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5/2000
Editorial Wissensmanagement

Kann es eine einzige Definition für Wissensmanagement geben?

von

Die DMS EXPO liegt hinter uns: Eine Veranstaltung, die von Jahr zu Jahr wächst und damit symptomatisch ist für die Entwicklung der Informations- und Wissensmanagement-Branche. Eine Veranstaltung, auf der Jahr für Jahr neue und mitunter verblüffende Lösungen gezeigt werden. Eine Veranstaltung mit vielen technologischen Antworten auf Fragen, die so bisher noch nicht gestellt worden sind. Gleichzeitig aber auch eine Veranstaltung mit vielen Fragen, auf die es bisher keine befriedigende Antwort gibt.

Die DMS EXPO liegt hinter uns: Eine Veranstaltung, die von Jahr zu Jahr wächst und damit symptomatisch ist für die Entwicklung der Informations- und Wissensmanagement-Branche. Eine Veranstaltung, auf der Jahr für Jahr neue und mitunter verblüffende Lösungen gezeigt werden. Eine Veranstaltung mit vielen technologischen Antworten auf Fragen, die so bisher noch nicht gestellt worden sind. Gleichzeitig aber auch eine Veranstaltung mit vielen Fragen, auf die es bisher keine befriedigende Antwort gibt.

Die Frage, die mir am häufigsten gestellt wurde: „Sie sind Herausgeber des Magazins wissensmanagement. Wie definieren Sie Wissensmanagement überhaupt?“

Die Enttäuschung: Ich kenne keine Definition, die allen Facetten des Wissensmanagements gerecht wird! Es gibt für Wissensmanagement zwar viele Definitionen, aber keine einzige ist allgemein gültig und allumfassend. Im Gegenteil: Der Versuch einer Definition von Wissensmanagement kann sogar ein Reizthema sein, wenn Vertreter unterschiedlicher Ausrichtungen auf ihren jeweiligen Standpunkten beharren.

Unser Magazin wissensmanagement erhebt in keiner Weise den Anspruch, die Antwort auf die Frage nach der Definition des Begriffes Wissensmanagement zu bieten. Unsere Aufgabe ist eine andere: Wir wollen zum Nachdenken anregen, wir wollen Diskussionen provozieren und wir wollen darüber hinaus die gesellschaftspolitischen Aspekte ins Spiel bringen.

Denn verstandenes und gelebtes Wissensmanagement stellt manches Althergebrachte auf den Kopf.

• Individuenübergreifendes Wissensmanagement:

Mitarbeiter müssen lernen ihr Wissen zu teilen. Führungskräfte bei DaimlerChrysler werden schon heute in nicht unerheblichem Maße danach beurteilt, ob sie bereit sind Wissen zu teilen und weiterzugeben. Weitere Einblicke in Wissensmanagement bei DaimlerChrysler geben wir Ihnen übrigens in unserem Interview.

• Hierarchienübergreifendes Wissensmanagement:

Vorgesetzte müssen verstehen und akzeptieren, dass bei gelebtem Wissensmanagement ihr Wissensvorsprung gegenüber den Mitarbeitern dahinschmilzt. In Zukunft verfügen viele Mitarbeiter möglicherweise sogar über mehr Wissen als ihre Vorgesetzten. Die Wissenshierarchie wird umgekehrt.

• Unternehmensübergreifendes Wissensmanagement:

Wissensaustausch ist auch zwischen einzelnen Unternehmen erforderlich. Denn warum soll jeder das Rad immer wieder neu erfinden? Gelebtes Wissensmanagement über Firmengrenzen hinweg setzt große Synergiepotenziale frei.

• Länderübergreifendes Wissensmanagement:

Wozu es führt, wenn Nationen möglicherweise aus falschem Stolz das Wissen anderer nicht annehmen wollen, haben wir jüngst bei der russischen U-Boot-Katastrophe erlebt. Länder, die über einen Wissensvorsprung verfügen, haben eine moralische Verantwortung, zu teilen. Denn Reich und Arm wird heute nicht mehr nur am Bruttosozialprodukt festgemacht. Wenn die reichen Nationen nicht bereit sind auch ihr Wissen zu teilen, wird die Schere zwischen Reich und Arm, zwischen erster und dritter Welt nur noch weiter aufgehen.

In der vorliegenden Ausgabe von wissensmanagement beschäftigen sich eine Reihe von Autoren mit dem Thema des Wissensmanagements in der Übersetzungsbranche. Auch hier geht es um die Definition von Begriffen und um das Überwinden von Grenzen.

Natürlich hat schon längst die IT ihren Einzug gehalten. Nicht so sehr in Form automatischer Übersetzungssysteme, diese werden nämlich auch mittelfristig den Experten aus Fleisch und Blut nicht ersetzen können, sondern in Form einer effizienten Kombination von Mensch und Maschine: So werden z.B. Ausgangstexte und ihre Übersetzungen satzweise in Datenbanken gespeichert, um sie bei zukünftigen Übersetzungsprojekten automatisch wieder abrufen zu können ? praktiziertes Wissensmanagement, das Zeit- und Kosten spart! Was genau es mit dem transcycling®, also dem Recycling einmal gemachter Übersetzungen, auf sich hat, lesen Sie unter anderem in unserem Schwerpunktthema.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen

Ihr Dr. Wolfgang Sturz

Dr.-Ing. Wolfgang Sturz

Herausgeber


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