.

Die Vorgehensweise über Hypothesen führt schnell zum Ziel und vor allem zu den "Pain Points": So werden Schwachstellen in den Unternehmensstrukturen identifiziert und jene Themen aufgedeckt, für die der Kunde Unterstützung braucht, um von der Digitalisierung nicht überholt zu werden, sondern im Gegenteil gut aufgestellt vom Wandel profitieren zu können. Nur wenn komplexe Zusammenhänge und Abhängigkeiten betrachtet und integriert werden, können Lösungsmodelle entwickelt werden, die langfristig und nachhaltig wirken.

Digitalisierung bringt entscheidende Wettbewerbsvorteile

Firmen, die die Digitalisierung verschlafen, müssen künftig massive Wettbewerbsnachteile in Kauf nehmen. Die Digitalisierung betrifft dabei nicht nur naheliegende Bereiche wie die Darstellung eines Unternehmens im Internet oder das Feld Ecommerce. Es geht um viel mehr: Die digitale Transformation erschafft innovative Technologien und neue Möglichkeiten, dem Kunden konkreten Mehrwert zu bieten. Diese Potenziale gilt es zu heben. Für Etex deckte die Digital Roadmap unter anderem die Vorteile auf, die ein Investment in neue digitale Technologien bringen kann: Die Gruppe ist in der Lage die Baustoffe für ein komplettes Gebäude liefern. Um das zu veranschaulichen, könnte mit den Techniken der digitalen Virtual Reality und deren Vorstufe Building Information Modelling dieses Gebäude nach Wunsch für den Kunden komplett in einer virtuellen Realität erschaffen werden. Der Kunde könnte auf diese Weise einen vollständigen und detaillierten Eindruck gewinnen, wie sein Objekt aussehen wird, schon bevor es gebaut wurde.

 

 

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